Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz ist im Oktober nur leicht gestiegen: 558 mehr Menschen waren gegenüber September arbeitslos gemeldet. Deutlich höher lag die Zahl der Stellensuchenden mit insgesamt rund 240'000 – etwa 3300 mehr als einen Monat zuvor. Die Arbeitslosenquote blieb dennoch stabil bei 3,2 Prozent. 

Erfreulich ist, dass die Jugendarbeitslosigkeit deutlich abgenommen hat: Die Quote bei den 15- bis 24-Jährigen verringerte sich gegenüber dem Vormonat auf 3,3 von 3,6 Prozent. Dies dürfte sich vor allem durch den Beginn des Ausbildungs- und Studienjahrs im Herbst erklären.

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Für das Gesamtjahr gehen die Ökonomen des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) von einer Arbeitslosenquote von 3,2 Prozent aus. Allerdings rechnet das Seco in den kommenden Monaten noch mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit infolge der Corona-Pandemie, 2021 dürfte die Quote auf 3,4 Prozent ansteigen, allerdings dürfte sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt ab dem zweiten Quartal wieder etwas entspannen.

Kurzarbeit federt Arbeitslosigkeit ab

Die Kurzarbeit federt nach wie vor die Arbeitslosigkeit ab, sagt Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit im Seco. Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise im Frühjahr wurde für 1,9 Millionen Arbeitnehmende Kurzarbeitsentschädigung beantragt, das entsprach 37 Prozent der Beschäftigten in der Schweiz. Seither sind die Anträge auf Kurzarbeit kontinuierlich gefallen. 

Bislang wurden 8 Milliarden Franken an Kurzarbeitsentschädigung ausgezahlt; davon 1,7 Milliarden im produzierenden Gewerbe, 1,2 Milliarden im Handel, 825 Millionen im Gastgewerbe und 403 Millionen in der Hotellerie. 

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Für November wurden 487'500 Anträge bewilligt – das seien 9,4 Prozent der Beschäftigten und lag deutlich über der Zahl des Oktobers. Betroffen seien aufgrund der jüngsten Corona-Beschränkungen insbesondere Beschäftigte aus der Gastronomie und der Hotellerie

Weder Konkurswelle noch Massenentlassungen erwartet

«Wir gehen von keiner Konkurs- und Entlassungswelle aus. Es liegen sehr anspruchsvolle Monate vor uns, aber es wird nicht zu Massenentlassungen kommen», sagt Zürcher. In diesem Jahr seien 30 Millionen Franken an Insolvenzentschädigungen ausgezahlt worden, bis Jahresende dürfte es 40 bis 45 Millionen werden. Zum Vergleich: 2019 wurden 41 Millionen Franken ausgezahlt.

Wie es in den kommenden Monaten weitergeht, hänge vor allem von der Weltwirtschaft ab, die grosse Unsicherheit belastet vor allem exportorientierte Sektoren wie die Mem- und die Uhrenindustrie. 

Ein leicht anderes Bild zeichnet die Konjunkturforschungsstelle (Kof) der ETH Zürich: Im Kanton Zürich und in der Nordwestschweiz - Aargau, Basel-Stadt und Basel-Land - sind die Firmenkonkurse deutlich gestiegen, vor allem bei Transport- und Kommunikationsfirmen. Die negativen Folgen der ersten Corona-Welle scheinen noch nicht verdaut zu sein, heisst es im Firmenkonkurs-Monitoring der Kof und des Wirtschaftsinformationsdienstes Bisnode D&B. Die aktuelle Corona-Welle ziehe die Konjunktur zudem wieder nach unten, so die Autoren.

In anderen Regionen des Landes ist die Zahl der Firmenpleiten jedoch auf normalem Niveau. So habe die Corona-Krise bislang zu weniger Insolvenzen geführt als vorherige Krisen – dank der staatlichen Unterstützungsmassnahmen. Einerseits wirkten die kantonalen Härtefallhilfen, aber auch die Kurzarbeit könne für die geringe Zahl der Konkurse eine Rolle gespielt haben, denn Firmen hätten ihre Lohnkosten damit schnell reduzieren können.

(mlo)