Der Vergleich: So digital sind Schweizer Banken unterwegs

Das Beratungsunternehmen Deloitte kommt zu einem drastischen Schluss: International seien Schweizer Banken bei der Digitalisierung innert nur zwei Jahren von der Spitze ins Mittelmass abgerutscht. Grund dafür ist, dass viele Funktionalitäten des täglichen Bankings noch immer nicht digital angeboten werden. Weil Deloitte keine Angaben zu den getesteten Banken macht, hat die HZ selbst verglichen: Wer bietet heute was an? Dabei zeigten sich grosse Unterschiede – von der Kontoeröffnung über den täglichen Zahlungsverkehr bis zur Saldierung eines Kontos. Hemmschuh Videochat Von 13 Instituten bieten drei noch immer keine Online-Kontoeröffnung an. Darunter befindet sich auch die Quasi-Grossbank Zürcher Kantonalbank, welche das persönliche Vorsprechen zu einer Bedingung für die Kontoeröffnung macht. ZKB-Sprecher Marco Metzler begründet das mit der Kundenidentifikation per Video-Chat, die derzeit von vielen Banken noch eingesetzt wird. Umfragen hätten gezeigt, dass ein Grossteil der Kunden noch Vorbehalte gegenüber der Videoidentifikation habe. «Entsprechend arbeiten wir an einer für unsere Kunden einfacheren Lösung, die wir mittelfristig einführen werden», so Metzler. Die Übersicht der HZ zeigt jedoch, dass es bereits mehrere Banken gibt, die eine Online-Kontoeröffnung ohne Chat ermöglichen, bei welcher der Kunde seine Dokumente selbst scannt und hochlädt: Dazu gehören unter anderem die Neobanken Yapeal und Neon sowie das Digital-Konto Zak der Bank Cler. Auch BCV und Swissquote bieten nach eigenen Angaben eine Eröffnung ohne Video-Identifikation an. Auch das Auflösen einer Kundenbeziehung ist nicht bei allen Banken digital möglich: Darunter die beiden Grossbanken. Bei der Credit Suisse muss der Kunde ein Formular, das zumindest online verfügbar ist, herunterladen und von Hand ausgefüllt einschicken. Die UBS hält lediglich fest, dass keine digitale Saldierung möglich sei. Unschärfen Das Beispiel legt jedoch auch die Unschärfen dazu offen, was noch als «digital» verstanden wird. Oft verweisen die Banken auch auf Chat-Funktionen oder abgesicherte E-Mails, wenn sie digitalisierte Geschäfte meinen. Auch die CS schreibt, der Kunde könne sich per Mail oder Telefon an seinen Berater wenden, wenn er das Konto auflösen wolle. Grosse Unterschiede gibt es auch im Zahlungsverkehr. Erst rund die Hälfte der Banken bietet die bei Kunden beliebte «Freeze/Unfreeze»-Funktion an, mit der eine Karte kurzfristig gesperrt und dann wieder entsperrt werden kann. Etwa, wenn die Karte verlegt wurde oder wenn eine fragwürdige Transaktion im Kontoauszug auftaucht. Hier zeigt sich, dass bei vielen Banken die Kartenverwaltung noch immer nicht sauber in die Kernsysteme integriert wurde. Wer einen normalen Zahlungsauftrag an eine andere Bank noch am gleichen Tag ausgeführt haben will, muss sich unterschiedlich stark beeilen. Bei vier Banken wird das Geld nur dann am gleichen Tag gutgeschrieben, wenn der Auftrag noch vor 12 Uhr im E-Banking oder der App erfasst wurde. Bei sieben Banken geht das auch am Nachmittag noch, teilweise bis 16 Uhr. Gar nicht möglich ist das bei der Postfinance. Sie wickelt Inlandzahlungen nur dann gleichentags ab, wenn sie als Express-Auftrag aufgegeben wurden – mit einer Zusatzgebühr. Postfinance-Sprecher Johannes Möri verspricht, die kostenlose «Same-Day-Zahlung» werde «per Herbst 2021» eingeführt. Dann werde es möglich sein, bis 12 Uhr eine Zahlung aufzugeben, die am selben Tag ausgeführt wird. Auch damit befindet sich die Staatsbank jedoch nur im hinteren Mittelfeld. Hier lesen Sie mehr zur erwähnten Studie von Deloitte.