Pakete und Päckchen von Zalando oder Amazon sind überhaupt nicht mehr aus dem Leben wegzudenken. Nicht nur Schuhe, auch Lebensmittel werden inzwischen via Internet und Online-Händler frisch nach Hause bestellt und geliefert. Schon etwas länger am Markt als beispielsweise der Schuhhändler Zalando ist Delticom. Das Unternehmen aus Hannover ist allerdings nicht auf Mode oder Accessoires spezialisiert, sondern auf den Handel mit Reifen. Mit 1,1 Millionen Kunden sehen sich die Niedersachsen als Europas Marktführer in dieser Nische.

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Immerhin: Delticom konnte in der letzten Dekade enorm zulegen. Der Umsatz hat sich seit 2004 auf rund 600 Millionen Euro fast verzehnfacht. Was mit dem Wachstum nicht mehr Schritt hält ist der Gewinn. Zu viele Übernahmen von Online-Händlern und die Ausweitung des Geschäftsmodells auf wenig oder nicht profitable Bereiche wie Autoersatzteile oder Schmierstoffe wie Motoröl zwingen Delticom in die Verlustzone.

Lag der Gewinn je Aktie in 2016 noch bei 0,36 Euro, so waren es in 2017 nur noch 0,09 Euro je Anteil. Im vergangenen Jahr drückten insbesondere Abschreibungen, aber auch negative Steuereffekte den Reifenhändler sogar in die Roten Zahlen. Das Minus lag bei 0,13 Euro je Aktie.

Restrukturierungen sollen Delticom wieder profitabel machen

Im ersten Halbjahr hat sich das Bild weiter verschlechtert. Durch Übernahmen und die Einstellung von Leiharbeitern explodierte die Zahl der Mitarbeiter in den sechs Monaten um 50 Prozent und die Lohnkosten klettern in etwa im Gleichschritt dazu. Das drückte massiv auf das Ergebnis.

Gab es im Vorjahreszeitraum noch einen Gewinn von 2,0 Millionen Euro, so landete Delticom nun im ersten Semester 2019 mit 8,0 Millionen Euro im Verlust.

Die Schmerzgrenze ist nun aber überschritten. Der Internet-Händler restrukturiert. Das nicht profitable Geschäft mit Ersatzteilen und Öl soll spätestens Ende März 2020 eingestellt werden, im Management sind Wechsel angekündigt und auch ein Transaktionsberater wurde engagiert.

Dieser soll nicht nur den Verkauf von einzelnen Geschäftsbereichen prüfen, sondern auch die Übernahme des gesamten Unternehmens. Gespräche mit Interessenten gab es bereits.

Ein grosser Reifenhersteller könnte einsteigen

Zu diesen dürften insbesondere die grossen Reifenproduzenten wie etwa Pirelli, Goodyear oder Michelin zählen. Immerhin waren die Reifenhersteller schon in den letzten Jahren als Käufer von Reifendienstleistern sehr aktiv.

Für Anleger bringt das gleich eine zweifache Chance: Durch die Umbauten soll Delticom spätestens in 2021 wieder in die Gewinnzone kommen und durch die Transaktionsgespräche könnten das Unternehmen auch kurzfristig zu einem Übernahmekandidaten werden. Da wären schon auf Sicht von wenigen Monaten Kurssteigerungen von 30 Prozent und mehr vorstellbar.

Delticom AG

ISIN: DE0005146807

Gewinn je Aktie 2020e: V.

KGV 2020e: -

Dividende/Rendite 2019e: -/-

EK je Aktie: 3,30 €

EK-Quote: 15,9%

KBV: 0,9 

Kurs/Ziel/Stopp: 3,10/4,50/2,10 €

*Georg Pröbstl ist Chefredaktor des Börsenbriefs Value-Depesche. Der Börsendienst ist auf substanzstarke, unterbewertete Aktien mit guten Perspektiven aus der D-A-CH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) spezialisiert. Die jährliche Performance des Musterdepots seit Start im April 2010 beträgt +14,6 Prozent (DAX: +7,8 Prozent). Transparenzhinweis: Der Autor berät Anlageprodukte. Die in diesem Beitrag besprochene Aktie zählt zum Anlageuniversum.