Not macht erfinderisch. Finanznot ganz besonders. Vor 10 Tagen besprach sich CS-Chef Thomas Gottstein mit seinen Experten im Firmenkundengeschäft, wie jenen Firmen unter den 550'000 KMUs in der Schweiz zu helfen wären, denen das Wasser am Hals steht.

Viele Betriebe sind auf Geheiss des Bundes geschlossen, haben zwar Kosten, aber keine Einnahmen mehr. Und schon bald auch nicht mehr die nötige Liquidität, um Mitarbeiterlöhne zu zahlen.

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Ein Telefonanruf ins Bundeshaus

Dem Projekt Garantieprogramm schlossen sich schnell auch die UBS an, zudem die Raiffeisen Gruppe, die Zürcher Kantonalbank und die Waadtländer Kantonalbank. Im Boot war auch Herbert Scheidt, Präsident der Bankiervereinigung.

Schliesslich telefonierte man mit Finanzchef Ueli Maurer, der grosses Interesse am Hilfsprogramm zeigte. Vor wenigen Tagen legten die Banker mit Leuten aus dem Seco los, mit dabei war auch Staatssekretärin Daniela Stoffel, eine Vertraute Maurers.

Innert Tagen wurde ein historisch einmaliges Projekt gestartet: Das Aufstellen eines Tresors, der mit 20 Milliarden Franken gefüllt ist und zwei Fächer hat.

Unbürokratische Hilfen

Im Fach eins sollen Kleinfirmen mit einer Handvoll Mitarbeitern betreut werden. Also primär Betriebe aus der Gastroszene, Tourismus, Paramedizin, Coiffeure, Detailhandel, Fitness oder Mode. Firmen also, die geschlossen sind und denen schon bald die Liquidität fehlt. Ihnen soll unbürokratisch und ganz schnell über die nächsten Wochen geholfen werden.

Es ist eine Sofortmassnahme: Ihre Hausbanken, so der Plan, sollen Kredite bis maximal 500'000 Franken sprechen. Er sollte nicht mehr als 10 Prozent des Umsatzes ausmachen. Geprüft wird von den Banken bloss, ob die Ansprüche plausibel sind.

Gemäss Ueli Maurer soll die Prüfung in 30 Minuten abgewickelt sein. Vorweisen müssen die Firmen einen Jahresabschluss. Die Banken erledigen das Operative, die Eidgenossenschaft bürgt zu 100 Prozent für die Kredite. Im Gespräch ist ein Zinssatz von rund einem Prozent. Noch ist nicht entschieden. Die weiteren Details werden in den nächsten Tagen definiert.

Jetzt ist Tempo gefragt

Es geht Schlag auf Schlag. Tempo ist gefragt: «Seit ein paar Tagen haben die Anfragen von unseren Kunden massiv angezogen», sagt Andreas Gerber, Chef des KMU-Kundengeschäfts bei der Credit Suisse.

Bereits nächsten Donnerstag sollen die Bankschalter für diese notleidenden Kleinbetriebe geöffnet werden. Und schon heute ist absehbar: Es wird via Mail, Fax, Telefon, Briefpost einen Massenansturm geben, denn es dürften zehntausende Kleinfirmen von Umsatzeinbruch, Kurzarbeit oder Betriebsunterbruch geplagt sein.

Zweite Tranche mit grösseren Summen

Im zweiten Tresorfach liegen Kredite für grössere Firmen, jene mit ein paar Millionen Franken Umsatz. Da geht’s um Kredite von 500'000 Franken bis 20 Millionen. Hier haftet der Bund mit 85 Prozent, die Banken mit 15 Prozent. Bei diesen höheren Summen genügt die 30 Minuten, die Ueli Maurer vorgibt, nicht für eine Kreditentscheid.

Auch müssen jene Firmen, die auf Liquidität angewiesen sind, die Hausbanken mit ungleich mehr Unterlagen versorgen. Gemäss Bankenexperten dürfte eine Abklärung, ob Liquidität gesprochen wird, 2 bis 4 Tage in Anspruch nehmen. Der Zinssatz dürfte – je nach Risikoprofil der Firma - zwischen 1 und 2,5 Prozent liegen.

Der Vorteil dieses Systems über die Geschäftsbanken: Sie kennen ihre Kunden aus langjähriger Zusammenarbeit und haben hunderte Kreditexperten. Was es gemäss Gerber nicht einfacher macht: Die Banker arbeiten aus dem Homeoffice.

Dieses einmalige Garantie-Programm über 20 Milliarden ist vorerst für 4 Monate ausgelegt. Die grosse Frage ist freilich, ob diese Summe ausreichen wird.