Warum die Apple-Aktie so einen Boom erlebt

Die Marktkapitalisierung von Apple ist mit 2,8 Billionen Dollar gigantisch. Demensprechend viel Gewicht haben die Aktien in wichtigen Indizes. Im S&P 500 macht Apple mittlerweile 7 Prozent aus. Kein Wunder, achten die Börsianer besonders auf den Aktienkurs des riesigen Technologiekonzerns. Und in den letzten 14 Tage hatten sie allen Grund zur Freude: Der Kurs stieg von Mitte März bis Ende März von gut 150 Dollar bis auf knapp 180 Dollar, ein Zuwachs von beinahe 20 Prozent. An elf Handelstagen hintereinander legte der Kurs zu. Unter denen, die sich freuen können, ist auch die Schweizerische Nationalbank; die SNB besass Ende 2021 rund 63 Millionen Apple-Aktien. Sofern sich der Bestand nicht entscheidend verändert hat, konnte sie alleine mit diesem Titel in zwei Wochen Kursgewinne von etwa 1, 8 Milliarden Dollar (rund 1,6 Milliarden Franken) verbuchen. Aber warum schiesst der Kurs von Apple seit kurzem derart steil nach oben? Für eine Antwort ist es hilfreich, sich anzuschauen, wie sich der Leitindex S&P 500 entwickelt hat. Ausserdem sollte ein Investor für eine Kursanalyse auch die nächsthöhere Zeitebene einbeziehen. Wenn es wie hier um die Kursentwicklung von zwei Wochen geht, kann es informativ sein, die Entwicklung mindestens eines Monats für die Betrachtung heranziehen, geht es um die Kursentwicklung einiger Monate, sollte ein Investor die Kursentwicklung der letzten Jahre beachten. Apple schlägt knapp den S&P 500 Seit Mitte März ist nicht nur der Apple-Kurs gestiegen, auch der S&P 500 hat zugelegt, wobei allerdings das Plus beim US-Leitindex mit 11 Prozent nicht ganz so hoch ausfällt wie bei Apple. Wer nun den Betrachtungszeitraum erweitert und die Kurse seit dem 1. März vergleicht, stellt fest, dass der Vorsprung von Apple nicht mehr ganz so beeindruckend ausfällt (siehe Grafik). Der iPhone-Hersteller hat bis am 30. März um 8 Prozent zugelegt, der S&P 500 um 6,5 Prozent. Dabei ist Apple bis Mitte Monat deutlich stärker eingebrochen als der S&P 500, hat sich dann aber auch stärker erholt. Es scheint plausibel, dass veränderte Zinserwartungen der Marktakteure sich negativ auf den Kurs der Apple-Aktien ausgewirkt haben. Apple ist ein wachstumsstarkes Unternehmen; für dessen Aktienkurs ist es nachteiliger als für andere Firmen, wenn die Zinserwartungen steigen. Und noch Anfang März waren praktisch sämtliche Marktakteure der Ansicht, dass die US-Leitzinsen Ende Jahr bei unter 2 Prozent liegen werden. Dann aber zogen wegen des Ukraine-Konflikts die Rohstoffpreise an, was die Inflationserwartungen deutlich nach oben schraubte. Und damit auch die Erwartung, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen stärker anheben muss als gedacht. Bis Mitte März gingen bereits 60 Prozent der Marktteilnehmer davon aus, dass das Fed bis Ende Jahr die Zinsen auf mindestens 2 Prozent anheben wird, ein Umstand, der dämpfend auf den Kurs von Apple-Aktien gewirkt haben dürfte. Dazu kamen Probleme mit dem wichtigen Fertigungsunternehmen Foxconn. Aufgrund der Pandemie musste das Unternehmen zwei Werke in Shenzhen schliessen. Mitte März kam aber die Entwarnung, dass der Betrieb mindestens teilweise wieder aufgenommen werden konnte. Gewaltige Verkäufe des iPhone 13 Dazu kamen weitere positive Nachrichten. Die US-Investmentbanken J.P. Morgan und Wedbush veröffentlichten sehr positive Analysteneinschätzungen. Die Verkäufe des iPhone 13 seien gewaltig und dürften den Weg vorspuren für das iPhone 14, welches im Herbst erhältlich sein wird. Das Nachrichtenunternehmen Bloomberg berichtete zudem letzte Woche, dass Apple plane, seine iPhones zukünftig quasi zu vermieten. Nutzer sollen für ihre iPhones eine monatliche Abonnementgebühr bezahlen, die mit dem App Store und der Apple-ID eines Benutzers verknüpft ist. Das Modell werde ähnlich funktionieren wie das Leasen eines Autos.Neues iPhone SE Apple frischt sein Günstig-Handy auf Es ist vor allem diese letzte Meldung über ein Abo-Modell für Handys, welche die Fantasie der Anleger beflügelt. Denn wenn iPhone-Fans ihr Telefon mieten, löst das zwei Probleme. Erstens gehen manche Experten von einer Verlangsamung bei den Handy-Verkäufen aus. Mit einem Abo-Modell könnte dieses Risiko entschärft werden. Und zweitens könnte eine Abo-Strategie für eine grössere Marktdurchdringung sorgen. Bisher besitzen die meisten Handynutzer ein Android-Handy, weil dieses im Vergleich zu Apple-Produkten preisgünstiger ist. Wenn jedoch statt einer einmaligen grossen Zahlung wiederkehrende kleine Zahlungen gemacht werden können, besteht die Möglichkeit, dass Kunden zu Apple wechseln, welche sich eine grosse Einmalzahlung nicht leisten können. Bisher ist aber nicht sicher, wie ernsthaft Apple diesen Plan verfolgt. Der Kursanstieg bei Apple ist wohl trotzdem zumindest zum Teil auf die Hoffnung zurückzuführen, dass das Superstar-Unternehmen sich erstens ziemlich bald neues Monetarisierungspotenzial erschliesst und zweitens dieses dann ebenso erfolgreich ausschöpft wie in der Vergangenheit.