David Solos Greensill-Solo

Da geraten sogar Swiss-Banking-Altmeister wie Sergio Ermotti oder Oswald Grübel ins Staunen. Ausgerechnet dieser scheue Nerd, der am liebsten an Algorithmen für Finanzdeals knobelte. Ausgerechnet dieser David Solo brachte es in bloss zwanzig Jahren in der Schweizer Finanzwelt zu einem dreistelligen Millionenvermögen. Auf 200 bis 300 Millionen schätzen ehemalige Weggefährten seinen aktuellen Kontostand. Zu verdanken hat er diesen märchenhaften Reichtum seinen Millionensalären, üppigen Boni, atemberaubenden Optionenprogrammen, dem Verkauf eigener Firmen, einem Börsengang, Vermittlungsgebühren. Zu Solos Besitz gehören eine 15-Zimmer-Villa mit Driveway in Rye, einem poshen Vorort von New York, dazu ein edles Chalet in Klosters GR, wo die Familie regelmässig zum Skifahren weilt. «The Best and Brightest» Solos Vita zeigt: Der smarte Tech-Banker stand stets in der ersten Reihe, wenn es ums Kassieren ging. Und er hatte den siebten Sinn fürs perfekte Timing. Am richtigen Ort, zur richtigen Zeit – Solo-Style. Das brachte ihm bereits vor Jahren in den Medien Titel wie «König Midas», «Goldjunge» oder «Phantom of Banking» ein. Jetzt könnte ihn allerdings die Vergangenheit einholen. Denn Solo spielte beim jüngsten Debakel der Credit Suisse – Stichwort Greensill-Pleite – eine Schlüsselrolle.Greensill – mehr zum Thema Credit Suisse beschuldigt Softbank im Greensill-Debakel Greensill-Debakel: Investorengruppe formiert sich gegen Credit Suisse Lex Greensill, dessen Finanzimperium diesen März einstürzte und der CS einen riesigen Schaden einbrockte, war ein enger Vertrauter Solos. Unter der Affiche «Meet Greensill’s global team» war er 2018 und 2019 als «Senior Advisor Switzerland» im Greensill-Reich aufgeführt – für 400'000 Dollar Gage im Jahr. Greensill, liest man auf der mittlerweile gelöschten Website, habe nur «the best and brightest» um sich versammelt. Im Gegenzug weibelte Solo beim Zürcher Vermögensverwalter GAM und bei der Credit Suisse. Wie man heute weiss: Lex Greensill war ein begnadeter Verkäufer, der seine Finanzierungsvehikel – sogenannte Lieferketten-Finanzierungen – in bunten Salven in den Himmel schoss; bis sie diesen Frühling in den Bankfonds verglühten. Zurück bleiben Ausstände in Milliardenhöhe, bedrohte Arbeitsplätze, teure Rechtshändel und erzürnte Investoren, die um Hunderte von Millionen fürchten. Darunter auch viele CS-Kunden, die tüchtig in Greensill-Fondsprodukte investierten, die sie als sicher und liquid einschätzten – mit «stabiler Rendite» obendrein. Nur allzu gerne liessen sich alle vom Strahlemann Lex Greensill blenden. Solo führte Greensill 2016 im Finanzplatz Zürich ein. Er brachte den Australier mit Tim Haywood, Fondsmanager von GAM, an einen Tisch. Man kannte sich: Solo war bis 2014 Chef von GAM – und Haywood sein Regenmacher. Ab 2016 flossen im grossen Stil Greensill-Finanzierungen in Dutzende GAM-Fonds ein. Auch Solo profitierte: So lieh Haywood gemäss «Financial Times» über 100 Millionen an Lex Greensill aus; ein Teil des Geldes floss zurück an Solo, der Greensill bei seinem Start in der Finanzbranche mitfinanziert hatte. Alle waren zufrieden. Absturz bei GAM, Einstieg bei CS Im Herbst 2017 kamen bei GAM Zweifel an der Solidität von Greensills Finanzinstrumenten und seinen Geschäftspartnern auf. Zu reden gab auch seine Flotte, die vier Jets umfasste – bei einer Firma mit gerade mal tausend Angestellten. Ein interner Whistleblower bei GAM trug die Ungereimtheiten rund um Haywoods Gebaren und das seines Geschäftspartners Greensill in die Firmenspitze weiter. Die Vorwürfe waren happig: üppige Einladungen, mangelndes Risikomanagement, fehlende Dokumentation, grobe Klumpenrisiken. Der Whistleblower warnte nicht nur die Firmenleitung in Zürich, sondern auch die Finanzmarktaufsicht in London.ock. Solo, der Senior Advisor von Greensill, führte nun seinen Spezi bei Degen ein; und der biss an. So fand der Australier, der bei GAM in Ungnade fiel, eine neue Heimat, bei der Credit Suisse. Degen baute die Geschäftsbeziehung zügig aus; das Volumen der mit Lieferketten-Finanzierungen versetzten CS-Fonds stieg auf 6 Milliarden, dann auf 10 Milliarden. Bis das Greensill-Kartenhaus diesen Frühling zusammenbrach und der Grossbank Schlagzeilen und Verluste bescherte. Fondsmanager Degen wurde suspendiert, Risiko-Chefin Lara Warner entlassen – und Lex Greensill entlarvt. Den amerikanisch-schweizerischen Doppelbürger Solo scheint all der Ärger in der fernen Heimat nicht zu kümmern. Er hat anderes zu tun. Eben hat er den nächsten Deal eingetütet, diesmal in San Francisco. Es ging um die von ihm mitgegründete und mitfinanzierte Kreditanalyse-Plattform Diversified Credit Investments. Ihr neuer Besitzer ist eine potente Adresse: Finanzgigant Blackrock.