Eine ganze Reihe von Problemen beschäftigt die Weltwirtschaft. Drei davon stechen besonders hervor. Erstens die anhaltende Energiekrise, die durch Russlands Einmarsch in die Ukraine ausgelöst wurde und die nun zu Beginn des Winters für hohe Erdgas- und Strompreise sorgt. Zweitens die erhöhte Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel), die durch angespannte Arbeitsmärkte und steigende Löhne verstärkt wird. Und drittens die Situation in China, wo Immobilienkrise und Null-Covid-Politik erheblich auf der Konjunktur lasten.  

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Jedes dieser drei Hauptprobleme trifft die grossen Wirtschaftsräume unterschiedlich. Die Energiekrise ist in erster Linie ein europäisches Problem – hier ist die Abhängigkeit von Erdgas von ausserhalb des Kontinents am grössten. Die Kerninflation wiederum ist in den USA die grösste Erschwernis und entsprechend schwierig in den Griff zu kriegen. Die US-Notenbank Fed steckt noch immer mitten in der Aufhol- respektive Kampfphase.  

China schliesslich kämpft mit hausgemachten Problemen. Die Regierung will die Macht der grossen IT-Konzerne im Land beschränken und ist mit einer Immobilienkrise konfrontiert. Auch die Lieferketten bleiben störungsanfällig.  

Über den Autor

Shamik Dhar ist Chief Economist von BNY Mellon Investment Management.

Das «Globale Rezession»-Szenario  

Kann die Weltwirtschaft eine Rezession 2023 vermeiden? Im Basisszenario von BNY Mellon Investment Management kommt es mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent zu einer globalen Rezession (mehr dazu und zu den beiden anderen Szenarien – eine eher weiche Landung (30 Prozent) und «eine Sicherung brennt durch» (10 Prozent) siehe Vantage Point Q4 2022). Einige Regionen sind mehr gefährdet als andere. Die europäische Wirtschaft befindet sich bereits in einer Rezession oder dürfte bis zum Jahresende in eine solche abrutschen.  

In den USA rechnet das Basisszenario aufgrund der streng-restriktiven Fed-Politik ebenfalls mit einem konjunkturellen Rückgang und einer erheblichen Schwächung des Arbeitsmarktes. Die Zinsen werden länger hoch bleiben und die Währungshüter bis ins Jahr 2024 hinein auf der geldpolitischen Bremse stehen. Als Folge schwächt sich der Wirtschaftsverlauf unter den Wachstumstrend ab und bis zur Erholung wird es einige Zeit dauern.  

Wie es mit dem Franken und dem Euro weitergeht

Die deutliche Aufwertung des Euro zum Franken seit dem historischen Tiefstand im September ist nur ein kurzfristiger Aufwärtstrend. Weiterlesen.

Chinas Beharren auf einer strikten Null-Covid-Politik wird die inländische Konsumentenstimmung, den Arbeitsmarkt und die Konjunktur insgesamt weiter belasten. Peking schnürt zwar immer grössere «quasi»-fiskalische Konjunkturpakete, hat aber Mühe, den Einbruch im Immobiliensektor zu verhindern.  

US-Aktien im Vorteil  

Am Aktienmarkt dürfte die Talsohle noch nicht erreicht sein, aber möglicherweise ist sie nicht mehr weit entfernt. Trotz Abwärtsrisiko auch am US-Aktienmarkt bevorzugt BNY Investment Management amerikanische Titel.

Europäische Werte und Aktien aus Schwellenländern können mit US-Valoren nicht mithalten. Eine Untersuchung der US-Baissen seit 1929 zeigt, dass der S&P 500 in den meisten Fällen im Jahr nach dem Eintritt in einen Bärenmarkt positiv schliesst.  

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