Amazon, Roche, Nestlé: 25 Aktien für die Ewigkeit

Es waren einmal die 80er-Jahre. Wer damals Aktien kaufte, behielt sie im Schnitt zehn Jahre lang. Die Wertpapiere dienten dem Zweck, für den sie erfunden worden waren: Ein Investor beteiligte sich mit seinem Geld an einem Unternehmen, um wirtschaftliche Entwicklung zu ermöglichen – und begleitete es. Dafür erhielt er jedes Jahr eine Dividende. Nur wenn es mal ganz schlecht lief, verkaufte er seine Anteile. Heute legen Investoren, kleine wie grosse, ihr Geld meist in Firmen an, um möglichst schnell möglichst grosse Gewinne zu erzielen. Sie halten ihre Aktien im Schnitt sechs Monate. Viele handeln noch hastiger, Computerprogramme mehrmals in der Minute. Die Renditen sind dadurch allerdings nicht besser geworden. Es spricht sogar einiges dafür, dass ein langfristiges Investment in gute, stabile und zukunftsträchtige Geschäftsmodelle nach wie vor die beste Wahl ist – gerade für Kleinanleger. Für Menschen also, die in der Regel nicht die Zeit und auch keine Lust haben, sich jeden Tag damit zu beschäftigen, welche Aktien sie aktuell kaufen oder verkaufen sollen. Sie sollten auf Aktien setzen, die sie sehr lange halten können, etwas überspitzt formuliert: Aktien für die Ewigkeit. Doch welche sind das? Die deutsche Zeitung WELT hat zwölf unabhängige Vermögensverwalter gefragt, welche Unternehmen sie für solch eine langfristige Geldanlage empfehlen können. Heraus kam eine Liste von 25 Aktien, die nach Ansicht der Profis in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu den Gewinnern gehören dürften, auch wenn es an den Geldmärkten mal unruhig wird. Es mag auf den ersten Blick verwegen wirken, solche Unternehmen zu benennen. «Die jüngere Historie scheint zu zeigen, dass es immer schwieriger wird, Aktien für die Ewigkeit zu finden», sagt Ulf Mennenkamp vom Luxemburger Vermögensverwalter Spirit Asset Management. Er nennt als Beispiele Nokia, Blackberry oder General Motors. Firmen also, die noch vor wenigen Jahren Börsenstars waren, heute jedoch fast verschwunden sind. Andererseits waren viele der heutigen Stars an der Börse vor Kurzem noch vielen kaum bekannt. «So ist jüngst der Software- und Cloudspezialist Salesforce durch eine Aufnahme in den Dow Jones Index geadelt worden“, sagt Mennenkamp, „nur 20 Jahre nach Firmengründung.» Auch Oliver Scharping, Fondsmanager bei der Anlagegesellschaft Bantleon, glaubt, dass die Herausforderungen selten grösser waren als heute. «Digitale Disruptionen stellen etablierte Branchen infrage, während der demografische Wandel instabile gesellschaftliche Strukturen schafft und die Welt nach einer nachhaltigeren globalen Wirtschaftsordnung verlangt», sagt er. Ganz zu schweigen von den geopolitischen Umwälzungen. Dennoch glauben beide, dass es durchaus Aktien gibt, die drohenden Unwägbarkeiten trotzen können. «Langfristig orientierte Anleger sollten als Folge dieser Entwicklungen in Aktien von Unternehmen investieren, die durch innovative oder schwer ersetzbare Geschäftsmodelle Wachstum und Stabilität vereinen», rät Scharping. Innovationskultur, Technologie-, Marken- und Marktführerschaft nennt auch Mennenkamp als wesentliche Kriterien für seine Auswahl. Er fügt noch die ethische Ausrichtung hinzu. Ähnliche Raster legen auch die anderen Vermögensverwalter bei ihrer Suche nach den Aktien für die Ewigkeit an. Am häufigsten taucht der Nahrungsmittelkonzern Nestlé auf den Listen der Vermögensverwalter auf, sieben Mal, um genau zu sein. «Nahrungsmittel sind eine stabile Branche», fasst Andre Koppers von Oberbanscheidt & Cie. die Argumentation der meisten Experten zusammen. «Der riesige Konzern schwenkt zudem stark auf die gesunden Lebensmittelbereiche um und investiert weiter in zukunftsträchtige Branchen wie Wasser, Baby- und Tiernahrung.» Steigende Dividenden seit 1957 Ähnlich sieht Koppers den amerikanischen Konsumgüterhersteller Procter & Gamble. «Mit starken Marken wie Pampers, Ariel, Always oder Gillette und einer vergleichsweise schlanken Struktur ist er extrem wetterfest aufgestellt», sagt er. Zudem hat der Konzern seit 1957 durchgehend seine Dividende gesteigert. «Und wer zurückblickt, wird sich erinnern, dass in diesen 60 Jahren schon einige anspruchsvolle Börsen- und Wirtschaftsphasen dabei waren.» Auch Unilever, Johnson & Johnson sowie L’Oréal gehören in dieselbe Kategorie der unzerstörbaren und innovativen Konsumgütergiganten. Viermal nannten die Vermögensverwalter den US-Softwareriesen Microsoft. «Zum einen ist das Unternehmen aus den Büros dieser Welt dank dem eigenen Betriebssystem Windows, dem wiedererstarkten Office-Paket oder dem Karrierenetzwerk LinkedIn nicht mehr wegzudenken», sagt Andreas Feldmann von B&K Vermögen. Viele Arbeitnehmer erlebten das seit einigen Monaten ganz konkret: seit sie Videokonferenzen über Microsoft Teams abhalten. Zum anderen sei Microsoft mit Azure der weltweit zweitgrösste Cloudanbieter mit zahlreichen strategischen Partnerschaften. Zudem spiele Microsoft auch im enorm wachsenden Markt für E-Sport und Gaming eine wichtige Rolle. «Mit Margen von über 40 Prozent bei gleichzeitigem Wachstum von circa 20 Prozent pro Jahr über die letzten Jahre hinweg zeigt Microsoft eine sehr stabile Ausrichtung für die Zukunft», sagt Feldmann. Aus dem Bereich der Technologie gehören für die Vermögensverwalter die Google-Mutter Alphabet und der Onlinehändler Amazon zu den Bastionen, auf die Sparer langfristig setzen können. Oft nannten sie auch Gesundheitsaktien: Roche, Novartis oder Novo Nordisk etwa. Die Branche profitiert von gesellschaftlichen Entwicklungen wie der Alterung der Gesellschaft – und auch durch Corona. Denn die Folgen werden wohl lange nachwirken. Interessant sind die Aktien der genannten Unternehmen für die Vermögensverwalter aber auch, weil ihre Dividenden zwar seit Jahren stiegen, sie aber dennoch nur einen Teil ihrer Gewinne ausschütteten, um weiter zu investieren. Das verspricht langfristigen Erfolg. Umwälzungen sind selbst bei Optikern nicht ausgeschlossen Die deutschen Aktien, die die Geld-Profis nennen, sind schnell aufgezählt: BASF, Deutsche Telekom, Deutsche Post und Linde. Wolfgang Juds von Credo Vermögensmanagement führt mit Fielmann ein deutsches Unternehmen aus der zweiten Reihe an, das seiner Ansicht nach langfristig erfolgreich sein kann. Es sei denn, die Menschen brauchen irgendwann keine Brillen mehr. Ausgeschlossen ist das nicht, Laseroperationen oder dauerhafte Kontaktlinsen könnten sie irgendwann überflüssig machen. In all den anderen genannten Branchen kann es zu Veränderungen, auch zu drastischen Umwälzungen kommen. Daher sollten Anleger nie alles auf eine Karte setzen und zumindest die aktuellen Entwicklungen verfolgen. Denn kaum etwas ist wirklich für die Ewigkeit. Dieser Artikel erschien zuerst in der «Welt» unter dem Titel «25 Aktien für die Ewigkeit»

Amazon, Roche, Nestlé: 25 Aktien für die Ewigkeit

Diese 25 Aktien sind für die Ewigkeit