Nichts weniger als Epochales könnte sich heute im Kunstmarkt ereignen. An der Versteigerung des Jahres kommt bei Christie’s der wohl berühmteste Geniestreich von Andy Warhol unter den Hammer, das wohl ikonischste Werk des 20. Jahrhunderts.

Die Rede ist von der «Shot Sage Blue Marilyn», einem von vier Warhol-Porträts des Hollywood-Superstars Marilyn Monroe. Alex Rotter von Christie’s kommt beim Beschreiben des Werks gar nicht aus den Superlativen heraus: «Das ist das bedeutendste Gemälde des 20. Jahrhunderts, der absolute Höhepunkt des amerikanischen Pop. Das Werk weist weit über das Genre des amerikanischen Porträts hinaus. Ebenso weist es über Kunst und Kultur des 20. Jahrhunderts hinaus. Neben Botticellis ‹Geburt der Venus›, da Vincis ‹Mona Lisa› und Picassos ‹Les Demoiselles d’Avignon› ist Warhols ‹Marilyn› zweifellos eines der grössten Gemälde aller Zeiten.»

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Vom Oligarchen zum Potentaten

Auch für Christie’s ist die «Marilyn» eine Gelegenheit, sich auf dem Kunstmarkt noch ein bisschen unsterblicher zu machen. Das britische Auktionshaus hat schon die drei bislang teuersten Gemälde der Welt unter den Hammer gebracht, inklusive des Werks «Salvator Mundi» von Leonardo da Vinci, das im November 2017 (wahrscheinlich) vom umstrittenen saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman ersteigert und zuvor vom mittlerweile ebenfalls umstrittenen russischen Oligarchen Dmitri Rybolowlew verkauft wurde.

Zur Erinnerung: Für den da Vinci wurde damals ein Schätzwert von 100 Millionen Dollar ausgerufen. Beim Warhol verdoppelt Christie’s diesen Wert, ohne eine genaue Schätzung herauszurücken. Diese gibt es nur auf Anfrage. Offiziell liegt der Schätzwert «in der Grössenordnung von 200 Millionen Dollar». Im Klartext: Es ist so gut wie sicher, dass der Warhol zum teuersten Werk des 20. Jahrhunderts wird und Picasso, Modigliani, Bacon und Pollock weit hinter sich lässt.

Die Frage ist eigentlich nur noch, ob die «Marilyn» zum teuersten Werk aller Zeiten wird und selbst den exorbitanten Preis des «Salvator Mundi» übertreffen kann. Kunstexperten und Kunstexpertinnen halten es für möglich – und Christie’s hat alles darauf angelegt.

Ring frei für Warhol versus da Vinci!

Marcel Speiser Handelszeitung
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