Was das Vorgehen der Fed für die Schweiz bedeutet

Der Zinsanstieg in den USA sorgt in den Finanzmedien weltweit für Schlagzeilen, obwohl er so erwartet wurde. Mit dem Anstieg der Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte von nahe null, der Aussicht auf sechs weitere Zinsschritte auf insgesamt 1,9 Prozent bis Ende Jahr und einem bald beginnenden Abbau der fast 9000 Milliarden umfassenden Bilanz will die US-Notenbank nun deutlich entschiedener als noch im Dezember geplant gegen die auf beinahe 8 Prozent angestiegene Inflation in den USA vorgehen. Was aber bedeutet das Vorgehen der Amerikaner für die Schweiz und Europa? Die Nationalbank wartet auf Europa Am kommenden Donnerstag verkündet auch die Schweizerische Nationalbank erstmals seit Dezember wieder ihr geldpolitisches Programm. Obwohl sie bei den Leitzinsen mit minus 0,75 Prozent einen Tiefen-Weltrekord innehat, erwarten die meisten Prognostiker zumindest im laufenden Jahr keinen Anstieg. An einen Abbau der auf mehr als 1000 Milliarden Franken umfassenden Bilanz ist vorerst ebenfalls nicht zu denken. In der vergangenen Woche hat die SNB sogar wieder für rund 2 Milliarden Devisen dazugekauft. Grund war der damalige Wertzuwachs des Frankens, der sich in einem deutlich gesunkenen Euro-Kurs niederschlug. Für kurze Zeit kostete der Euro sogar weniger als 1 Franken. Mittlerweile ist dessen Preis wieder etwas angestiegen. Doch die grossen wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten machen einen erneuten Aufwertungsschub jederzeit wahrscheinlich. Immerhin hat der aktuelle Euro-Kurs nicht mehr die gleiche Bedeutung wie früher. Die deutlich höhere Inflation im Euro-Raum hat zur Folge, dass der Franken kaufkraftbereinigt selbst bei der Parität nicht in einem Mass überbewertet ist wie auch schon. Mit Blick auch auf den Dollar, der für Exporteure aus der Schweiz ebenfalls grosse Bedeutung hat, sieht das Bild für die Schweizer Exportbranche noch besser aus. Gegenüber der US-Währung hat sich der Franken nominal und erst recht kaufkraftbereinigt deutlich abgeschwächt. Dennoch würde die Nationalbank wie schon bisher keinen Zinsschritt vor der Europäischen Zentralbank riskieren – in der aktuellen Lage erst recht nicht. Doch was ist vom Institut unter der Leitung von Christine Lagarde zu erwarten? Lagarde zwischen Hammer und Amboss An ihrer letzten offiziellen Pressekonferenz zur Geldpolitik hat Lagarde die Devisen- und Kapitalmärkte damit überrascht, dass sie die Anleihenkäufe rascher zurückfahren will, als das bisher erwartet wurde. Konkrete Pläne zu einem Zinsanstieg hat die EZB bisher nicht geäussert – und erst recht keine zu einem Abbau ihrer Bilanz. Deutlich gemacht hat Lagarde nur, dass sie mit einem Zinsanstieg bis nach dem Ende der Anleihenkäufe zuwartet. Prognostikerinnen und Prognostiker erwarten erste Schritte in dieser Richtung im dritten Quartal dieses Jahres – aber nicht mit einem Tempo, wie sie die Fed in den USA an den Tag legt. Im gesamten Euro-Raum ist die Inflation laut Statistikbehörde Eurostat im Februar bereits auf 5,9 Prozent angestiegen. Das würde für ein rasches Anziehen der geldpolitischen Bremsen sprechen. Treiber der Preise sind aber in erster Linie teurere Rohstoffe, besonders jene, die für die Energiegewinnung entscheidend sind. Dagegen kann die Geldpolitik wenig tun. Gleichzeitig drückt dieser Kostenschub auf die Realwirtschaft. Das Bruttoinlandprodukt Deutschlands – der wichtigsten Volkswirtschaft der Euro-Zone und dem wichtigsten Handelspartner der Schweiz – ist bereits im letzten Quartal 2021 geschrumpft. Seit der Ukraine-Invasion durch Russland haben sich die Aussichten weiter eingetrübt. Das alleine würde für Zurückhaltung bei einer Straffung der Geldpolitik sprechen. Sollte die Europäische Zentralbank aber untätig bleiben, riskiert sie eine Verstetigung oder sogar eine Erhöhung der Teuerung. Das ist dann der Fall, wenn Beschäftigte und Unternehmen ihre Löhne beziehungsweise Kosten laufend nach oben anpassen. Das Mittel der Notenbank dagegen wäre, mit steigenden Zinsen die Wirtschaft derart weiter zu schwächen, um solche Zweitrundeneffekte bei Preisen und Löhnen zu verunmöglichen. Dieses Rezept hat Ende der 1970er Jahre der damalige Fed-Chef Paul Volcker erfolgreich zur Bekämpfung der Inflation angewandt. Die Folge war aber ein drastischer Anstieg der Arbeitslosigkeit in den USA. Zu diesem Szenario einer Stagflation in Europa – einer hohen Teuerung bei einer gleichzeig schrumpfenden Wirtschaft – kommt noch die Sorge, dass vor allem die schwächeren Länder der Euro-Peripherie wie Italien, Spanien oder Griechenland wieder besonders unter Druck geraten. Die extrem grosszügige Geldpolitik der EZB und ihre Ankäufe von deren Staatsanleihen haben seit der Euro-Krise für Stabilität bei deren Staatsanleihen gesorgt. Fazit Das Vorgehen der Fed in den USA ist keine Vorlage für Europa oder die Schweiz. Hier dürfte es bis zu einem Zinsanstieg länger dauern. Die Ausgangslage vor allem für die Europäer ist auch deutlich schwieriger als für die Amerikaner.

Was das Vorgehen der Fed für die Schweiz bedeutet

Was das Vorgehen der Fed für die Schweiz und Europa bedeutet