Was erwarten Sie von der geplanten BVG-Reform 2021?

Eine erfolgreiche BVG-Reform bringt die nötige Stabilisierung in der beruflichen Vorsorge. Sie sichert die Renten, verbessert die Vorsorge von Teilzeit- und Mehrfachbeschäftigten, schützt ältere Erwerbstätige auf dem Arbeitsmarkt und gewährleistet das Leistungsniveau für die Übergangsgenerationen. Eine Reform ist daher sehr wünschenswert, braucht allerdings einen Kompromiss. Ohne Kompromiss wird es nicht gehen. Das heisst, alle Beteiligten sollten etwas gewinnen und bereit sein, auf etwas zu verzichten. Wenn es gelingt, in diesem Sinne ein attraktives Paket zu schnüren, bin ich optimistisch, dass die Reform vorankommt.

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Welche zunehmenden Risiken stellen Sie mit Blick auf den Kreis der Versicherten fest? 

Grundsätzlich sind altersbedingte Krankheiten des Bewegungsapparates ebenso wie Krebskrankheiten ernstzunehmende Risiken. Daneben sind psychische Krankheiten mittlerweile der häufigste Grund für Invalidität; das trifft auch bereits jüngere Personen. Ein neues Phänomen, das uns seit 2020 zusätzlich begleitet, sind die Long-Covid-Fälle. Welche Auswirkungen dies haben wird, wird sich noch herausstellen.  

Wie gehen Sie als die Mobiliar mit diesen Risiken um?

Wir handeln nach der Devise: Früherkennung, Begleitung und Wiedereingliederung. Früherkennung setzt ein gut aufgestelltes betriebliches Gesundheitsmanagement in Firmen voraus. Das steht heute mehr im Fokus als noch vor einigen Jahren. Um Risiken wie Krankheiten zu minimieren, bietet die Mobiliar ein umfassendes Case Management an. So schützen wir Versicherte vor Erwerbsunfähigkeit und vermeiden unnötigen Prämienaufwand für die Pensionskassen. 

Wie erzeugt man als Versicherer Garantien für Renten- oder Kapitalauszahlungen in einem andauernden Niedrigzinsumfeld?

Garantien sind teuer. Oft beanspruchen diese einen nicht unwesentlichen Teil der Rendite. Wenn Renten bis zu 30 Jahre ausgezahlt werden, muss das natürlich abgebildet sein in der Beitragszahlung. In der beruflichen Vorsorge wird es immer schwieriger, zusätzliche Renditen an den Kapitalmärkten zu erwirtschaften. Die Anlagemöglichkeiten unter diesen Bedingungen sind erschwert. Um die Spannung in diesem Verhältnis zu lösen, ist deshalb eine Senkung des Umwandlungssatzes wünschenswert und notwendig. Das ist auch der unbestrittene Kern der BVG-Reform. 

Gehen Sie davon aus, dass Versicherte künftig garantiefreie Zusagen akzeptieren – bei tendenziell höheren Beitragszahlungen für die eigene Vorsorge?

Das muss man je nach Lebens- und Arbeitssituation differenziert betrachten. Ich bin überzeugt davon, dass viele Versicherte bereit sind, einen realitätsnahen Kompromiss einzugehen. Schliesslich leisten sie damit einen Beitrag zur Absicherung der eigenen Rente und der Rente für künftige Generationen.  

Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen sind in den vergangenen Jahren am stärksten gewachsen im Vorsorgebereich. Wie positioniert sich die Mobiliar in diesem Segment?

Die Führung einer Stiftung wird immer anspruchsvoller. Dies hat mehrere Gründe wie beispielsweise regulatorische Auflagen, die steigende Verantwortung der Stiftungsräte, die fachliche Kompetenz, die voranschreitende Digitalisierung, aber auch die steigenden Ansprüche der Kunden inklusive Destinatäre. Gerade kleinere Stiftungen tun sich da schwer. Mit dem richtigen Partner an der Seite kann man dem entgegenwirken, indem man die Verwaltung, die Rückversicherung oder auch das Asset Management auslagert. 
Die Mobiliar bietet mit der Mobiliar Vorsorgestiftung eine Lösung für kleine und mittlere Unternehmen. Dabei wählen die Kunden selbst, wie viel Unterstützung sie benötigen. Aber auch für autonome Kassen haben wir ein entsprechendes Angebot. Die Mobiliar ist marktführend im Bereich Rückversicherung.