Der neue CEO der Zürcher Kantonalbank (ZKB) will sein Institut auf ein Netto-Null-Ziel verpflichten. Wie er dabei vorgeht und was er von Kunden hält, die nicht nachhaltig investieren wollen, sagte Urs Baumann, der seit rund hundert Tagen an der operativen Spitze der Bank steht, im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» (Samstagsausgabe).

Bis vor kurzem war er im freien Markt tätig. Jetzt arbeitet Baumann im Staatssektor. «Der Kanton hat einen Leistungsauftrag definiert. Wir müssen daher unseren Purpose nicht suchen, er steht im Gesetz, und zwar schon lange. Und dieser Zweck ist so definiert, dass wir nicht nur rein gewinnorientiert sind, sondern dem Wohl der Gesellschaft und der Umwelt verpflichtet sind. Das spürt man», führte er aus.

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«Wir sind die sicherste Universalbank der Welt»

Die ZKB sei hervorragend positioniert. «Wir sind die sicherste Universalbank der Welt, geniessen eine hervorragende Reputation, sind finanziell erfolgreich und haben hohe Zufriedenheitswerte bei Kunden und Mitarbeitern», sagte Baumann weiter.

Mit Blick nach vorne sieht der Manager fünf strategische Prioritäten: die Weiterentwicklung der Diversifikation; die Erhöhung des Kundennutzens durch Digitalisierung; Nachhaltigkeit; die Erhöhung von Effizienz und Effektivität; sowie die Weiterentwicklung der Marke und der Kultur.

Was die Diversifikation anbelangt, so habe die neue Strategie schon gut gegriffen. «Wir konnten in den vergangenen zwanzig Jahren die Abhängigkeit vom Zinsgeschäft von 76 Prozent der Erträge auf 50 Prozent reduzieren. Doch es gibt noch Potenzial, das wollen wir ausschöpfen. Denn durch Diversifikation wird die Bank sicherer», so der Manager.

Doch habe seine Bank auch im Private Banking noch Potenzial, man wolle hier wachsen. «Schweizweit haben wir auch beim Grossfirmenkundengeschäft, beim Asset Management und bei der externen Vermögensverwaltung komparative Vorteile. Selektiv können wir aber auch im Ausland weiter zulegen, sei es im Private Banking in ausgewählten Kernmärkten oder beim Vertrieb unserer Anlageprodukte über ausländische Banken. Grundsätzlich liegen die Chancen vor allem im Kommissionsgeschäft.»

ZKB als Pionierin in der Nachhaltigkeit

Was die Nachhaltigkeit anbelangt, so sei die ZKB eine Pionierin. «Wir lancierten 1992, als noch niemand über Nachhaltigkeit sprach, unsere Umwelthypothek. 1996 bauten wir das erste Nachhaltigkeits-Research auf, 1998 den ersten nachhaltigen Aktienfonds», führte er aus. 2018 habe die ZKB als eine der ersten Banken eigene grüne Bonds herausgegeben. 2021 sei man schliesslich der Net-Zero-Asset-Managers-Initiative beigetreten. «All diese Innovationen bringen uns wie auch der Umwelt etwas.»

Doch sei die Bank auch nur ein Finanzintermediär: «Wir können die Kunden nicht zwingen, nachhaltig zu investieren. Wir müssen möglichst gute, nachhaltige Produkte herstellen und die Kunden entsprechend beraten - in der Hoffnung, dass sie auf diese Produkte umschwenken», führte er aus. Es gehe also nicht darum, dass die Finanzindustrie Polizei spiele in diesem Bereich.

Keine Zahlen zur Säule-3a-App der ZKB

Ausserdem äusserte sich Baumann zu Frankly, der Säule-3a-App der ZKB. «Wir sind auf dem Weg, aber wir geben keine Zahlen bekannt», antwortete er auf die Frage, ob die App in den schwarzen Zahlen sei.

(awp/gku)