Solaroffensive: Warum die Bürgerlichen jetzt lernen, die Solarzelle zu lieben

Gäbe es zu dem Auftritt einen Clip auf Tiktok, dann sähe man da einen tanzenden, weissen Mann. Und einen Satz, den er in einer Endlosschlaufe wiederholt: «Es ist ratsam, es ist ratsam, es ist ratsam, … genügend Kerzen, genügend Kerzen ... im Haus zu haben», denn ein geplanter Stromausfall sei in der Schweiz «nicht ausgeschlossen». Der Satz stammt nicht von einem Spassvogel, sondern vom Präsidenten der Behörde, der über den Strom im Lande wacht: Werner Luginbühl von der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (Elcom). Der Satz fiel am 8. August. Insider sagen, er habe ihn seither sehr bereut. Zwar sprach er nicht über Tiktok, sondern in der gedruckten «NZZ am Sonntag». Und dennoch verbreitete sich der Satz viral. Während die einen die Aussicht auf Kerzen romantisch fanden, waren andere schockiert. Die Schweiz mit all ihren Staumauern, Druckrohren, Kraftwerken, Leitungen und Atomkraftwerken soll zu wenig Strom haben? Sonntägliche Telefonate zwischen Ständeräten Schockiert war an diesem Augustsonntag auch ein Zürcher FDP-Ständerat und IT-Unternehmer: Ruedi Noser. «Kerzen kaufen? Das ist doch verrückt!», soll er ausgerufen haben. So griff er zum Handy. Zweihundert Kilometer weiter weg klingelte es. Ein Walliser Anwalt und ebenfalls Ständerat antwortete: Beat Rieder von der Mitte-Partei. Er staunte über den sonntäglichen Anruf. «Ist es so dringend?», soll er Noser gefragt haben. «Die Zeit ist knapp, wir müssen handeln», antwortete der Zürcher Ständerat. Er, der Städter, suchte einen Bergler für eine bürgerliche Energiewende. Und hoffte auf Rieder. Seit einer Behördenstudie von 2015 weiss die Schweiz, dass Blackouts wegen schweren Strommangels die Schweiz bis zu 100 Milliarden Franken kosten könnten. Zwei Monate Wirtschaftsleistung gingen verloren. Das Land würde in eine Krise stürzen, die weit schlimmer wäre als die Pandemie. Es habe stundenlange Gespräche gebraucht, sagt Noser, bis er und Rieder eine Lösung gefunden hätten. Was danach passierte, ist für die Schweizer Politik ausserordentlich. Zwei Bürgerliche überholen Grüne und Sozialdemokraten links. Dies ist insofern erstaunlich, als in der Vergangenheit eine Solaroffensive eher von links kam und von Bürgerlichen im Parlament mithilfe der Öl- und AKW-Lobby gestoppt wurde. Doch lieber später als nie, sagten sich die Protagonisten. Rieder und Noser bulldozerten den Weg frei für eine Offensive für erneuerbare Energien. «2 Terawattstunden» zum Auswendiglernen Wo Elcom-Chef Luginbühl mit dem Kerzen-Aufruf auf die Dramatik der Lage aufmerksam machen wollte, nutzt Noser dafür die Zahl 2: «Wenn wir die Energiewende hinbekommen wollen, brauchen wir 2 Terawattstunden Zubau pro Jahr – 2 Terawattstunden Zubau pro Jahr bis 2035!» So hat er es Ständerat gesagt, samt Wiederholung und Ausrufezeichen. Besser hätte auch er diesen Satz auf Tiktok gepostet, um einen Ohrwurm daraus zu machen. Nosers Zubauziel entspricht dabei einer Verdreifachung aller bisherigen Ausbau-Initiativen des Bundes. Warum ein solch grosser Zubau?Wie viel sind 2 Terawattstunden pro Jahr? Zwei Terawattstunden jährlich entsprechen dem Verbrauch von 420’000 Haushalten pro Jahr. Das AKW Leibstadt produziert jährlich 9,6 Terawattstunden Strom. Dies entspricht einem Siebtel der Schweizer Stromproduktion. Mit einem jährlichen Zubau von 2 Terawattstunden mittels Solarenergie könnte Leibstadt innert fünf Jahren ersetzt werden. Das debattierte, neue Solarprojekt Grengiols im Oberwallis soll im Endausbau 1 Terawattstunde Strom liefern. Um pro Jahr 2 Terawattstunden Jahresproduktion zuzubauen, müssten also jährlich zwei Grengiols-Grosskraftwerke in Betrieb genommen werden. Die Grundlagen holte sich Noser bei einem Mann, der es wissen muss: Renato Tami, Urner, Anwalt und der frühere Direktor der Luginbühl’schen Elcom. Tami lieferte die Grafiken, die erklären, was dringend zu tun sei, damit früher oder später keine Kerzen zum Einsatz kommen. Dieser Grafiksatz zirkuliert seither durch die Schweiz. «Von Interesse ist das Winterhalbjahr, nur dann wird es knapp», sagt Noser. Heute verbraucht das Land im Winter 34 Terawattstunden Strom. Es produziert 28. Der Rest wird importiert, netto 7 Terawattstunden. Die Zahl ist bedenklich hoch. Die Statistik zeigt, dass die Schweiz seit 2001 immer mehr Strom importiert. Umweltschutzproblem, Importproblem, … Dafür gibt es laut Noser drei Hauptgründe: den Umweltschutz, die Strommarktliberalisierung und dass es keine neuen AKW gibt. Der Umweltschutz, weil seit 2000 die Wasserkraftwerke wegen der Vorschriften zu den Restwassermengen weniger Wasser turbinieren dürfen. Dieser Verlust mache sehr viel aus, sagt Noser. Die Stromliberalisierung als zweiter Punkt führte dazu, dass Stromverteiler häufiger günstigeren Strom im Ausland einkauften. Schweizer Strom wurde unattraktiv. Und drittens, die Schweiz baute in den 1990er Jahren kein neues AKW mehr, obwohl der Verbrauch laufend stieg. «Heute kaufen wir uns in Frankreich ungefähr den Strom für ein AKW ein», sagt Noser. Verantwortlich für die Fehlstrategie sind das Parlament und zwei frühere Energieminister: Doris Leuthard (CVP) und ihr Vorgänger Moritz Leuenberger (SP). Diese Importabhängigkeit ist auch der Grund dafür, warum Luginbühl jetzt zum Kerzenkauf rät. Die Schweiz hängt von den Launen der Nachbarländer ab. Die französischen AKW befinden sich in der Dauerpanne, die Hälfe der Meiler wird geflickt oder ist gerade erst an der Rückkehr in den Produktionsmodus. Verläuft der Winter ungünstig, könnte es im März zum ersten geplanten Blackout in der Schweiz kommen. … das EU-Problem und das AKW-Problem Viel schwerwiegender ist ein anderes Problem, worüber noch kaum gesprochen wird: Ab 2025, in nur zwei Jahren, können die Importe aus EU-Ländern «im Extremfall» auf null fallen, weil die Schweiz vom EU-Strommarkt ausgeschlossen ist. Das sagt Elcom-Ex-Direktor Tami. Brüssel hat es so verordnet – und die Schweiz hat wegen des fehlenden Stromabkommens wenig Möglichkeiten, mitzureden. «Bildlich gesprochen, kann die Standleitung aus dem Ausland ab 2025 für Strom unterbrochen werden», ergänzt Noser. Für diesen Extremfall braucht es vorderhand Kerzen. «Ausser, die Schweiz schafft es, die inländische Kapazität schnell und stark aufzurüsten», sagt Noser, «deshalb ist die Energieoffensive dringlich.» Umweltproblem, Importproblem, EU-Problem – und dann kommt ein viertes Problem dazu: die Überalterung der schweizerischen AKW. Über Beznau 1 spricht ganz Europa, weil es mit seinen stolzen 54 Jahren das älteste Atomkraftwerk der Welt ist und eigentlich bald in Rente gehen sollte. Die anderen Kraftwerke sind nicht mehr die jüngsten. In den Tami-Folien sollen die AKW schrittweise ab 2028 abgeschaltet werden. 2035 dürfte Schluss sein mit Atomstrom. Tami übernimmt dafür die Einschätzung von vier Expertenbüros im Auftrag des Bundesamtes für Energie (BFE). Die Quelle ist der jüngste Bericht zur Energiestrategie. Die Experten gehen von einer mittleren Laufzeit von fünfzig Jahren aus. Es könnten theoretisch auch sechzig Jahre werden oder mehr, denn fixe Laufzeiten gibt es in der Schweiz nicht. «Doch selbst wenn die AKW weiterlaufen, müssen wir davon ausgehen, dass der eine oder andere Reaktor wegen einer Revision oder eines Defekts ausfällt», sagt Noser. So fehlte vergangenen Herbst beispielsweise viel Strom, weil das AKW Leibstadt nach der Revision monatelang stillstand. Und so kommt Noser auf die berühmte Zahl von den 2 Terawattstunden Zubau, die pro Jahr bis 2035 nötig sind. Über den Lösungsweg dahin wird in Bundesbern jetzt heftig debattiert. Warum gerade 2 Terawattstunden? Die AKW-Abschaltungen bis 2035 reissen ein Loch von 9 Terawattstunden (TWh) in die Bilanz. Gleichzeitig schraubt sich der Verbrauch hoch – wegen der vielen E-Autos, E-Bikes und Wärmepumpen. Die Experten im Auftrag des Bundes rechnen mit 20 Prozent Mehrverbrauch aus Elektromobilität und 75 Prozent für Heizungen. Solar- und Windkraft wächst heute zu langsam. Der Ausbau der Wasserkraft ist blockiert wegen des Umwelt- und Landschaftsschutzes. Es bleiben zwölf Jahre Zeit für eine Lösung bis 2035. Die Lücke beträgt dann 24 TWh (Importstrom, AKW-Lücke und Mehrverbrauch). 24 TWh geteilt durch 12 Jahre ergibt die Noser’schen 2 Terawattstunden pro Jahr, die hinzugebaut werden müssen. Neue AKW rasch zu bauen, ist unmöglich. Darin sind sich alle einig. Grosse Windparks sind in der Schweiz unpopulär. Ihnen gibt man wenig Chancen. Energie aus Biomasse zu gewinnen, ist zu vernachlässigen. «Nur Solarwerke können rasch zugebaut werden. Dies ist unsere einzige Chance», sagt Noser. Unter zwei Voraussetzungen: dass man sie im Gesetz bevorteilt und neue Stauseen baut, welche die Energie speichern können. In diesem Punkt kommt der Walliser ins Spiel. Rechtsanwalt Rieder nimmt die Verfassung hervor und liest aus dem Artikel 102: «Der Bund stellt die Versorgung des Landes mit lebenswichtigen Gütern in schweren Mangellagen sicher. Er trifft vorsorgliche Massnahmen.» Rieder sagt, dass, wenn Elcom-Luginbühl zum Einkauf von Kerzen rate, es unschwer zu erkennen sei, dass der Bund dringlich handeln müsse. Allein der Beschluss des Bundesrates zum Bau des Ölkraftwerks Birr AG zeige, wie gross die Not sei. Wie sonst hätte der Bundesrat per Verordnung alle Beschwerderechte dagegen beseitigen können? Rieder folgert: Die gleiche Dringlichkeit wie für das Reservekraftwerk Birr soll jetzt für Solarkraftwerke in den Alpen gelten. «Nur, wenn wir sie rasch realisieren können, kommen wir um Notabschaltungen herum», sagt Rieder – lieber per Dringlichkeit mehr Strom produzieren, als Kerzen anzuzünden. Rieders und Nosers Argumente überzeugten die Mehrheit: Im Oktober schaffte das Parlament eine Revolution in zwei Paketen: Erstens sollen grosse Alpensolarkraftwerke ganz einfach bewilligt werden, die bis in drei Jahren ans Netz gehen sollen; sie erhalten mehr als die Hälfte der Baukosten vom Staat geschenkt. Laut NZZ sind bereits 40 Solarkraftwerke in der Projektphase. Bekannt geworden sind aber nur einige wenige Namen, Grengiols und Gondo, beide im Wallis, sowie das Axpo-Projekt Tujetsch GR. Die Axpo allein plant 4200 Kleinprojekte bis 2030. Auch der Ausbau des Grimselstausees gehört mit zu diesem dringlichen Paket. Dieses Speicherprojekt wurde jahrzehntelang durch Einsprachen verhindert. Der zweite Punkt des Pakets sieht vor, das Energiegesetz so zu ändern, dass generell Einsprachen durch Landschafts- und Umweltschützer gegen Kraftwerksprojekte stark reduziert werden, solange die Solaroffensive im Gange ist – solange die 2 Terawattstunden pro Jahr nicht erreicht sind. Neu heisst es: «Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien sind vom nationalen Interesse und gehen dem Natur- und Heimatschutz vor», so der Beschluss des Ständerates. Dieser wartet jetzt auf eine Bestätigung durch den Zweitrat, den Nationalrat, kommenden Frühling. Danach könnte die Solar- und Stauseenoffensive bis 2035 starten. Damit dies gelingt, müssten Grüne und Linke mitmachen. Dies gelang bisher nur zum Teil. Im Ständerat ist die Genferin Lisa Mazzone die Wortführerin. Sie war zwar für den schnellen Ausbau von Solaranlagen bis ins Jahr 2025 und für 15 Wasserkraftwerke. Aber sie stimmte nur unter einer Bedingung zu: Es komme zu einer Solarpflicht auf allen grösseren Neubauten. Was Mazzone nicht laut sagt: Dass sie die Restwassermengen nicht reduziert haben wollte. Das ist das Wasser, das die Kraftwerksbetreiber in den Stauseen belassen müssen, um die Natur zu erhalten. Es ist das Wasser, das zu Energieverlusten führt – und den Stromimport beschleunigt. Noser und Rieder wollten diesen Verlust minimieren. Keinen Deal gab es auch beim grossen Ausbau der Wasserkraft zur Speicherung von Solarenergie. Mazzone beklagt: «Wir wollten den Biotopschutz im Gesetz erhalten. Doch man hat uns diesen demontiert.» Einzig im Rückzugsgebiet von Gletschern hätte Mazzone Hand zur Erweiterung von Stauseen geboten. Doch das war Noser und Rieder zu wenig. Die Streitfrage ist unentschieden, solange der Zweitrat, der Nationalrat, darüber nicht entscheiden hat. Und solange tut Luginbühl gut daran, zum Kerzenkauf zu raten. Grob gesagt gibt es vier Gegnergruppen. Erstens glauben einige SVPler und FDPler, dass die Solarmilliarden besser in die Renovation von laufenden AKW investiert wären. Dann löse sich der akute Strommangel bis 2035 von selbst. Zweitens die Landschafts- und Umweltschützer. Sie wollen ihre Beschwerderechte nicht verlieren. Unterstützung finden sie bei Abgeordneten von links bis rechts. Die dominierende Figur der Szene ist der Berner Raimund Rodewald, Geschäftsführer der Stiftung Landschaftsschutz. Er ist weitherum gefürchtet, weil er viele Einsprachen gegen Kraftwerksprojekte gewonnen hatte. «Ohne uns hätten wir garantiert mehr Energieanlagen», sagt Rodewald der «Handelszeitung». «Ohne uns wäre zum Beispiel die Greina-Ebene in den Hochalpen geflutet worden. Die Schweiz wäre noch verbauter, als sie heute ist» – ein Argument, das auch bei Bürgerlichen Eindruck macht. Gegner der alpinen Energieoffensive sind drittens die Grünen: Sie verlangen mehr Energieeffizienz und sie wollen Panels vor allem im Baugebiet. Für Alpensolarprojekte stellen sie viele Bedingungen, darunter dass Landwirte nicht verdrängt werden und die Naturvielfalt erhalten bleibe – Killerkriterien für grosse Solarkraftwerke. Und viertens befindet sich die Lobby der Hauseigentümer in einem zufälligen Pakt mit einem berühmten Sozialisten aus Brig, dem Energiepolitiker Peter Bodenmann (SP). Sie wollen die Solarpflicht auf Neubauten bekämpfen. Bodenmann sagt, das Bauen von Solarpanels im Winternebel des Unterlands sei eine Torheit, weil ineffizient, verschwenderisch und teuer. «Das gleiche Solarpanel produziert in Walliser Hochtal drei- bis viermal mehr Winterstrom als auf einem Dach in Zürich», sagte er. Der relevante Ressourcenverbrauch sei in den Alpen «dreimal kleiner». Solaranlagen in den Alpen bringen doppelt so viel Strom Eine Aussage, die der schweizerische Solar-Guru und Professor für Umwelt und Ressourcen Jürg Rohrer bestätigt. Rohrer forscht an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Seine erste Versuchsanlage, 2018 auf der Totalp in Davos auf 2500 Metern Höhe, ist bei Befürwortern alpiner Solarkraftwerke in aller Munde. «Der Jahresertrag dieser Module ist mehr als doppelt so hoch wie im zürcherischen Wädenswil und der Ertrag im Winterhalbjahr ist mehr als viermal so hoch wie in der typischen Solaranlage im Mittelland», schreibt der Forscher. Sein Fazit: «Photovoltaik in den Alpen wird unumgänglich.» In den Alpen sei «nur eine halb so grosse Fläche notwendig», um gleich viel Strom auf Dächern zu produzieren wie im Unterland, schreibt Rohrer, und der Bedarf an saisonalen Speichern werde reduziert. Sprich: Weniger unberührte Natur müsste für neue Stauseen geopfert werden. Dafür müsste gewisse Alpenhänge für die Energiewende verbaut werden, vergleichbar zu Lawinenverbauungen. Mitstreiter Bodenmann beziffert sie auf «0,7 Prozent der Fläche in den Alpen, um das Winterloch zu stopfen». Dann werde die Schweiz auf Kerzen und auf AKW verzichten können, so der Walliser. Die grosse Unbekannte im Fortgang dieses Deals sind die Umwelt- und Landschaftsschützer. Die Grünen im Wallis und in Graubünden opponieren fundamental gegen die alpine Solaroffensive. Im Wallis machen Fotomontagen verschandelter Alpen die Runde, um den Widerstand zu organisieren. Auch Bodenmann spürt diesen Widerstand im Wallis. Er sagt, die Grünen seien wie ein Haus mit zwei Etagen: «In der oberen Etage, in Bern, sagen sie Ja. In der unteren, in den Kantonen, sagen sie Nein.» Damit würden sie der AKW-Lobby in die Hände spielen. Die Wortführerin der Grünen, Lisa Mazzone, hört die Kritik aus den Bergen. Für sie ist es ein politischer Hochseilakt. Naturschutz oder AKW? Sie versucht sich diplomatisch: Zwar solle neben der Wasserkraft jetzt auch die Solarenergie einen grossen Beitrag zur Versorgung leisten. Aber wo? «Den grössten Teil des Stroms sollen Solarpanels auf Dächern und Fassaden generieren», so Mazzone. Landschaftschützer Rodewald versucht sich mit einem Kompromiss. «Die Interessen der sicheren Landesversorgung sind absolut berechtigt», sagt er. Man müsse «dem schweren Strommangel ins Auge sehen». Als Mitglied der Planungsgruppe für Starkstromleitungen des Bundes sehe er die Probleme. Auch arbeite er an etlichen Kraftwerksprojekten, um sie schöner zu machen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien sei ein wichtiger Pfeiler. Jetzt gelte es, «eine Übersicht der Grossprojekte für Stauseen und Solarprojekte zu gewinnen, um die Interessen von Schutz und Versorgungssicherheit auszutarieren», sagt er, «nach dem Prinzip ‹hoher Stromertrag bei grösstmöglicher Schonung der Landschaft›». Doch das braucht Zeit und ein endloses Weiterlaufen der AKW. Viel zu viel Zeit, die die Schweiz nicht mehr hat. Genau davor graut es Rieder und Noser: «Wenn es so langsam weitergeht wie bisher, dann werden die Luginbühl’schen Kerzen fast sicher zum Einsatz kommen.» Die Folgen für Wohlstand und Wirtschaft in der Schweiz wären verheerend.

Solaroffensive: Warum die Bürgerlichen jetzt lernen, die Solarzelle zu lieben

Wie Kerzen Bürgerliche dazu bringen, Solarzellen zu lieben