Credit Suisse erkauft sich teure Stabilisierung mit hohen Zinsen und Rabatten

Die Börse reagierte am Freitag positiv auf die Meldung der Credit Suisse vom Donnerstagabend, dass die Grossbank die neuen Aktien zu 98,2 Prozent platzieren konnte. In der Eröffnung stieg die CS-Aktie über die Marke von 3 Franken. Jene 1,8 Prozent der Kapitalerhöhung, welche die Grossbank nicht losgeworden ist, sollen nun am Markt verkauft werden. Da der Restbestand recht klein ist, rechnen Analysten damit, dass dies den Kurs nicht zu stark belasten dürfte. An diesen Schrauben kann die CS noch drehen Was bisher kaum aufgegriffen wurde: Auch bei der Liquiditätsausstattung und beim Kostensparen kommt die Bank voran. Doch die Stabilisierungsmassnahmen sind nicht billig. Am Freitag stand zunächst der Erfolg der Kapitalerhöhung im Fokus: Insgesamt fliessen der CS dadurch 4 Milliarden Franken zu. Damit dürfte die Kernkapitalquote (CET1) um 1,4 Prozentpunkte auf rund 14 Prozent steigen. Durch die Abgabe des Grossteils des Verbriefungsgeschäfts an Apollo Capital Management soll die Quote weiter gestärkt werden, teilte die CS mit. Allerdings enthält die Kennziffer noch nicht den neuen Verlust vom vierten Quartal, den die Bank mit «bis zu 1,5 Milliarden Franken» bezifferte. Dieser Verlust dürfte die Kapitalquote um rund 0,5 Prozentpunkte verringern. Kampf gegen Abflüsse Durch weiteren Abbau von Bilanzpositionen und Teilverkäufen wie dem Hotel Savoy in Zürich hat die Bank aber noch Spielraum, ihre Kapitalquote zu stabilisieren, sodass diese nicht unter die versprochene Marke von 13 Prozent fallen sollte. «Das Kapitalthema ist trotz dem neuen Quartalsverlust jetzt erst einmal vom Tisch», urteilt Andreas Venditti, Bank-Analyst von Vontobel – vorausgesetzt, neue teure Überraschungen bleiben aus. Geschockt hatte die Grossbank bei ihrer Gewinnwarnung vom 23. November mit der Meldung, dass die Bank aufgrund der Gerüchte um ihren angeblich drohenden Zusammenbruch rund 84 Milliarden Franken an Kundenvermögen verloren hatte. Die Folge: Die Bank musste wegen dieser Abflüsse auf ihre Liquiditätspolster zurückgreifen. Zeitweise fiel die Liquiditätsquote (Fachbegriff: Liquidity Coverage Ratio, kurz LCR) auf nur noch 120 bis 130 Prozent. Das sorgte gerade bei Grosskunden für Verunsicherung. Bis einschliesslich zum 7. Dezember hat sich die Liquiditätsquote im Quartalsschnitt nun wieder auf «über 140 Prozent» erholt, teilte die CS mit. Um sich diesen Liquiditätsabflüssen entgegenzustemmen, hat die Bank verschiedene Gegenmassnahmen eingeleitet: So verkaufte die Grossbank neue Schuldtitel im Volumen von 5 Milliarden Dollar. Teure Kreditaufnahme Diese Titel musste die Grossbank aber zu hohen Zinsen platzieren, laut Bloomberg betrug der Zins für die Dollar-Tranche der Anleihe fast 9 Prozent. Und um die Geldabflüsse zu stoppen, bietet die CS Zinsen auf Einlagen von 5 bis 6 Prozent. Sprich, die Grossbank muss für die Stabilisierung ihrer Liquiditätspuffer tief in die Tasche greifen – was ihre künftige Profitabilität belasten wird. «Die Credit Suisse hat hier aber keine andere Wahl», meint Bank-Analyst Venditti. Auch die UBS habe in ihrer Krise Kundinnen und Kunden hohe Rabatte bei Gebühren bieten müssen, damit diese bei der Stange blieben. Das Problem sei dabei, dass die Kundinnen und Kunden sich an die Preisnachlässe gewöhnen und es schwer sei, solche Rabatte wieder wegzubekommen. Vergangene Woche hatte sich in Sachen Kundengelder Bank-Präsident Axel Lehmann in Optimismus geübt: In mehreren Interviews sprach er davon, dass sich die Abflüsse stabilisiert hätten, in der Schweiz würden der Bank sogar «teilweise» wieder Gelder zufliessen. Details werden die Märkte aber wohl nicht vor dem 9. Februar erfahren, dann wird die Credit Suisse den Abschluss zum vierten Quartal und damit zum Gesamtjahr vorlegen. Fortschritte beim Sparen Positiv auf die Profitabilität wirken sich dagegen die Sparbemühungen aus. Bis zum Jahr 2025 will die Grossbank die Kosten um 2,5 Milliarden Franken senken. Davon sollen 1,2 Milliarden bereits im kommenden Jahr eingespart werden. Hier meldet die CS Fortschritte: Rund 80 Prozent der für das kommende Jahr angepeilten Einsparungen von 1,2 Milliarden Franken seien bereits eingeleitet, heisst es. Experte Venditti rechnet damit, dass vor allem dank der erfolgreichen Kapitalerhöhung die Aktie der Credit Suisse nun etwas weniger stark schwanken wird, wegen der Unsicherheit mit Blick auf den Erfolg des Umbauplans dürfte die Volatilität aber hoch bleiben.

Credit Suisse erkauft sich teure Stabilisierung mit hohen Zinsen und Rabatten

Credit Suisse erkauft sich die Stabilisierung teuer