Reduziertes Arbeiten: Das sagen die Zahlen zum Trend Teilzeitarbeit

Freie Sitzplätze in der S-Bahn, kein Stau. Wer am Freitag im Arbeitsverkehr unterwegs ist, dem fällt auf: Am Freitag arbeiten viele von zu Hause aus – oder gar nicht. Denn unterdessen arbeitet mehr als ein Drittel der Erwerbstätigen zwischen 16 und 65 Jahre in einem Pensum von weniger als 90 Prozent. Mit der Definition der OECD, wonach Teilzeit weniger als 30 Stunden pro Woche bedeutet, beträgt der Anteil der Teilzeitarbeitenden in der Schweiz 25 Prozent. Eine noch höhere Teilzeitquote weisen in Europa nur die Niederlande auf, wie die Schweiz ein reiches Land. «Teilzeitarbeit ist ein Wohlstandsphänomen», sagt Deloitte-Schweiz-Chefökonom Michael Grampp. Teilzeitpensen sind vor allem bei Frauen stark verbreitet. Mehr als die Hälfte arbeitet weniger als fünf Tage die Woche, aber das ist schon länger so. Die Teilzeitquote stieg zwischen 1990 und 2010 von 50 auf knapp 60 Prozent, seither ist sie praktisch unverändert. Verändert hat sich in den letzten dreissig Jahren jedoch das Verhalten der Männer: War Teilzeitarbeit bei den Männern in den Neunzigern noch eine Randerscheinung, sind es unterdessen immerhin fast 20 Prozent, die nicht Vollzeit arbeiten. In den Details zeigt sich: Es sind vor allem Familienväter, welche in den letzten Jahren das Pensum reduziert haben. Seit 2010 ist der Teilzeitanteil bei Vätern mit Kleinkindern von 8,7 auf 15,5 Prozent gestiegen. Und den kinderlosen Arzt, der lieber nur vier Tage arbeitet – gibt es den wirklich? Es sieht so aus: Statistisch arbeiten Männer ohne familiären Verpflichtungen sogar häufiger Teilzeit als Familienväter. Aus persönlicher, ökonomischer Sicht ist das nachvollziehbar: Kinderlose Paare und Alleinstehende können es sich eher leisten, nur Teilzeit zu arbeiten. Für Familienväter stellt sich eher die Frage, ob eine Pensumsreduktion finanziell drinliegt. Einer von fünf kinderlosen Männern arbeitet Teilzeit. Am häufigsten (rund ein Viertel) arbeiten allein lebende Männer über 55 in reduziertem Pensum. Die Teilzeitquoten der Kinderlosen waren allerdings schon bei der ersten Erhebung vor elf Jahren recht hoch. Bei den Frauen fällt auf: Es arbeiten prozentual mehr Teilzeit als vor dreissig Jahren, aber der Anteil jener, die weniger als 50 Prozent arbeiten, ist gesunken. Zugenommen haben vor allem die höheren Pensen (50 bis 89 Prozent). Für ETH-Ökonom Daniel Kopp ist das ein Punkt, der zeigt, dass durch die höhere Teilzeitquote die effektive Erwerbstätigkeit nicht unbedingt abgenommen haben muss. Er sieht eher ein Umverteilung der Arbeit von den Männern zu den Frauen. Diese nehmen dank Teilzeitmodellen am Arbeitsprozess eher stärker teil. Gestützt wird diese Beobachtung durch die Erwerbsquote in Vollzeitäquivalenten. Sie ist seit 1996 von 68,7 auf 71,7 Prozent gestiegen.

Reduziertes Arbeiten: Das sagen die Zahlen zum Trend Teilzeitarbeit

Das sagen die Zahlen zu Teilzeitarbeit