Die Vorwürfe sind happig: Das Finanzunternehmen Hindenburg Research wirft der Börsenlegende Carl Icahn vor, sein Investmentvehikel Icahn Enterprises funktioniere nach einem Schneeballsystem. Das Geld von neuen Investoren in Icahn Enterprises werde dazu verwendet, um Dividenden an bestehende Investoren zu zahlen. Zudem übertreibe Icahn den Wert der Aktiva seiner Investmentfirma.

Nach der Veröffentlichung des Hindenburg-Berichts Anfang Mai fiel der Kurs von Icahn Enterprises von 50 Dollar auf 32 Dollar. Fast 10 Milliarden Dollar Börsenwert lösten sich in Luft auf. Icahn ist seitdem unter Druck – und in Erklärungsnot. Nun hat er sich gegenüber der «Financial Times» geäussert. «Man bekommt nie den perfekten Hedge hin, aber wenn ich mich an die Parameter gehalten hätte, an die ich immer geglaubt habe, wäre alles in Ordnung gewesen. Aber das habe ich nicht», sagte er dem Finanzmedium.

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Damit hat der berühmte Investor, der dafür bekannt und berüchtigt ist, Firmen in Einzelteile zu zerlegen und diese teuer zu verkaufen, zugegeben, dass er einen Fehler begangen hat. Sein Irrglaube: Eine massive Wette auf einen Börsencrash. Laut der «FT» führte diese Wette über sechs Jahre hinweg zu Verlusten von fast 9 Milliarden Dollar.

Icahn Enterprises, das börsenkotierte Vehikel, wettete nach der Finanzkrise 2008 aggressiv auf einen Markteinbruch, doch dieser traf nie ein. «Ich war offensichtlich der Meinung, dass der Markt vor grossen Schwierigkeiten stand», so der Börsenstar. Aber: Die US-Notenbank pumpte während der Coronapandemie riesige Geldsummen in den Markt, um diesen zu stabilisieren. Icahn verstiess mit seinem Vorgehen gegen die Börsenweisheit «Wette nie gegen die Fed».

Vermögenswerte trudeln seit 2014

Icahn ist dafür bekannt, dass er seine Investitionen zu einem grossen Teil mit fremdfinanziertem Geld tätigt. Davon zeugt die hohe Verschuldungsquote von Icahn Enterprises, was das Unternehmen ins Wanken bringen könnte. So ist das Investmentvehikel nach Ansicht von Hindeburg durch ein Darlehen von Morgan Stanley gefährdet, das zu einem Zusammenbruch des Unternehmens führen könnte. Icahn Enterprises erklärte, dass es die Kredite «in vollem Umfang» einhalte und kündigte einen Aktienrückkauf im Wert von 500 Millionen Dollar an, um den Aktienkurs zu steigern. 

Der Wert des Aktienportfolios von Icahn Enterprises ist von 7,9 Milliarden Dollar im Jahr 2017 auf aktuell 5,6 Milliarden Dollar gesunken. Für Icahn stellt das ein potenzielles Problem dar, denn er bezog die jährliche Dividende von 8 Dollar pro Aktie nicht in bar, sondern in Form von Aktien. Durch die drohende Bankenkrise in Amerika und den Streit um die Schuldenobergrenze nimmt der Druck auf die Gruppe zu. «Wir sind zwar immer noch abgesichert, aber nicht mehr in dem Masse wie früher», so Icahn gegenüber der «FT».

(mth)