Das Timing stimmte, die Märkte schienen hungrig und sprachlich war das Jungunternehmen nahe beim Zeitgeist: Gigme hiess das Zürcher Startup, das 2016 online ging. Der Firmenname passte perfekt zur vielerorts ausgerufenen «Gig-Economy», welche postuliert, dass Arbeitsstellen zunehmend zu einzelnen Gigs (Auftritten) würden.

Drei Wochen hier in einem Projekt mitmischen, zwei Monate dort per Kurzfrist-Job Geld für die nächste Reise verdienen: Diesen Markt wollte Gigme bedienen, als «erster digitaler End-to-End-Personalverleih», wie das die Firma nannte.

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Betrieb eingestellt, Firma liquidiert

Tatsächlich liess sich die Sache anfangs gut an; der Firma gelang es, namhafte Kunden zu gewinnen. Doch nun ist Gigme leise abgetreten. «Leider können wir Ihnen unsere Dienstleistungen nicht mehr anbieten», heisst es auf der Firmen-Website; Unterlagen im Handelsregister zeigen, dass das Unternehmen jüngst liquidiert wurde.

Was ist da geschehen? Gigme-Sprecher Thomas Löhrer bestätigt das Ende. Grund für das Scheitern sei «eine Kombination aus mangelnder Investorenbereitschaft, harzendem Geschäftsmodell und Timing der strategischen Ausrichtung gewesen». Oder kürzer: Als Frischgeld gefragt war, konnten in nützlicher Zeit keine Investoren angezapft werden.

Wichtig bei neuen Modellen wie jenem von Gigme ist eine Versicherungslösung, die potenziellen Kunden auf Firmenseite ein gutes Gefühl und Rechtssicherheit verleiht. Da sei es zu einer unguten Entwicklung gekommen, sagt Löhrer. Die Versicherungslösung, die man den Kunden zunächst bieten konnte, sei von den Behörden neu überprüft worden. Das «verunsicherte potenzielle Investoren und verunmöglichte eine dringende Finanzierung».

«Try and fail, but never fail to try»

Nachdem das Unternehmen zu Beginn gut losgelegt hatte, musste man dieses Jahr überlegen, wie der eigene Gig möglichst ohne Nebengeräusche zu beenden sei. Man kam einem Konkurs zuvor, sagt Löhrer: «Wir wollten keinen Schaden verursachen und haben deshalb die Firma liquidiert. Alle externen Forderungen wurden bedient.»

Aktuell sieht es nicht so aus, als ob Gigme auferstehen könnte. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Das signalisiert zumindest das Business-Motto auf dem Linkedin-Profil von Gigme-Gründer und -Chef Frank Ohoven: «Try and fail, but never fail to try»: Versuchs und mache Fehler, aber mach nie den Fehler, es nicht versucht zu haben.

Andreas Güntert
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