Watchfinder, die Verkaufsplattform für gebrauchte Uhren, hat die Preise um etwa 15 Prozent gesenkt, da die Bewertungen für gebrauchte Spitzenmodelle gesunken sind. «Das ist mit Sicherheit schmerzhaft», sagte Arjen van de Vall, der 2021 die Geschäftsführung von Watchfinder übernommen hat, in einem Interview. «Sie sehen, dass das Angebot für Modelle, für die wir noch vor ein paar Monaten buchstäblich getötet hätten, deutlich gestiegen ist.» 

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Nach einem beispiellosen Anstieg im Jahr 2021 und in den ersten drei Monaten des Jahres 2022 sind die Preise für die begehrtesten Modelle von Rolex, Patek Philippe und Audemars Piguet stark gefallen. Das verlangsamte Wirtschaftswachstum, höhere Zinssätze und der Zusammenbruch der Kryptowährungen haben den Wert der Uhren beeinträchtigt.

Uhrenhändler und Investoren haben den Markt in den letzten Monaten mit dem Angebot von einst begehrten Rolex Daytona-, Patek Nautilus- und AP Royal Oak-Modellen überschwemmt, was zu einem Rückgang des von Watchcharts erstellten Index für den Luxusuhrenmarkt um 24 Prozent innerhalb von 12 Monaten führte. Der Index umfasst 60 Uhren der 10 wichtigsten Luxusuhrenmarken nach Transaktionswert.

Auswirkungen der Preissenkung

Der durchschnittliche Verkaufspreis für eine Luxusuhr liegt nach Angaben des CEO von Watchfinder bei etwa 7'000 Pfund Sterling (7’853 Franken). Daran hat sich trotz der Preiskorrektur nicht viel geändert, denn die Käufer haben sich höherwertige Modelle zu niedrigeren Preisen geschnappt. 

«Das liegt vor allem daran, dass wir das, was wir verkaufen, neu ausbalancieren», sagte van de Vall. «Einige der höherwertigen Modelle sind durch die sinkenden Preise attraktiver geworden».

Rolex bleibt die meistverkaufte Luxusuhrenmarke auf Watchfinder, sowohl nach Volumen als auch nach Wert. Preisgünstigere Marken wie die Uhren der Richemont-Juweliermarke Cartier rücken jedoch in der Liste nach oben. Cartier ist derzeit die sechstbeliebteste Marke nach Volumen, wird aber bald auf den fünften Platz vorrücken, da die Modelle Tank und Santos der Marke immer beliebter werden, so van de Vall.

Une employee effectue le controle finale de la montre ce mercredi 19 Aout 2015..lors de la visite guidee en partenariat avec Jura Tourisme de l entreprise Louis Chevrolet a Porrentruy. (KEYSTONE/Stefan Meyer)

Finale Kontrolle bei Louis Chevrolet in Porrentruy: NAuch ide über Watchfinder verkauften Uhren werden auf Echtheit und Zustand überprüft.

Quelle: Keystone

Watchfinder richtet eigene Handelsplattform ein

Watchfinder ist einer der grössten Online-Händler für gebrauchte Luxusuhren. Ausserdem unterhält das Unternehmen mit Sitz im Vereinigten Königreich Geschäfte in Metropolen wie London, Paris, New York, Hong Kong, Genf und München. Für Watchfinder sei die Preiskorrektur und der Anstieg des Angebots keine Überraschung gewesen, so der CEO. Der Uhrenhändler verfolgt über zur Verfügung gestellte Daten die Marktentwicklung. Unerwartet seien aber das Ausmass und die Geschwindigkeit des Ausverkaufes gewesen: «Die meisten Menschen in der Branche waren nicht naiv und dachten, dass die Preise ein Plateau erreichen und dann sinken würden, aber nicht in diesem Ausmass», meint van de Vall. 

Darüber hinaus kündigt das Unternehmen an, neben dem Ankauf von Uhren für den Wiederverkauf auf der Website auch eine Handelsplattform einzurichten – diese gelte vorerst nur im Vereinigten Königreich. Diese Plattform soll es Händlern und Privatpersonen ermöglichen direkt über Watchfinder Uhren zum Verkauf zu bieten. Das Unternehmen erhält dabei eine Verkaufsprovision von 175 Pfund Sterling pro Uhr und einen Anteil von 4,9 Prozent am Verkaufswert.

Die über die Plattform verkauften Uhren werden von Watchfinder auf Echtheit und Zustand geprüft. Mit diesem Schritt tritt das Unternehmen in direkten Wettbewerb mit der Chrono24, der grössten Online-Uhrenhandelsplattform, und Ebay. Chrono24 hat vor kurzem im Rahmen einer Umstrukturierung rund 13 Prozent seiner Belegschaft entlassen, um dem Preisverfall auf dem Sekundärmarkt für Uhren zu begegnen.

(bloomberg/lso)