Die Business-Idee

Sojamilch und Tofu sind seit vielen Jahren aus den Regalen der Supermärkte nicht mehr wegzudenken. Was bei der Verarbeitung der Sojabohnen übrig bleibt, ist das Fruchtfleisch (Okara) – und zwar allein in der Schweiz rund 2000 Tonnen pro Jahr. «Okara wird hierzulande bisher nicht für Lebensmittel genutzt, sondern in Biogasanlagen verbrannt oder an Tiere verfüttert», weiss Flavio Hagenbuch, Mitgründer des Startups Luya: «Wir haben daraus ein schmackhaftes, saftiges Fleischersatzprodukt entwickelt.» Die sogenannten Chunks, die an Geschnetzeltes erinnern, gibt es nature sowie mit BBQ- oder Gartenkräutergeschmack. Sie sind vegan und mit dem Zertifikat von Bio Suisse gekennzeichnet.  

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Die Gründer

An der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften der Berner Fachhochschule (BFH) entstand die Idee: «In seiner Master-Arbeit hat mein Mitgründer Michael Whyte Nebenströme der Lebensmittelherstellung untersucht», erzählt Flavio Hagenbuch. «Er erkannte schnell, dass in Okara ein gewaltiges Potenzial schlummert.» Das Fruchtfleisch sei nämlich reich an Pflanzenfasern, Nährstoffen und Proteinen. Zunächst tüftelten die Gründer im FH-Labor, bis der Produktionsprozess sass: Okara wird gemahlen, mit Kichererbsen gemischt, mit speziellen Pilzsporen versehen und nach der Fermentation in Form gebracht – fertig ist der Fleischersatz. Im Juli 2021 gründeten Hagenbuch, Whyte und Tobias Kistler gemeinsam die Luya Foods AG und lancierten erste Produkte in ausgewählten Restaurants.  

Der Markt

Die Nachfrage nach Fleischersatzprodukten steigt rasant. Laut dem ersten Schweizer Fleischersatz-Report des Bundesamtes für Landwirtschaft konnte der Detailhandel in diesem Segment 2020 einen Umsatz von 117 Millionen Franken erwirtschaften, während es 2016 noch rund 60 Millionen Franken waren. Die sogenannten Meat-Analogprodukte, die also wie Fleisch aussehen und schmecken sollen, seien am beliebtesten und machen rund 60 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Innerhalb von fünf Jahren hat sich die Zahl der eingeführten Produkte im Schweizer Detailhandel laut dem Report mehr als verdoppelt. 

Aber Luya ist ganz und gar nicht alleine auf dem Markt: Weitere Schweizer Anbieter sind zu Beispiel das ETH-Spin-off und Startup-Überflieger Planted, das veganes Geschnetzeltes, Pulled-Varianten und Schnitzel anbietet – oder der Peta-Vegan-Food-Award-Gewinner 2022 The Green Mountain aus Graubünden, der zum Beispiel veganes Hack, Steak und Hähnchenfilet anbietet. «Die Erfolgsgeschichten der Konkurrenz machen uns Mut und zeigen, dass die Nachfrage da ist und unser Business auch in der kostenintensiven Schweiz funktionieren kann», sagt Flavio Hagenbuch «Wir ergänzen den Markt, denn Produkte auf Okara-Basis gab es in der Schweiz bisher nicht.»

«Upbeat» – die Schweizer Startup-Serie

Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.

Das Kapital

Venture Kick, die Gebert Rüf Stiftung und die Berner Fachhochschule haben Luya zu Beginn unterstützt. Eine Crowdfunding-Kampagne über Wemakeit brachte im Juli 2021 zudem rund 56’000 Franken ein, womit in den Ausbau der Produktion und die Produktverpackung investiert wurde. Im November 2021 schlossen die Gründer ihre erste Finanzierungsrunde unter Leadinvestor Redalpine Venture Partners ab. «Dadurch konnten wir endlich aus dem Hochschullabor in eine eigene Lebensmittelküche umziehen», so Flavio Hagenbuch. «In einer ehemaligen Schokoladenfabrik in Bern-Bümpliz können wir seit Ostern mehr produzieren und skalieren.»

Die Chance

Mit dem Umzug nach Bümpliz steht die Luya-Produktpalette jetzt auch schweizweit in den Regalen von Coop. Ein eigener Online-Shop und erste Expansionsschritte sollen folgen. «Luya soll irgendwann in ganz Europa auf dem Teller landen», sagt Hagenbuch. 

Stefan Mair
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