Immer wieder gehen in Japan Videos viral, in denen Teilzeitangestellte Unfug treiben, um damit in den sozialen Medien zu prahlen. Gerade für Restaurantketten ist dies ein grosses Risiko. Die Kundschaft reagiert verständlicherweise oft sehr empfindlich, wenn Hygienevorschriften absichtlich missachtet werden. Versicherungsprodukte, die Rechtskosten und andere Ausgaben im Zusammenhang mit dem Fehlverhalten von Angestellten abdecken, gewinnen deshalb an Beliebtheit.

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Ein aktuelles Beispiel ist die auch in Japan beliebte internationale Pizza-Kette Domino’s. Am 12. Februar steckte ein Teilzeitler in einer Filiale in der Stadt Amagasaki seinen Finger in die Nase, um ihn beim Kneten am Pizzateig abzuwischen. Hunderttausende sahen das Video auf X (ehemals Twitter).

Domino’s sah sich genötigt, sich in einer Stellungnahme zu entschuldigen. «Von nun an wird das gesamte Unternehmen sein Möglichstes tun, um eine Wiederholung zu verhindern und das Vertrauen wiederherzustellen.» Der Teig sei nicht verwendet worden und man habe den gesamten Teig aus der Filiale entsorgt. Zudem erwäge man «strenge rechtliche Schritte» gegen die beteiligten Mitarbeiter.

Krisenmanagement-Beratung und Entfernung von Postings

Das Phänomen des «Teilzeitler-Terrors» (Japanisch «baitotero») hat die Versicherungsindustrie auf den Plan gerufen, wie die Zeitung «Mainichi» berichtet. So begann die Tokio Marine & Nichido Fire Insurance bereits 2019 mit dem Verkauf einer «Reputationskostenversicherung». Die Police deckt die Kosten für Krisenmanagement-Beratung, Rechtsvertretung und die Entfernung von Online-Postings im Zusammenhang mit «Teilzeitler-Terror» und kontaminierten Produkten.

Ausserdem unterstützt ein Beratungsunternehmen, das mit dem Versicherer zusammenarbeitet, die Versicherungsnehmer bei der Durchführung einer Entschuldigungspressekonferenz. Die Zahl der Versicherten erhöhte sich 2023 gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent.

Auch Sompo Japan bietet einen Versicherungsschutz für besorgte Unternehmen an. Sompo erstattet dabei die Anwaltskosten betroffener Firmen und bietet einen Beratungsservice für die Beantwortung von Beschwerden an. Auch diese Versicherung werde immer beliebter und habe bereits 20’000 Kunden, schreibt «Mainichi».

Neue Sicherheitsmassnahmen in Förderband-Sushirestaurants

Doch es sind nicht nur fehlbare Angestellte, die im Zusammenspiel mit Social Media ein gewaltiges Reputationsrisiko für Fastfoodketten und Supermärkte darstellen. In den letzten Jahren waren es auch immer wieder Kundinnen und Kunden, die etwa die bekannten Förderband-Sushirestaurants zu zahlreichen Sicherheitsmassnahmen zwangen.

Weil Teenager in mehreren viralen Videos Sushis ableckten und aufs Förderband zurückstellten und andere widerwärtige Spässe trieben, ist heute jeder Tisch videoüberwacht. Zudem kreisen die Sushiteller nicht mehr offen auf dem Band, sondern sind zugedeckt und werden oft nur noch auf Bestellung direkt an einen Tisch geschickt.

Gabriel Knupfer
Gabriel KnupferGabriel Knupfer ist Redaktor Wirtschaft-Desk bei Blick und arbeitet seit zehn Jahren für die Handelszeitung.Mehr erfahren