Am 20. Dezember wird das AKW Mühleberg abgeschaltet. Sind Sie parat?
Suzanne Thoma: Ja, alles ist auf Kurs.

Muss man nur noch den Knopf drücken?
Nein, nein, so einfach ist das nicht. Man muss das Kraftwerk vorbereiten. 48 Stunden vorher beginnen wir damit, die Leistung herunter zu fahren. Am 20. Dezember um 12.30 Uhr werden dann die Steuerstäbe in den Reaktor eingefahren und die Kettenreaktion kommt zu einem Ende. Dann ist Mühleberg abgeschaltet.

Sie sind bereit. Aber es auch das Netz? Man konnte lesen, der Bundesrat bereite Notrecht vor für den Fall, dass das Netz den Ausfall nicht kompensieren kann.
Wir können das nicht nachvollziehen. Man weiss seit sechs Jahren, dass wir Mühleberg abschalten werden. Zudem: Mühleberg ist für uns wichtig, aber es liefert nur fünf Prozent des Schweizer Stroms.

Wie viel Geld hat die BKW insgesamt mit dem AKW verdient?
Ich kann Ihnen keine genaue Zahl nennen, denn das hängt stark von den Annahmen ab. Ein grosser Teil der Betriebsdauer fand ja im Monopol statt. Aber Mühleberg hat sich für die BKW definitiv gelohnt.

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Als Sie die Stilllegung von Mühleberg ankündigten – das war im Anschluss an Fukushima –, betonten Sie stets, es handle sich dabei um einen rein ökonomischen Entscheid...
Um einen unternehmerischen Entscheid. Das ist ein Unterschied.

Was für ein Unterschied besteht da?
Ökonomisch wäre rein betriebswirtschaftlich. Das Finanzielle lieferte die Basis, aber uns ging es auch um eine Unternehmens-Transformation. Wir sahen, dass wir uns breiter aufstellen mussten. Und der Verzicht auf ein neues Mühleberg setzte Kräfte frei, die wir für anderes nutzen konnten.

Wie teuer wäre ein neues AKW geworden?
Ein neues Kraftwerk hätte mehrere Milliarden Franken gekostet. Was das für die Gestehungskosten bedeutet hätte, kann man am Beispiel des AKW Hinkley Point in Grossbritannien studieren. Wir wären auf 15 bis 18 Rappen pro Kilowattstunde gekommen.

Wie viel Ihres Energiegeschäfts fällt mit Mühleberg weg?
In der Produktion fallen etwa 25 Prozent der Strommenge und 20 Prozent des Umsatzes weg. Profitabel ist Mühleberg im Moment nicht. Strompreis und Produktionskosten liegen gerade etwa auf der gleichen Höhe.

Michael Heim Handelszeitung
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