Anlage: Mit sechs Regeln zu sechs Prozent

Wer am Markt Erfolg haben will, muss schreien, laut schreien. Gerade auch am Finanzmarkt. Hier sind lautsprecherische Töne an der Tagesordnung. So rechnen selbst ernannte Anlagegurus vollmundig vor, wie man es in zehn Jahren zum Millionär bringt oder wie man den angeblich kurz bevorstehenden nächsten Börsencrash schadlos übersteht. Ebenfalls recht grossspurig tönt das Versprechen von Thomas Kehl, dem Gründer des deutschen Finanzportals Finanzfluss: «Wer sich auf unserem Portal kundig macht, der weiss in zehn Minuten mehr über Börse und Aktien als 90 Prozent aller Menschen.» Doch das ist für einmal nicht übertrieben. Denn das Basiswissen zu den Themen Geld und Anlegen tendiert in den allermeisten Fällen gegen null, wie Studien in verschiedenen Ländern immer wieder zeigen. Auch Schweizerinnen und Schweizer tun sich diesbezüglich nicht hervor. Und wer wenig bis nichts weiss, dem genügt eine kurze Lektion Finanzwissen, um danach überdurchschnittlich informiert dazustehen. An den Wertschriftenmärkten geht es sogar noch einfacher. Schon wer die folgenden sechs einfache Regeln eisern einhält, darf mit überdurchschnittlichen Anlageerfolgen rechnen. Regel eins: Sich kümmern Selbst ist der Mann oder die Frau. Viele Anlegerinenn und Anleger scheuen sich fälschlicherweise davor, Geldangelegenheiten in die eigenen Hände zu nehmen. Von Geld wollen die meisten Leute am liebsten nichts wissen und vertrauen lieber auf Fachleute. Doch auch sehr bekannte Geldhäuser haben nicht selten schwache Produkte im Angebot. Auf einer ganzen Reihe von Finanzportalen lässt sich grundlegendes Finanzwissen sehr einfach erarbeiten. In der Schweiz beispielsweise auf dem Portal Fintool des Finanzmarktprofessors Erwin Heri oder das erwähnte deutsche Portal Finanzfluss. Regel zwei: Eine langfristige Strategie erarbeiten Der erste Schritt zum Anlegerglück, da sind sich Anlageexperten und Anlageexpertinnen einig, ist das Festlegen einer Strategie, in der das Gewicht der einzelnen Anlageklassen (Aktien, Anleihen, Geldmarkt, Gold usw.) bestimmt wird. Dies gemäss den langfristigen Anlagezielen und der Risikobereitschaft des jeweiligen Investoren. 80 Prozent der Rendite eines Portefeuilles sind auf die Strategie zurückzuführen. Weniger geübte Anlegerinnen und Anleger können diese entscheidende Weichenstellung mit dem Kauf eines einzigen Strategiefonds oder ETF buchstäblich auf einen Streich erledigen. «Dank diesem Instrument können Kleinsparer und Kleinsparerinnen genauso geschickt investieren wie professionelle Investoren jeder Grösse», sagt Erwin Heri überzeugt. Wichtig ist es sodann, an einer einmal gewählten Strategie eisern festzuhalten.Diversifikation bietet guten Schutz Es lohnt sich für jede und jeden, breit diversifiziert in Aktien, Festverzinsliche, Immobilien und Gold zu investieren. Mit einer gleichmässigen Streuung auf diese Anlageklassen hat ein Investor in allen zehn Fünfjahresperioden seit 1970 eine durchschnittliche Rendite von 4,5 bis 6 Prozent erreicht. Dies pro Jahr, wohlverstanden. Das Beste: Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass solche Renditen nicht auch in Zukunft möglich sein sollten. Anlegerinnen und Anleger mit einem Anlagehorizont von zehn Jahren können auf eine Diversifikation verzichten und ganz auf Aktien setzten. In den letzten 95 Jahren hat die Bank Pictet für Anlagen am Schweizer Aktienmarkt eine Performance von jährlich 7,8 Prozent errechnet. Regel drei: Sofort investieren, nicht abwarten und Tee trinken Ist die Strategie einmal festgelegt, sollte man sofort mit dem Investieren beginnen und nicht einen möglichst günstigen Zeitpunkt abwarten. Der Versuch, mit dem Kauf von Aktien und anderen Wertpapieren bis zum «optimalen» Zeitpunkt zuzuwarten, scheitert regelmässig. Sogenanntes Market Timing führt im Gegenteil in der Regel zu einem prozyklischen Verhalten. Man kauft, wenn die Börse bereits Höchststände erreicht hat, und verkauft panikartig in der Baisse. Wer etwas Geld auf der Seite hat, soll also einen Teil sofort, den Rest dann zeitlich gestaffelt investieren. Regel vier: Trachte nicht nach dem kurzfristigen Gewinn Anlagen in Wertschriften eignen sich zum mittel- und langfristigen Sparen. Für kurzfristige Spekulationen gibt es geeignetere Instrumente, zum Beispiel Kryptowährungen. Wer Wertschriften kauft, sollte einen Mindestanlagehorizont von mehreren Jahren festlegen. Dies vor allem dann, wenn man sich stark in Aktien engagiert. Regel fünf: Passiv schlägt aktiv Investoren und Investorinnen überschätzen immer wieder die Fähigkeiten eines aktiven Managements von Anlagen. Nur einer kleinen Minderheit von Geldmanagern gelingt es, regelmässig besser abzuschneiden als die Marktindizes. Privatanlegerinnen und -anleger sollten also auf passive Produkte setzen: Mit passiv anlegenden Indexfonds oder Exchange-traded Funds (ETF) ist man im Zweifelsfall klar besser beraten. Regel sechs: Kosten spielen eine wesentliche Rolle Gerade in einem Umfeld tiefer Zinsen sind die Kosten von Wertschriftenanlagen von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Auf längere und lange Sicht erzeugen Kostenunterschiede von 1 oder 2 Prozent enorme Renditeunterschiede. Die Kosten von Wertschriftenanlagen sind also genau unter die Lupe zu nehmen.

Anlage: Mit sechs Regeln zu sechs Prozent

Mit 6 Regeln zu 6 Prozent