Als erster Ministerpräsident der rechtsliberalen Volkspartei für Freiheit und Demokratie (VVD) zog Mark Rutte 2010 in das «torentje» in Den Haag ein - das Türmchen, wie der Amtssitz des Regierungschefs genannt wird. Er wird dort wohl bleiben.

Trotz deutlicher Verluste ging seine VVD als stärkste Kraft aus der Parlamentswahl am Mittwoch hervor - nach einem heftig geführten Schlagabtausch um türkische Wahlkampfauftritte in den Niederlanden und scharfen Auftritten gegen Rechtspopulismus.

Mit seiner optimistischen Ausstrahlung hatte Rutte frischen Wind nach Den Haag gebracht. Er gilt als charmant, bürgernah und sehr pragmatisch - und ist zugleich für einige Überraschungen gut: Er geht ohne Smartphone durchs Leben. Er hat einen Teilzeitjob an einer Hauptschule. Und die einzige Frau im Leben des 50-Jährigen ist seine Mutter.

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Seine Herkunft

Rutte ist ein Nachzügler: Sein Vater war schon 58, als er geboren wurde. In der elterlichen Wohnung herrschte eine nostalgische Kolonial-Atmosphäre: Der Vater hatte lange Jahre in Niederländisch-Indien, dem heutigen Indonesien, verbracht und vermisste im kühlen Holland die Palmen.

Sein Traumberuf

Seit seiner Kindheit spielt Rutte leidenschaftlich gern Klavier und wollte mit zwölf Jahren sogar Konzertpianist werden. Sein Lehrer hielt ihn aber davon ab: So gut sei er auch wieder nicht.

Sein Schicksalsschlag

Als Rutte 22 war, starb sein 18 Jahre älterer Bruder - sein «grosses Vorbild» - an Aids. «Sein Tod hat meine Einstellung zum Leben drastisch verändert», sagte er darüber. «Mir ist seitdem klar, dass ich nur dieses eine Leben habe.»

Die Frau in seinem Leben

Ist seine Mutter, Hermina Cornelia Dilling. Sonst ist da niemand. «Die letzte Beziehung, die ich hatte, war in meiner Studentenzeit», gestand er vergangenes Jahr in einem Fernsehinterview. Schwul sei er aber nicht: «Ich bin einfach noch nicht der Richtigen begegnet.» Meistens vermisse er nichts, manchmal aber doch. «Das letzte Tabu in den Niederlanden ist, allein stehend zu sein.»

Sein Handy

Obwohl seine rechtsliberale VVD eigentlich die Partei der Besserverdiener ist, ist Rutte für seine Anspruchslosigkeit bekannt. Die Zeitung «NRC Handelsblad» nannte ihn einmal den «am wenigsten materialistischen Politiker seit Gandhi». Er wohnt in einer kleinen Etagenwohnung in Den Haag, fährt einen alten Saab und besitzt kein Smartphone. Vergangenes Jahr überraschte er Apple-Chef Tim Cook im Silicon Valley, als er während eines Treffens sein prähistorisches Nokia-Tastenhandy hervorholte.

Seine Teilzeitstelle

Seit 2008 unterrichtet Rutte jeden Donnerstagmorgen ehrenamtlich Gesellschaftskunde an einer Hauptschule in Den Haag. Die meisten Schüler haben dort einen türkischen oder marokkanischen Migrationshintergrund. Seiner Biografin Sheila Sitalsing zufolge hat Rutte den Unterricht fast noch nie abgesagt. Wenn er donnerstags zum Ministerrat nach Brüssel muss, wartet um 10.00 Uhr eine kleine Autokolonne mit laufendem Motor vor dem Schultor auf den «meester» (Lehrer). Und dann geht's von dort beispielsweise auch zu einem EU-Gipfel mit Merkel und Hollande in Brüssel.

Sein Dauergrinsen

Rutte grinst und lächelt fast ununterbrochen. Nach allem, was man weiss, war er schon immer so ein «vrolijk mannetje» (fröhlicher Mensch). Er stellt sich auch grundsätzlich nur mit «Mark» vor, und er soll die Geburtstage und Namen der Kinder zahlloser Mitarbeiter bis hin zu Polizisten im Kopf haben. Das ist nett, aber schon mancher Parteifreund hat daraus die falschen Schlüsse gezogen und geglaubt, er sei Ruttes ganz spezieller Freund. Wenn er dann plötzlich abserviert wurde, kam das böse Erwachen. Denn harte Entscheidungen trifft Rutte durchaus - mit einem Lächeln auf den Lippen.

(sda/ccr)

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