Sowohl die Europäische Zentralbank als auch die deutsche Aufsichtsbehörde Bafin haben offenbar ernsthafte Einwände gegen Jürg Zeltner als Aufsichtsrat der Deutschen Bank. Dies meldet die «Financial Times» unter Berufung auf «three people with knowledge of the process». Das Problem: Als CEO der Luxemburger Bankengruppe KBL gilt Zeltner den Aufsehern offenbar als zuwenig unabhängig.
KBL ist unter Kontrolle des Regimes von Katar und steht im Wealth Management in Konkurrenz zur Deutschen Bank – und zwar laut Einschätzung der Behörden allzu «directly». Auf der anderen Seite hält das katarische Regime auch 6,1 Prozent an der Deutschen Bank.
«Kann nicht heruntergeredet werden»
Der Schweizer Jürg Zeltner war im August in den Aufsichtsrat von Deutschlands grösster Bank bestellt worden. Man könne sich keine andere Lösung vorstellen, als dass Zeltner eine der beiden Rollen aufgibt – jene bei der KBL oder jene bei den Deutschbankern; dies sagte ein hochrangiger Banküberwacher zur «FT». «Das kann auch nicht heruntergeredet werden damit, dass die KBL im Verhältnis zur Deutschen Bank relativ klein ist.»
Zu KBL-Gruppe gehören diverse Vermögensverwalter und Asset Manager, darunter die niederländische Privatbank Insinger Gilissen, die britische Brown Shipley, das deutsche Traditionshaus Merck Finck sowie die Bank am Bellevue in der Schweiz (einem Markt, wo die Deutsche Bank bekanntlich weiter expansiv tätig sein will). Das Problem ist, dass CEO Zeltner auch als Investor an KBL signifikant beteiligt ist.
Deutsche Medien hatten zuvor schon berichtet, dass Zeltner ohne weitere Rücksprache mit den Aufsehern eingesetzt worden sei. Durchgesickert war auch, dass sowohl die EZB als auch die Bafin Bedenken angemeldet hatten. Neu ist nun, dass die Behörden recht harte Konsequenzen aus diesen Bedenken ziehen und ihr Veto einlegen wollen. Zeltner ist bereits im Amt – gerichtlich bestellt –, er muss an der nächsten Generalversammlung im Mai 2020 noch von den Aktionären bestätigt werden.
«Keine symbolische Lösung»
Die Deutschbanker unter Präsident Paul Achleitner hatten darauf gesetzt, dass es genügt, wenn Zeltner bei einzelnen Fragen in den Aufstand tritt. Dies ist laut den Quellen der «FT» nun nicht der Fall: «Wir werden keine symbolische Lösung akzeptieren, die nur daraus besteht, dass Herr Zeltner bei bestimmten Angelegenheiten den Raum verlässt», so ein Regulator.
Die Behörden hätten allerdings noch keinen abschliessenden Entscheid gefällt, so die Quellen weiter. «The ECB, BaFin, Deutsche Bank and Mr Zeltner declined to comment», so die FT.
(rap)