Im engen Markt für historische Sportwagen gab es bislang eine Gewissheit: Preislich ist Ferrari das Mass aller Dinge. Gleich an zwei Auktionen in der kalifornischen Stadt Monterey – konkret am Pebble Beach Concours d’Elegance, der weltweit wichtigsten Veranstaltung für Classic Cars – erzielte jeweils ein Ferrari 250 GTO aus dem Jahr 1962 einen Rekordpreis: 2014 bezahlte ein Sammler für eines der 36 gebauten Exemplare 38 Millionen Dollar, 2018 stieg die Summe gar auf 48,4 Millionen Dollar.

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Doch nun hat ein Mercedes-Benz aus dem Jahr 1955 den Ferrari-Rekord förmlich pulverisiert. Einer von zwei jemals gebauten 300 SLR «Uhlenhaut» ist in einer bislang geheim gehaltenen, exklusiven Auktion versteigert worden. Und zwar für sagenhafte 142 Millionen Dollar. Das bestätigt nun der britische Classic-Car-Händler Simon Kidston von Kidston Motor Cars in einer Medienmitteilung.

Mercedes 300 SLR Uhlenhaut mit Rudolf Uhlenhaut

Rudolf Uhlenhaut mit seinem «Uhlenhaut»: Ein Auto für die Geschichtsbücher.

Quelle: carlassic.com

Bislang galten die beiden «Uhlenhauts», die beide im Besitz von Mercedes-Benz waren und als Museumsstücke ausgestellt waren, als unverkäuflich. Nun hat sich das offenbar geändert.

Weniger als zehn vermögende Sammler wurden zur Auktion eingeladen

Laut dem Vintage-Car-Versicherer Hagerty soll Mercedes weniger als zehn sorgfältig ausgewählte Autosammler zu einer geheimen Auktion ins Mercedes-Museum nach Stuttgart eingeladen haben. Es wird gemunkelt, dass die potenziellen Käufer zu einem Mittagessen im Museum empfangen wurden, wobei die wichtigsten Sammler am 5. Mai mit Privatjets einflogen. Das Haus war an diesem Tag offiziell wegen einer Veranstaltung geschlossen.

Selektioniert wurden die Sammler natürlich nach ihrem Vermögen – und nach ihrem Einverständnis damit, weitere, strenge Kriterien zu erfüllen. So habe, wie Hagerty berichtet, der neue Besitzer garantieren müssen, den «Uhlenhaut»-Rennwagen so sicher zu verwahren wie das Museum selbst und ihn mit der gleichen Sorgfalt und Aufmerksamkeit zu behandeln wie Mercedes selbst. Zudem habe der Sammler zusichern müssen, den Wagen weiterhin an Events einzusetzen und zu zeigen. Ein Weiterverkauf an Dritte soll verboten worden sein.

Käufer Simon Kidston nannte den Mercedes die «Mona Lisa unter den Automobilen». Er habe den Aufsichtsrat von Mercedes und des Museum 18 Monate lang «geduldig bearbeitet» und sie schliesslich von der Chance der Auktion überzeugt. Durchgeführt hat die Auktion in Stuttgart RM Sotheby's, der Oldtimer-Arm des berühmten Auktionshauses. Es sei, so Kidston weiter, ein Meilenstein, an dem niemand geglaubt habe, das der «300 SLR aus der Gefangenschaft entlassen» worden sei.

Mercedes, heisst es weiter, werde den Auktionserlös vollumfänglich für benachteiligte Kinder einsetzen

Wer ist der neue Uhlenhaut-Besitzer?

Bleibt die grosse Frage, wer denn nun der neue Besitzer des «Uhlenhaut» ist. Kidston hat den Wagen zwar gekauft, aber im Auftrag eines nicht genannten Kunden. Zu dessen Identität gibt es bislang nur äusserst vage Gerüchte. Klar ist: Es muss sich um einen Superreichen handeln, wahrscheinlich einen Briten. Einige Beobachter der Vintage-Car-Szene vermuten, dass es eine bekannte Persönlichkeit aus der britischen Automobilindustrie sein könnte. Konkrete Namen kursieren derzeit nicht.

Das neue zweitteuerste Auto der Welt, eben der Ferrari 250 GTO, wurde seinerzeit vom amerikanischen Geschäftsmann und Ferrari-Sammler David MacNeil gekauft. Sein Vermögen machte MacNeil mit der Firma Weathertech, einem Unternehmen für Autozubehör.

Der höchste Preis, der bisher für einen Mercedes bezahlt wurde, waren 29,7 Millionen Euro für einen W 196 R, den unter anderem von Juan Manuel Fangio in der Formel-1-Saison 1954 gefahren wurde.

Mercedes 300 SLR einst für Formel 1 gebaut

Auch die zwei 300-SLR-Mercedes-Benz wurden für die Formel 1 gebaut. Sie wurden in der Rennsaison 1956 eingesetzt. Eines der Coupés wurde von damaligen Leiter der Mercedes-Versuchsabteilung, Rudolf Uhlenhaut, gefahren, wie bei «Carlassic» nachzulesen ist. Uhlenhaut gab dem Modell dann auch den Namen. Eines der beiden Autos hat eine rote Innenausstattung, das andere eine blaue.