Die Business-Idee

«Abstand bitte!» – das ist wahrscheinlich der Ausruf des Jahres 2020. Die Corona-Pandemie sorgte nicht nur für Lockdown und Reisewarnungen, sondern auch für jede Menge Vorschriften: Ob in Büros oder Restaurants – Wiedereröffnungen waren nach der Komplettschliessung oft nur mit gutem Sicherheits- und Hygienekonzept möglich. Ein Produktdesigner aus Horw LU hat schnell reagiert und ist dank Corona mit seinem Startup so richtig durchgestartet: «Ich habe Trennwände entwickelt, die zu 100 Prozent recycelbar sind», sagt Pirmin Giger.

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Die Gründer

Seine Idee postete Giger im April auf Linkedin. «Kurz darauf hatte ich eine Nachricht von Walter Küpfer und Thomas Holenstein im Postfach, die die Idee toll fanden und mich unterstützen wollten», erinnert er sich, «das hat mich sehr überrascht!» Mitten in der Nacht starten die drei ihr erstes virtuelles Meeting, schmieden Pläne und setzen sich zum Ziel: «Bis am 11. Mai die Gastronomiebetriebe wieder öffnen können, wollen wir die ersten Trennwände ausgeliefert haben.» Ab diesem Tag geben sie Vollgas: Da Holenstein digitale Lösungen für die Gastrobranche anbietet, kennt er die Bedürfnisse der Kunden. Walter Küpfer ist Gründungs- und Verkaufsexperte. Pirmin Giger hat die Produktgestaltung weiter in der Hand. «Wir haben uns perfekt ergänzt», sagt er. Für Website und Online-Shop holten sie sich Webmaster Emanuel Bührer.

Der Markt

Trennwände bestehen häufig aus Plexiglas. Kleine Modelle sind bereits ab 130 Franken erhältlich, aber nicht biologisch abbaubar. «Im April waren die Preise für Acryl-Varianten noch viel höher, bei etwa 400 Franken», sagt Pirmin Giger. «Ich wollte Gastronomen eine günstigere und umweltfreundliche Alternative bieten.» Die Recycle Walls kosten rund 110 Franken, sind aus 16 Millimeter dickem Wabenkarton und werden vom Werbedruck-Spezialisten JCM in Schlieren produziert. Es gibt sie in verschiedenen Grössen, ausserdem auf Wunsch auch in selbst gewählten Massen und mit speziellem Druck. Corona-konform besitzen sie glatte, abwaschbare Oberflächen.

«Upbeat» – die Schweizer Startup-Serie

Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.

Das Kapital

Die drei Gründer haben ihr Startup bisher komplett selbst finanziert. Über 3500 Trennwände hat das Jungunternehmen bereits verkauft, unter anderem an Grosskunden wie McDonald’s und die Schweizer Armee. «McDonald’s hat fest verbaute Einrichtungselemente und braucht deshalb viele Walls, die Armee nutzt sie zur Abgrenzung zwischen den Betten in Schlafsälen», so Giger. Neben dem Direktverkauf hat die Recycleworks GmbH auch eine erste Franchise-Lizenz für Konzept und Branding der Trennwände nach Chile verkauft. Weitere Lizenzen oder Kooperationen mit Herstellern in anderen Ländern wie Deutschland sind angedacht, um aufwendige Export-Prozesse bei Anfragen aus dem Ausland zu umgehen.

Die Chance

Mit den tieferen Temperaturen haben die Bestellungen wieder zugenommen. Aber: Ist das Startup das, was in der Musikbranche als One-Hit-Wonder bezeichnet wird, oder wie könnte es nach Corona weitergehen? «Wir arbeiten zurzeit auf Hochtouren an neuen Ideen, die Sinn machen», verrät Giger. Eine davon ist recycelbares Kinderspielzeug: Aus demselben Wabenkarton wie die Walls soll es kurzlebiges Plastikspielzeug ersetzen. «Recycle Toys wird es heissen und noch rechtzeitig zum Vorweihnachtsgeschäft erhältlich sein», verspricht der Tüftler. «Für einen Produktdesigner wie mich sind die kreativen Möglichkeiten bei Spielzeug schier grenzenlos – da kann ich mich richtig austoben!» Und bis dahin dürfte die Corona-Lage noch für genügend Bestellungen sorgen.

Die Startup-Serie «Upbeat» wird Ihnen von der Credit Suisse präsentiert.
Stefan Mair
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