Der junge Kryptomillionär Dadvan Yousuf im Interview

Wo wohnen Sie? In einer Wohnung in Zürich, an guter Lage. Nicht mehr im Hotel Dolder Grand? Nicht mehr ständig. Ich hatte mich dort einquartiert, um nahe bei Zürich und Zug zu sein. Davor wohnte ich in Ipsach bei Biel. Von Ipsach ins Fünf-Sterne-Hotel. Weshalb? Die Krypto-Community hält sich dort auf. Ihre Kunden können im Hotel in Bitcoin oder Ether bezahlen. Es ist meines Wissens das einzige Hotel in der Schweiz, wo das möglich ist. Sehr viele Leute, die Geld mit Krypto gemacht haben, halten sich häufig im «Dolder» auf. Das Nest der Kryptomillionäre? So romantisch ist es nicht. Diese Leute sind diskret. Das «Dolder» ist eher ein Refugium für sie. Sie sind 21 Jahre alt. Haben Sie die KV-Lehre abgeschlossen? Ja, die Prüfung habe ich bestanden. Es gab eine Verzögerung, weil mir Leute nach dem zweiten Lehrjahr geraten haben, abzubrechen und mich voll dem Kryptobusiness zu widmen. Doch ich winkte ab. Es fehlte mir bis zum Abschuss ja nur ein Jahr. Es ist ein Privileg, einen Lehrabschluss zu haben. Das Kryptogenie Dadvan Yousuf (21) ist seit 2011 Kryptohändler sowie seit 2021 Gründer und Präsident des Stiftungsrates der Dohrnii Stiftung. Er hat eine kaufmännische Lehre beim Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbildung und bei einer Immobilienfirma erfolgreich abgeschlossen. Im April outeten Sie sich in der Zeitung «Bund» als sehr junger Kryptomillionär. Outen? Das klingt, als ob ich zuvor etwas zu verheimlichen gehabt hätte. (lacht) Vorher wusste man nicht, wer der frühere Flüchtling Dadvan Yousuf war. Was waren die Folgen nach dem Gang an die Öffentlichkeit? Am schönsten war ein emotionaler Brief eines kranken 17-jährigen Mannes, der auch als Flüchtling in die Schweiz gelangte. Er schrieb mir, ich sei seine Inspiration, um weiterzumachen. Davon träume ich: Anderen Leuten, die wie ich unter sehr schwierigen Bedingungen aufgewachsen sind, Kraft und Motivation zu geben, um gross zu werden. Das Schlimmste? Es gab Leute, die meine Herkunft und Person grundlos angegriffen haben. Beispielsweise der Rat, ich solle doch zurück in den Irak. Rassistisch motivierte Schmähungen in Briefen und Social-Media-Einträgen. Wer riet Ihnen dazu, an die Öffentlichkeit zu gehen? Ich war daran, die Dohrnii Stiftung in Zug zu gründen. Mit dieser Stiftung, die einen wohltätigen Zweck hat, will ich der Gesellschaft etwas zurückgeben, was mir die Gesellschaft über die Jahre hinweg gab, als ich ein Flüchtlingskind war. Was wollen Sie zurückgeben? Ich habe mit Kryptowährungen eine Menge verdient. Ich weiss, worauf man achten muss, wenn man investiert. Dieses Wissen will ich weitergeben. Viel zu wenige Menschen verstehen, wie das geht, denn die Kryptobranche ist undurchsichtig. Ich möchte die Leute dazu motivieren, das Thema Krypto zu verstehen und zu investieren. Ich will sie finanziell fit machen. Etwas, was die Grund- und Sekundarstufe in der Schweiz vernachlässigt. Mir hat als Jugendlicher keiner erklärt, wie man mit Geld umgeht und investiert. Eine Finanzausbildung ist ein Grundrecht, finden wir von der Stiftung. Was ist an Ihrer Stiftung wohltätig? Sie soll eine Ausbildungsplattform im Kryptobereich werden. Das gibt es bis heute nicht. Ich wusste, dass ich dem Projekt ein Gesicht geben muss. Ich muss meine Geschichte mit Leuten teilen, die lautet: Schau mal, ich hab es geschafft und jeder kann es schaffen. Darum ging ich an die Öffentlichkeit. Hat sich das Steueramt schon gemeldet? Ich bemühte mich mit 18 Jahren aktiv darum, mein Vermögen beim Staat zu deklarieren und Steuern zahlen zu dürfen. Dürfen? Ja, denn Steuern zu zahlen war alles andere als einfach. Mein Lehrlingslohn war unter der Steuerfreigrenze. Vermögen wird in Bern erst ab 150’000 Franken deklarationspflichtig. Ich habe den Kontakt zu den Behörden diverse Male gesucht. Immer wieder wurde mir beschieden, ich müsse meine Bitcoins nicht versteuern. Die Leute der Steuerverwaltung hatten mir keinen nützlichen Rat gegeben. Sie haben ihr Vermögen in Krypto versteuert? Das ändert sich ja von Tag zu Tag. Ja. Ich erhielt für die Jahre 2017 bis 2020 nachträglich eine Steuererklärung und habe mein Vermögen deklariert. Danach habe ich eine ordentliche Veranlagung erhalten und musste recht viele Steuern nachträglich zahlen. Aber das mache ich gern. Wie bewertet man Ihre Bitcoins? Sie haben diese 2011 gekauft und gehalten? Ich hatte 2011 zuerst 10 Bitcoin für insgesamt 15 Euro gekauft. Später kamen weitere hinzu. Heute werden sie von der Steuerverwaltung zum Kurswert per Stichtag 31. Dezember bewertet und es wird normalerweise ein Abschlag von 30 Prozent gewährt, weil die Kurse volatil sind. Weil das Investment nicht in einer sogenannten Fiat-Währung, etwa dem Franken, vorliegt, habe ich 2020 erstmals von Bitcoin in Franken getauscht, um die Steuern zu bezahlen. Der Kanton Zug erlaubt, Steuern in Bitcoin zu bezahlen. Richtig. Soweit ich gehört habe, möchte Zug, dass die Steuern in Bitcoin in einer einzigen Rate beglichen werden. Andere Kantone erlauben, dass man die Steuern gestaffelt zahlt – wenn auch nur in Schweizer Franken. Das Kryptogenie Dadvan Yousuf kam 2003 als Kind einer fünfköpfigen Flüchtlingsfamilie aus dem Nordirak in die Schweiz. Er erhielt Asyl und lebte lange in Ipsach bei Biel. Fünf weitere Geschwister kamen zur Welt. Mit elf Jahren begann er, mit Kryptogeld zu handeln. Mit 17 war er Multimillionär. Mit 20 tauschte er erstmals Bitcoin in Franken um. Damit zahlte er Steuern und in Ipsach alle Sozialauslagen für seine Familie zurück - für 20 Jahre. Wo liegt Ihr Geld? Auf Wallets oder auf einer Bank? Ich habe ein Schweizer Salärkonto für den Lehrlingslohn, das man mir aber saldieren will, und ein Konto bei einer Liechtensteiner Bank, die Kryptowährungen akzeptiert. Das Schizophrene ist: Viele Banken geben sich progressiv, auch was Krypto betrifft. Doch wenn man so jung ist wie ich und ein grösseres Vermögen besitzt, das man mit Krypto erzielt hat, wird man selbst von Grossbanken abgewimmelt. Was ist das Problem? Eine Schweizer Bank muss eben lückenlos überprüfen, woher das Geld stammt. Dass sie das tut, ist absolut berechtigt. Aber das stellt uns Krypotrader vor Herausforderungen. Was tun Sie? Ich kann zwar die Herkunft meines Geldes mittels Trades nachweisen. Ich kann also zeigen, wann ich in eine Position eingestiegen bin und wann ich sie verkauft habe. Ich kann lückenlos und auch Jahre später nachweisen, dass das Geld aus einem Handelsgewinn stammt. Aber ich kann nicht nachweisen, wer mir das Kryptogeld verkauft hat und wer es mir am Ende abkauft. Diese Personen kenne ich nicht, deren Identität kennt nur die Handelsplattform. Das macht die Sache unter Geldwäscherei-Aspekten für eine Schweizer Bank zur Herausforderung. Auch stehen einige Kryptobörsen in der Kritik, weil man ihnen illegale Aktivität vorwirft. Aktuell geht Grossbritannien gegen die Plattform Binance vor. Wer auf Binance gehandelt hat, steht plötzlich da als jemand, der über eine mutmasslich illegale Plattform gehandelt hat. Ich finde, zu Unrecht. Zu Unrecht? Eine gewisse Grundskepsis gegenüber Coin-Börsen ist berechtigt. Doch was Schweizer Banken betrifft: Diese müssen sich überlegen, ob sie Leute, die mit Kryptowährungen zu Geld gekommen sind, diskriminieren wollen oder ob sie sich mit ihnen an einen Tisch setzen und entscheiden, ob sie ihnen in einem gesunden Rahmen Glauben schenken und sehen, wie sie sich entwickeln – vergleichbar mit einem normalen Anleger in Aktien und Obligationen. Doch die meisten Banken wollen sich erst gar nicht auf solche Kunden wie mich einlassen. Das ist nicht zeitgemäss. Wie vermögend sind Sie derzeit? Es wäre nicht klug, dies zu beziffern. Damit würde ich meine Person gefährden. Lassen Sie sich bewachen? Auf Auslandreisen immer. In der Schweiz fühle ich mich hingegen sehr sicher. Wie kann man 1 Million in einer Kryptowallet überprüfen? Wenn jemand über 1 Million in einer Wallet auf einer Kryptobörse hat, dann ist er fahrlässig. Ich warne davor. Ob Binance, Coinbase, KuCoins oder wie sie alle heissen: Diese Plattformen sind niemals zu 100 Prozent sicher, und zwar aus zwei Gründen: Erstens kann eine Plattform plötzlich verboten werden und zweitens kann sie gehackt werden. Dann ist das ganze Geld weg. Auch Binance wurde schon gehackt. Eine Einlegergarantie wie bei Schweizer Banken gibt es in der Kryptosphäre nicht. Also ein Risiko? Ja. Wer 2013 und 2014 auf der bekannten Coinbörse Mt. Gox Bitcoins hatte, der hat fast alles verloren. Damals wurden rund 60 Prozent aller Bitcoins auf dieser Börse gehandelt. Wie bewahren Sie das Geld auf? Zu unterscheiden sind ein sogenanntes Cold Wallet und ein Hot Wallet. Das Cold Wallet ist offline, zum Beispiel auf einem sogenannten Ledger, das ist eine Art Speicherstick. Den kann niemand hacken, weil er eben offline ist. Er wird typischerweise in einem Safe aufbewahrt. Ein Hot Wallet hingegen ist das «Konto» auf einer Handelsplattform, das Kryptogeld liegt dann dort. In meinem Hot Wallet bewahre ich immer nur so viel Geld auf, wie ich zum Handeln brauche. Sie haben sehr früh gekauft. Ich habe mit elf Jahren Bitcoin gekauft. Vieles habe ich gehalten, aber auch damals schon, als Kind, habe ich gehandelt, jedes Jahr. 2011 waren die Bitcoins, die ich am Anfang für 15 Euro gekauft und mit denen ich gehandelt hatte, bereits 11’000 Euro wert. Dies, weil die Kursausschläge damals extrem hoch waren. Deshalb konnte man durch kluges Traden ein Vielfaches herausholen. Heute haben diese Anlagen einen Kurswert von rund 30 Millionen Euro. Ähnlich erging es meinen Anlagen in Ether, die ich 2016 hinzugekauft und lange gehalten habe. Also doch gekauft und gehalten. Nein. Ich habe, seit ich eingestiegen bin, mehr mit Traden als mit Kaufen und Halten verdient. Aber mein Vermögen wuchs natürlich auch, weil Bitcoin und Ether im Wert stark gewachsen sind. Anfang 2020 sah es nach einer Krise aus. So sagte ich mir: In der Krise ist Cash King. Und schliesslich habe ich seitdem einen Teil in Immobilien und Gold investiert. Als im März dieses Jahres in Anbetracht der Corona-Krise die Kurse gesunken sind, bin ich erneut umfangreich eingestiegen. Wie sind Sie mit elf Jahren auf Bitcoin gekommen? Die damals treibende Frage war: Wie kann meine Familie die teuren internationalen Geldtransfer-Anbieter wie Western Union umgehen, um Geld von hier in den Nordirak zu senden, wo meine Verwandten wohnen? Bitcoin kam damals auf. So schien es mir nur logisch, dass ich in der Schweiz Bitcoins kaufe und diese virtuell meiner dortigen Familie sende. Was ich nicht bedachte, ist, dass im Nordirak niemand Bitcoins in Lokalwährung umwandelt. Woher hatten Sie damals das Geld? Ich hatte viele Spielsachen. Die habe ich auf der Strasse verkauft. Mit dem Erlös ging ich zu meinem Vater und bat ihn um seine Kreditkarte, denn man konnte schon damals Bitcoin mit der Kreditkarte zahlen. Ich ging auf eine Coin-Börse, damals Mt. Gox, und kaufte so meine ersten Bitcoins. Und dann? Ich habe mich schlau gemacht, las auf Internetforen, wie das geht. Ich vergesse nicht, wie ich meiner Tante im Irak am Telefon riet: «Lade dir ein Bitcoin-Wallet runter.» (lacht) Meine Eltern und Verwandten dachten lange, das mit den Bitcoins sei ein Videospiel. Leider kann man bis heute im Nordirak Bitcoin nicht in Lokalgeld umwandeln. Kann man heute mit Kaufen und Halten noch reich werden wie Sie? Vermutlich nicht mit Bitcoin, weil er zu teuer ist. Es ist zwar möglich, dass er sich von heute rund 35’000 Euro vielleicht auf 1 Million Euro im Wert steigert, aber mehr ist eher unwahrscheinlich. Es gibt hingegen junge Kryptowährungen, die eine Marktchance haben, ähnlich wie Bitcoin 2011. Aus 10’000 Franken können in ein paar Jahren 1 Million werden. Ein Beispiel? Ich habe einen Freund, der hat Anfang Juli 1000 Franken in einen Coin, dessen Namen ich nicht verrate, investiert. Zwei Wochen später hatte die Position einen Gegenwert von 40’000 Franken. Um den Faktor 40 also gesteigert. Dann hat er verkauft und investiert in andere Coins, unter anderem auch in meinen Dohrnii Coin. Wie beraten Sie ihn? Ich analysierte den Kursverlauf eines solchen Coins zuerst, das sogenannte Chartmuster. Und beobachtete, welche Meldungen auf Social Media bezüglich eines Coins abgesetzt werden, zum Beispiel, ob es viele Hashtags zu einem Thema gibt. Seit je interessieren mich sogenannte Breakout-Points, also Muster und Kursdaten, die auf einen künftigen Kursverlauf hinweisen. Dies tue ich seit meiner frühen Jugend. Vor einem Investment setze ich mir ein Kursziel, eröffnete die Position und definiere meine Stopp-Loss-Order und meine Take-Profit-Order. Das Ganze ist sehr kontrolliert. Das ist alles? Nach vielen Jahren Analyse merkte ich, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kurs sinkt oder steigt, immer auch eine Chance bietet, dagegen zu wetten. Beispielsweise gibt es an einem Punkt die Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent, dass der Kurs sinkt. Dann bleiben aber immer noch 20 Prozent Wahrscheinlichkeit, dass er steigt. Diesen Vorteil begann ich mit der Zeit auszunutzen. Dann aber musste auch ein Risikomanagement her. Das habe ich mir in mein privates Handelsprogramm einbauen lassen. Heute handle ich sowohl in der Erwartung steigender als auch sinkender Kurse. Ich versuche, in jedem Trend Geld zu verdienen, indem ich Short Selling tätige. Aber ich heble nicht, wie es einige tun, indem ich mir Geld dafür leihe. Ich kenne viele Leute, die durch Hebeln ihr gesamtes Kryptogeld verloren haben. Hebeln ist nicht gesund. Haben Sie im Mai 2021 verloren, als der Bitcoin-Kurs abschmierte? Im Gegenteil, ich habe mein Kapital in Bitcoin verdoppelt, obwohl der Bitcoin von 60’000 auf 30’000 Euro fiel. Dies, weil die Charttechnik und die makroökonomische Betrachtung es mir ermöglichten, den Absturz vorauszusehen. Ausserdem habe ich Nachwirkungen aus der Corona-Krise eingepreist. Charttechnik ist so alt wie die Aktien- und Obligationenbörsen. Doch das wissenschaftliche Fazit vieler Studien ist: Charttechnik ist keine Kristallkugel für die Zukunft. Warum soll sie im Kryptomarkt funktionieren? Sie ist sicher anders. Aktien und Obligationen werden in sehr hohen Volumina gehandelt, in Trilliarden von Franken. Da gibt es so viele Einflussfaktoren, dass man sie mit einem Computerprogramm nicht erfassen kann. Beim Kryptomarkt ist das anders. Er ist überschaubar und nur paar hundert Milliarden Franken gross. In der Kryptosphäre gibt es viel weniger Parameter als etwa im Aktienmarkt zu beachten. Ergo ist das Agieren im Krypospace vergleichsweise überschaubar, solange man Algorithmen für sich arbeiten lässt, die die richtigen Kauf- und Verkaufssignale orten und Trades im richtigen Moment auslösen. Das ist alles? Charttrends sind das eine. Das andere ist zum Beispiel die automatisierte Auswertung von News auf Social Media. Ein fortschrittlicher Trader wird künstliche Intelligenz nutzen, das Kursrelevante herauszufiltern, das gerade auf den zwanzig prominentesten Bitcoin-Nachrichtenkanälen läuft. Ein solches Tool verfolgt, was Influencer wie Elon Musk über Bitcoin sagen. Es filtert heraus, wo Negatives oder Positives steht, und handelt dann entsprechend. In meinen Modellen berücksichtige ich des Weiteren makroökonomische Komponenten, etwa wie sich Zinsen verändern und Volkswirtschaften entwickeln. Und schliesslich berücksichtige ich, was gerade in der Weltmeinung so läuft, etwa ob China gegen das Coin-Schürfen vorgeht oder die EU Kryptowährung stärker regulieren will. Im Wesentlichen generieren mir diese vier Elemente – Chart, Social Media, Makroökonomie und Weltgeschehen – Kauf- und Verkaufssignale. Wer schreibt Ihnen die Algorithmen? Früher habe ich einige selbst geschrieben. Heute habe ich ein Team, mit dem ich das zusammen mache. Das sind keine 50-jährigen UBS-Analysten (lacht), das sind Leute zwischen 15 und 40, die sich im Kryptospace auskennen. Wo finden Sie diese Leute? An der ETH? Nein. Die müssen nicht studiert haben. Sie arbeiten in London, Paris, in der Schweiz und in Liechtenstein. Wenn man einen Qualifizierten findet, dann kennt er andere und so kommt eine gute Truppe zusammen. Ich hatte immer auch Glück, solche Leute zu finden. Der Chief Operating Officer der Dohrnii Stiftung war Direktor bei einem Milliarden-Startup. Jetzt arbeitet er bei mir. Sie möchten mit Ihrer Stiftung den Kryptomarkt für jeden zugänglich machen. Aber das wollen doch alle Digital-Asset-Management-Firmen. Sind Sie nicht einfach daran, das Gleiche zu tun? Kennen Sie Duolingo, dieses Sprachlerntool? Ja. Die Duolingo-App eignet sich perfekt, um eine Sprache zu lernen. Meine Stiftung soll zum Duolingo für Krypto werden. Was es im Kryptomarkt bisher nicht gibt, ist ein Tool, mit dem man Krypto lernen kann wie eine Sprache. Ich möchte niemandes Geld verwalten. Wir sind kein Digital-Asset-Manager, sondern eine Schnittstelle. Aber ich habe keine AG, sondern eine Stiftung. Diese gibt die neue Kryptowährung, den Dohrnii Token, heraus mit einem sogenannten Initial Coin Offering seit März. Seitdem lanciert die Stiftung weitere Instrumente, darunter auch eine App. An der Dohrnii Academy kann man spielerisch in die Kryptowelt eintauchen, darunter mit Lernvideos unter dem Motto «earn while you learn». Wer solche Online-Lektionen abschliesst, erhält zur Belohnung Dohrnii Token geschenkt. Je besser man wird, desto mehr Token erhält man. Und schliesslich soll es einen Bereich geben, bei dem man in Krypto investiert. Also doch Vermögensverwaltung? Nein, das ist kein Asset Management. Auf dieser App ist jeder für sich selbst verantwortlich. Wir werden den Teilnehmern aber bei den Investitionsentscheidungen helfen. Mit dieser App wird sich der Anleger automatisierte Portfolios zusammenstellen können. Eine Art Krypto-ETF. Auch nicht, das ist kein Krypto-ETF. Wir geben die Währungen nicht vor. Jeder hat ein anderes Raster, eine andere Risikobereitschaft. Jeder beantwortet im Investmenttool ein paar Fragen und die App erstellt ihm ein auf ihn zugeschnittenes Portfolio. Dies wird eine kostenfreie Vermögensberatung sein. Die Dohrnii Stiftung Im Februar finanzierte Dadvan Yousuf eine nicht gewinnorientierte Stiftung in Zug, die dem Publikum alles zum Thema Kryptogeld näher bringen will. Die Stiftung Dohrnii sammelt Geld für Projekte, die in einem «Initial Public Offering» einsehbar sind. Jeder, der will kann Yousufs Kryptogeld - genannt Dohrnii Token - kaufen. Innert 3 Monaten kauften 300 Personen für 5 Millionen Franken Token. Das Ziel: 50 Millionen Franken. Ein Robo-Advisor? Absolut. Jeder bekommt einen Robo-Advisor an die Seite gestellt, der ihm oder ihr kostenlos ein Portfolio nach dem eigenen Profil und mit unserer Research zusammenstellt. Dann verdienen Sie mit den Gebühren? Die Dohrnii Stiftung, eine Non-Profit-Organisation, wird eine kleine Gebühr dafür beziehen. Zurzeit spende ich mein Vermögen in diese Stiftung im Sinne einer Vorfinanzierung. Später wird sie durch den Erlös aus dem Initial Coin Offering finanziert. Viele haben mich darauf angesprochen, ob sich der Effekt nicht negieren würde, wenn alle auf der gleichen Plattform mit dem gleichen Algorithmus traden. Die Wahrscheinlichkeit tritt aber nur ein, sofern alle Kunden die gleiche Strategie verfolgen. Diese Wahrscheinlichkeit ist aber sehr gering. Existiert ein solches Robo-Advising nicht schon? Nein, das gibt es zumindest nicht so, wie wir es vorhaben. Erstens haben wir diesen Education-Teil, dann haben wir einen Robo-Advisor und wir haben Module für künstliche Intelligenz, die die genannten Bereiche Charttechnik, Social Media, Makroökonomie und Weltmeinungen überwachen. Diese kommunizieren untereinander, weil eine Aussage allein nicht reicht, um den Markt zu analysieren. Meine Intention ist nicht, dass ich als Erster etwas mache, sondern ich will es gut machen. Dieser Dohrnii Token – an wen wird er verkauft? Zuerst fand drei Monate lang ein sogenannter Private-Sale statt. Jeder konnte sich den Token nach einer Registrierung bei der Stiftung erwerben für 10 Eurocent. Per Ende Juli haben rund 300 Käufer für 5 Millionen Euro Token gekauft. Seit Anfang August ist er im Pre-Sale und kostet 15 Eurocent. Im Hauptverkauf ab November sind es dann 30 Cent. Wir wollen mit dem Token 50 Millionen Euro lösen. Damit programmieren wir die Applikationen, zahlen die Löhne, entwickeln unsere Algorithmen weiter und vieles, vieles mehr. Sie profitieren im Handel von hohen Schwankungen, möchten aber einen stabilen Token haben? Der Dohrnii Coin wird sich sehr gut entwickeln. Davon bin ich überzeugt, kann es aber nicht garantieren. Wir werden 70 Prozent der Token in den Verkauf geben. Klar, es gibt rund 12’000 Coins auf der Welt. Wir möchten uns jedoch durch unser vielfältiges Angebot von der Masse abheben. Zum Beispiel: Auf der Dohrnii-Plattform wird man in alle Coins investieren können, bei den gängigen Kryptobörsen sind jeweils immer nur ein paar Dutzend Coins gelistet. Wie viele Krypto-Währungen halten Sie? Es sind bestimmt mehr als vierzig. 70 bis 80 Prozent des Vermögens liegen allerdings in Bitcoin und Ether. Bis 2020 haben Sie Ihr Vermögen nie in echtes Geld umgetauscht. Wovon haben Sie gelebt? Von meinem Lehrlingslohn. Zwar hatte ich schon mit 17 Jahren mehrere Millionen an Kryptogeld. Aber ich holte mir mein Mittagessen immer in der Migros. Das ist für viele Leute ohne Geld schwer zu verstehen. Ich bin zufrieden mit meinem Leben. Bitcoin hat in 10 bis 15 Jahren noch sehr viel Luft nach oben. Ether hat ebenfalls sehr grosses Potenzial. Wenn ich meine Investments jetzt «auscashe», dann schaue ich vielleicht in Zukunft blöd aus der Wäsche. Allerdings möchte ich meine Kryptos nicht mit ins Grab nehmen. Grössere Projekte wie die Dohrnii Stiftung sollen möglich sein. Dafür will ich das Geld brauchen. Ich bin überzeugt, dass man, wenn man Gutes tut, mehr erreichen kann, als wenn man nur vom Vermögen zehrt. Unterstützen Sie Ihre Verwandten? Ja, ich unterstütze meine ganze Familie, nicht nur in der Schweiz, nicht nur in Kurdistan, sondern auf der ganzen Welt. Wir sind mittlerweile so etwas wie eine dezentrale Familie (lacht). Ich zahle meine Steuern aber nach wie vor in Ipsach. Mein Steuerberater rät mir, dies zu ändern, aber ich möchte der Gemeinde das zurückgeben, was sie meiner Familie gegeben hat. Haben Sie auch einen Bentley mit Fahrer wie Niklas Nikolajsen, der Bitcoin-Suisse-Gründer und ebenfalls Kryptomillionär? Ich habe doch nicht mal einen Führerschein. Nein, ich brauche keinen Bentley oder Bugatti. Wenn ich mir eine teure Uhr kaufen würde, dann sähe ich es als Investment, weil gewisse Uhren heutzutage ein Investment sind. Ich habe im «Dolder» gewohnt, das war eine tolle Zeit. Jetzt habe ich eine schöne Wohnung. Aber ich brauche keine zwei Steaks, um satt zu werden. Jemand mit viel Geld wirkt anziehend. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht? Ich hinterfrage mehr, ich passe mehr auf als früher. Mein Leben ist aber immer noch das Gleiche. Wenn ich eine Frau kennenlerne und ich mich gut mit ihr verstehe – und später rauskommt, dass ich etwas vermögend bin, dann macht das, so meine Erfahrung, für sie keinen Unterschied.

Der junge Kryptomillionär Dadvan Yousuf im Interview

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