Linkedin-Chefin Barbara Wittmann über das richtige Profil und Kompetenzen

Frau Wittmann, laut Ihrem Profil auf LinkedIn haben Sie 500+ Kontakte. Wie viele sind es genau und wie viele davon kennen Sie wirklich? Barbara Wittmann: Die genaue Zahl müsste ich nachgucken. Ich denke, ich habe ein paar tausend Kontakte. Davon kenne ich nicht alle persönlich, aber es gibt mit allen gemeinsame Interessen. Und was empfehlen Sie Nutzern: Möglichst viele Kontakte sammeln oder wählerisch sein? Qualität geht klar vor Quantität. Wenn man eine Person nicht kennt, sollte man zum Beispiel schauen, ob sich Themen überschneiden oder man gemeinsame Kontakte hat. Wir haben uns aber bewusst entschieden, maximal «500+» Kontakte anzuzeigen: Es soll kein Wettlauf darum entstehen, wer die meisten Kontakte hat. Niemand kann 10'000 Personen richtig kennen. Wie sieht denn das perfekte Profil aus, um zu punkten? Bewerber sollten alle Felder von Ausbildung über Fähigkeiten bis Auslanderfahrung ausfüllen und zusätzlich angeben, was sie dort jeweils konkret gemacht haben. Dafür eignen sich Stichpunkte sehr gut, es sollten nicht mehr als zwei pro Station sein. Zusätzlich lohnt es, das Feld «Zusammenfassung» auszufüllen, denn das steht ganz oben im Profil und fällt direkt ins Auge. Hier gilt: Nicht wiederholen, was schon weiter unten im Profil steht. Sondern? Wir wissen von Unternehmen, dass Bewerber gut ankommen, die darlegen, was sie in Zukunft interessiert. Zwei bis drei Sätze sollten hier genügen. Barbara Wittmann ist Country Manager für LinkedIn Deutschland, Österreich und die Schweiz. Sie wohnt in München. Nach Stationen in der Strategieberatung und als General Managerin beim Softwarekonzern Dell wechselte Wittmann 2016 als Director Talent Solutions für den DACH-Raum zum Karrierenetzwerk LinkedIn. Seit 2019 ist sie Country Manager für den DACH-Raum. Das Unternehmen LinkedIn ist mit 740 Millionen Mitgliedern weltweit das wichtigste Business-Netzwerk. Pro Sekunde werden 55 Bewerbungen auf Linkedin eingereicht. Die Interaktionsraten wachsen stark. Für viele ist es schwierig zu verstehen, wie sie mit Headhuntern in Kontakt treten sollen oder von ihnen wahrgenommen werden. Also: Auf die Anfrage vom Headhunter warten oder aktiv angeben, dass man auf der Suche ist? Seit der Corona-Krise hat sich einiges verändert. So viele Menschen waren in Kurzarbeit oder mussten den Job wechseln. Deswegen ist die Stigmatisierung des Arbeitsuchens weggefallen. Man kann in seinem LinkedIn-Profil inzwischen öffentlich sichtbar angeben, dass man auf der Suche ist. Wie schafft man es denn, möglichst attraktiv für Headhunter zu sein? Zum einen geht das über die klassischen Angaben im Profil. Zum anderen aber auch über die Aktivität bei LinkedIn: Zeige ich mit meinen Beiträgen und Kommentaren Expertise auf meinem Gebiet oder signalisiere ich bereits Interesse an einem Unternehmen, da ich ihm folge oder auf Beiträge bei LinkedIn reagiere, positioniert mich der Algorithmus weiter oben in den Suchergebnissen eines Headhunters. Dann ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass ein Headhunter Sie anschreibt. Das heisst aber nicht, dass man sich danach zurücklehnen kann und den Job auf sicher hat. In welchen Branchen gibt es bei LinkedIn gerade besonders viele offene Stellen? In den Branchen, in denen vor der Krise ein Mangel an Personal und Fachkräften bestand, wie in der Gesundheitsbranche; und auch in der Software- und IT-Branche besteht nach wie vor ein starker Engpass, teilweise sogar noch stärker als vor der Krise. Hier haben Bewerber derzeit also sehr gute Chancen. Ebenso im verarbeitenden Gewerbe oder im Einzelhandel, hier ist der Konkurrenzkampf aktuell etwas niedriger als vor der Krise. Welche Soft Skills sind gerade gefragt? Da sind zum Beispiel Anpassungsfähigkeit, Resilienz, Kommunikationsfähigkeit und Kollaboration sehr gefragt und weit oben auf der Liste von Entscheidern. Das klingt nach etwas abgedroschenen Worthülsen. Wer diese Fähigkeiten in seinem Profil angibt, muss schon nachweisen, dass etwas dahintersteckt. Das geht auch über Kurse, in denen man sich gezielt Techniken aneignet – zum Beispiel zum richtigen Verhalten in Videokonferenzen oder in Gesprächssituationen. Führungskräfte können sich auch konkret dazu schulen lassen, wie sie Signale der Teammitglieder in Bezug auf Stress erkennen oder mit ihren Mitarbeitenden richtig über deren Privatleben sprechen.

Linkedin-Chefin Barbara Wittmann über das richtige Profil und Kompetenzen

«Man kann heute öffentlich angeben, dass man auf Job-Suche ist»