Der internationale Kunsthandel hat sich trotz anhaltender politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit stark erholt. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Art Basel und der UBS unter Vermögenden. Die weltweiten Einfuhren von Kunst und Antiquitäten stiegen 2021 um 41 Prozent und die Ausfuhren um 38 Prozent. Wohlhabende Sammlerinnen und Sammler erhöhen ihre Ausgaben – und zwar auch wieder an Kunstmessen. Das zeige ein starkes Vertrauen in den Markt, so steht es im Report von UBS und Art Basel.

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Die Ausgaben lagen 2022 mit durchschnittlich 180'000 Dollar weit höher als im Vorjahr. Dabei wurde auch vermehrt teure Kunst gekauft. Der Anteil der Sammelnden, die ein Werk im Wert von über 1 Million Dollar erworben haben, hat sich beinahe verdoppelt.

Diese Euphorie ist auch an den Herbstauktionen in New York zu beobachten: Das Londoner Auktionshaus Christie’s hat Anfang November die Kunstsammlung von Microsoft-Mitgründer Paul G. Allen verkauft. Er war 2018 verstorben und hatte in seinem Testament bestimmt, dass die Erlöse seiner Sammlung für philanthropische Zwecke einzusetzen sind. Im Jahr 2010 gehörte Allen zu den Erstunterzeichnern des «Giving Pledge», einer Selbstverpflichtung, den Grossteil seines Vermögens für wohltätige Zwecke zu spenden.

Ein Rekord jagt den anderen

Mit einem Wert von 1,62 Milliarden Dollar war sie die wertvollste Kunstsammlung, die jemals versteigert wurde. Darunter waren Werke von Paul Cézanne, Vincent van Gogh, Diego Rivera, Edward Steichen, Jasper Johns oder Mildred Thompson. 5 der 155 Meisterwerke wurden für über 100 Millionen Dollar verkauft. «Les Poseuses» von Georges Seurat führte mit 149 Millionen Dollar den Abend an, Paul Cézannes monumentale Landschaft «La Montagne Sainte-Victoire» erzielte 137 Millionen Dollar, und Vincent van Goghs «Verger avec cyprès», welches die frühe Begegnung des Künstlers mit Südfrankreich festhält, ging für 117 Millionen Dollar an einen neuen Besitzer.

«Die Sammlung von Paul G. Allen hat Geschichte geschrieben. Dieser Erfolg ist auf die Kombination der Qualität der Kunstwerke mit der Persönlichkeit von Paul G. Allen und seinem philanthropischen Ansatz zurückzuführen», sagt Christie’s-Chef Guillaume Cerutti. Zeitweise hätten die Auktion bis zu 2,3 Millionen Menschen live im Netz mitverfolgt, heisst es vom Auktionshaus.

Dabei jagte das Auktionshaus einen Rekord nach dem anderen: Christie’s verkaufte sieben der zwölf teuersten Kunstwerke bei Auktionen im ersten Halbjahr 2022, darunter Andy Warhols «Shot Sage Blue Marilyn» für 195 Millionen Dollar. «Es ist damit das wertvollste Kunstwerk des 20. Jahrhunderts und das zweitteuerste, das jemals bei einer Auktion verkauft wurde. Christie’s verkaufte aber auch eine wiederentdeckte Michelangelo-Zeichnung für 23 Millionen Dollar und stellte den Rekord für das wertvollste in Europa verkaufte Papierwerk auf. In Genf wurde mit «The Rock» der grösste weisse Diamant in einer Auktion für 21,7 Millionen Dollar verkauft.

Mitte November präsentierte Christie’s zwei aufeinanderfolgende Abendverkäufe: Der «20th Century Evening Sale» und der «21st Century Evening Sale», die live im Rockefeller Center in New York stattfanden und einen Umsatz von 421 Millionen Dollar erzielten. Mark Rothkos «Untitled» und Amedeo Modiglianis «Beatrice Hastings» führten die Auktion an und erzielten jeweils einen Preis von 17 Millionen Dollar. Zu den weiteren Höhepunkten gehörten Werke von namhaften Künstlerinnen: Eine riesige Leinwand von Joan Mitchell erzielte einen Preis von 14 Millionen Dollar, und ein seltenes Selbstporträt von Frida Kahlo wurde für 8 Millionen Dollar verkauft.

Immer mehr Online-Auktionen

Die diesjährigen Rekordauktionen halten Christie’s aber nicht davon ab, «auf die Nachfrage einer neuen Generation von Sammlerinnen und Sammlern zu reagieren», sagt Bertold Mueller, Managing Director EMEA bei Christie’s. Im Juni verkaufte Christie’s beim Evening Sale in London fast die Hälfte der Werke von Künstlerinnen zu Preisen, die weit über der Schätzung lagen. «Wir stellen einen starken Zustrom von neuen und jüngeren Kunden und Kundinnen fest», sagt Mueller. Diese interessieren sich auch zunehmend für junge Künstlerinnen unter vierzig Jahren. Das Werk «Summertime» der kanadischen Malerin Anna Weyant erzielte 1,5 Millionen Dollar, das Siebenfache des Schätzpreises.

Rund ein Drittel der neuen Käuferinnen und Käufer seien Millennials, die oftmals auf Online-Auktionen kauften, sagt Mueller. Die Rekordpreise seien auch angetrieben durch die aktuelle Wirtschaftslage. Mueller: «Auch jetzt verdeutlicht sich wieder, dass qualitativ hochwertige Kunst als Sachwert in unsicheren Zeiten besonders nachgefragt ist.»

In 1981, computers the size of refrigerators and cabinets of tapes for reel-to-reel computer tape drives lined the walls in the small offices of Microsoft founders Bill Gates, left, and Paul Allen in Bellevue, Wash. In 1981 Microsoft employed 85 people. Since then Microsoft has moved to neighboring Redmond, Wash., and now employs 27,000 people. (KEYSTONE/AP Photo/Eastside Journal/Jim Hallas) === ===

1981 standen in den kleinen Büros der Microsoft-Gründer Bill Gates (links) und Paul Allen in Bellevue, Washington, Computer von der Grösse eines Kühlschranks und Schränke mit Bändern für Bandlaufwerke an den Wänden. Im Jahr 1981 beschäftigte Microsoft 85 Mitarbeiter. 

Quelle: Keystone