Wie Firmen Linkedin-Storys richtig nutzen

Egal ob Instagram oder Facebook – Storys werden von Nutzerinnen und Nutzern der sozialen Netzwerke viel genutzt: ein kurzes Video, das sich nach wenigen Stunden selber löscht und einen authentischen Einblick in das Privatleben gibt. So das Konzept. Seit wenigen Tagen können Unternehmen und deren Mitarbeitende auch auf dem Karrierenetzwerk Linkedin Storys platzieren. Sie funktionieren nach dem gleichen Prinzip wie die Instagram-Storys und löschen sich nach 24 Stunden selbst. Wie stark die Funktion in der Schweiz genutzt wird, lässt sich schwer abschätzen. Noch ist kaum eine Firma aktiv, aber viele normale Angestellte posten bereits fleissig erste Inhalte. Kunden markierenDer Social-Media-Experte Jürg Kobel erwartet, dass schon bald viele Firmen die Story-Funktion für die interne wie die externe Kommunikation nutzen werden: «Viele Firmen sind bereits auf Instagram aktiv und publizieren dort Storys. Sie haben somit Erfahrung mit der Erstellung von Storys und auch damit, welche Storys bei der Community auf Anklang stossen und welche weniger. Die Funktion auf Linkedin ist praktisch identisch», so Kobel. «Bevor jetzt aber Storys auf Linkedin veröffentlicht werden, sollte überlegt werden, welche Ziele damit erreicht werden sollen und für welche Zielgruppen diese gedacht sind.» Auch Claudia Sauter, Verwaltungsrätin der digitalen Kommunikationsagentur Equipe in Zürich, sieht viele Chancen für die Linkedin-Storys: «Wie wäre es zum Beispiel mit einer Bilderstory über den Alltag eines Mitarbeitenden oder auch mit Fotos von einem neuen Tool? Sozusagen ein Blick hinter die Kulisse. Gerade in grossen Unternehmen fördert dies den Zusammenhalt und man lernt einiges über andere Bereiche.» Man könne auch Erfolge feiern und einem Team gratulieren – sogar die Mitarbeitenden taggen. Das sei ein wunderbares Kompliment. «Oder vielleicht ein Testimonial posten und den Kunden taggen. Das hilft dann wiederum beiden Unternehmen in Sachen Bekanntheit», so Sauter. Schattenseiten der StorysAls Worst Case für die Nutzung definiert sie die «peinliche Live-Dokumentation eines Firmenanlasses.» Risikoreich wäre es zudem, wenn Mitarbeitende ständig Videos aus dem Büro posten und dabei sensible Informationen auf ihrem Netzwerk teilen. Linkedin selbst sieht die Storys vor allem für die externe Kommunikation als geeignetes Mittel. «Zum aktuellen Zeitpunkt sind Storys bei Unternehmensseiten für alle Follower und bei Mitgliedern für alle Kontakte sichtbar und eignen sich somit also primär für die externe Kommunikation», so Linkedin-Sprecher Steffen Wist. «Wir eruieren allerdings fortlaufend, unseren Mitgliedern und Unternehmenskunden weitere Möglichkeiten zur Eingrenzung der Zuschauerschaft der Storys anzubieten.» Bisher seien auch Werbebuchungen in den Storys noch nicht möglich, die Option werde aber geprüft, heisst es von der DACH-Linkedin-Zentrale in München. Gesicht statt LogoJürg Kobel empfiehlt, dass Firmen genau beobachten sollten, wenn ihre Mitarbeitenden anfangen, firmenrelevante Inhalte in ihren Linkedin-Storys zu posten: «Auf Linkedin legen User ihren Beruf und ihren Arbeitgeber offen. So agieren Mitarbeitende als Markenbotschafter. Daher sollten Firmen grossen Wert auf die Kommunikationsbefähigung der Mitarbeitenden legen.» Das würde sich auch lohnen: «Wenn ein Gesicht hinter einem Profilbild steckt, werden Beiträge mehr geliked, kommentiert oder geteilt, als wenn ein Logo dahintersteckt. Und je mehr Mitarbeitende aktiv sind, desto wirkungsvoller ist die Kommunikation.» Vermieden werden sollte das Veröffentlichen von privaten Inhalten oder das stetige Posten und Bewerben der eigenen Produkte, so der Social-Media-Fachmann. Nicht zu viel EigenwerbungDavor warnt sogar Linkedin selbst. In einem Factsheet zum Thema Storys wird dringend davon abgeraten, «konsequent die eigenen Produkte und Dienstleistungen anzupreisen» sowie «sehr private Momente zu teilen». Einen Einblick ins eigene Homeoffice zu geben, dafür dürften sich die Kurzvideos hingegen sehr gut eignen. Gerade die im Homeoffice eingebunkerten Teams verlieren ohne virtuellen Austausch den Bezug zur Firmenkultur. Und vielleicht lindern die Linkedin-Filmchen ja tatsächlich ein wenig den grassierenden Homeoffice-Blues.So funktioniert die Story-Funktion Do: Für Personaler eignet sich die Funktion, um verdiente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Storys zu taggen und damit hervorzuheben. Auch Einblicke in Homeoffice-Routinen können überzeugen.Don’t: Keine permanente Anpreisung der eigenen Fähigkeiten oder Dienstleistungen. Auch Kaufempfehlungen oder Mitschnitte langweiliger Firmenevents haben in der Story nichts zu suchen.Sichtbarkeit: Noch postet kaum jemand Storys auf Linkedin. Firmen, die sich als Erste trauen, erhalten also mehr Sichtbarkeit – das gilt natürlich auch für ungewollte Fremdschäm-Snippets.