Diese Krankenkassen gewinnen 2021 am meisten Neuversicherte

Die Chefin der CSS, Philomena Colatrella, und Helsana-Chef Daniel Schmutz eilen der Konkurrenz davon: Die Branchenleader haben auf Anfang Jahr viele Kundinnen und Kunden in der obligatorischen Grundversicherung gewinnen können. Dies zeigt eine Umfrage der «Handelszeitung» zur abgelaufenen Wechselsaison der 15 grössten Krankenkassen. Zum dritten Mal hintereinander legte die Helsana-Gruppe am stärksten zu. Gemäss Informationen aus Branchenkreisen akquirierte der Dübendorfer Konzern 78'000 Kunden und Kundinnen in der obligatorischen Grundversicherung – nach mehr als 120'000 vor einem Jahr. CSS-CEO Philomena Colatrella im Gespräch Der Bestand von Helsana-Chef Daniel Schmutz erhöhte sich seit 2018 um über eine Viertelmillion Versicherte. Dazu wollte der Sprecher keine Stellung beziehen, weil die Angaben erst mit dem Geschäftsbericht veröffentlicht werden. Die CSS Gruppe weist beinahe 1,45 Millionen Grundversicherte aus – eine Zunahme um 63'800 Versicherte, wie eine Sprecherin bestätigt. Geringe Wechselbereitschaft Die Angaben zur Veränderung der Versicherungsbestände sind noch provisorisch. Insgesamt sei die Wechselbereitschaft der Versicherten eher gering gewesen, heisst es bei den Anbietern. Das ist auch eine Folge der eher milde ausgefallenen Prämienaufschläge. Aber nicht nur, so eine Swica-Sprecherin: «Corona hat die Lust auf Experimente mit einer neuen Krankenversicherung geschmälert, sofern man in der Vergangenheit gute Erfahrungen mit seiner Versicherung gemacht hat.» Die Swica-Gruppe zählt mit einer Zunahme um 20'000 Versicherte ebenso zu den Gewinnern der Wechselsaison wie die Berner Atupri. Diese erhöhte ihren Bestand um 13'200 Versicherte, was einem Wachstum von 7,3 Prozent entspricht. Rund 5 Prozent ihrer Kundschaft verloren die Bauernkasse Agrisano sowie die einstige ABB-Krankenkasse Aquilana. Das grösste Minus von 15'000 Versicherten verbucht die Groupe Mutuel. Der Walliser Konzern hat damit seit Anfang 2017 rund 280'000 Kundinnen und Kunden verloren. Ein Grossteil davon dürfte zu den Grundversicherern mit mehr als 100'000 Kunden gewechselt sein. Kleine Anbieter verlieren Diese legten insgesamt auch auf Anfang Jahr zu. Das Wachstum wird einmal mehr zulasten der 21 kleineren Anbieter erfolgt sein, die weiter Marktanteile verloren haben dürften. Laut den aktuellsten Daten des Bundesamts für Gesundheit wiesen sie Ende 2019 kumuliert rund 300'000 Grundversicherte aus. Die kleinen Kassen zählen meist nicht zu den günstigsten Anbietern. Zudem würden ihnen die Kundinnen und Kunden wegsterben, sagt Felix Schneuwly vom Online-Vergleichsdienst Comparis: «Um neue Kunden anzuziehen, müssten sie Werbung betreiben. Dafür fehlen ihnen die Mittel.» Dazu komme, dass diese Grundversicherer meist in einer Region verwurzelt seien. Jüngeren Versicherten sei dies nicht wichtig: «Sie wollen nicht bei der gleichen Kasse wie ihre Eltern versichert sein. Diese Bindung gibt es schlicht mehr.» Ein Trend hält hingegen an: Versicherte wählen alternative Versicherungsmodelle. Wer sich für ein solches Angebot entscheidet, muss sich bei einer Erkrankung zuerst bei einem Apotheker, einem Hausarzt oder einer Gruppenpraxis (HMO) melden. Möglich ist zudem, sich per Telefon an ein telemedizinisches Zentrum zu wenden. Günstigere Alternativmodelle Dies hat sich seit Corona bewährt, da sich damit unnötige Konsultationen in einer Praxis vermeiden lassen. Und weil sich mit dieser Erstberatung auch Behandlungskosten sparen lassen, zahlt der Versicherte tiefere Prämien. Diese kostensparenden Angebote sind in der Regel günstiger als das Standardmodell in der Grundversicherung. Dessen Anteil nimmt denn auch ab: Bei der Swica etwa sind nur noch 12,5 Prozent aller Versicherten in der Standardversicherung. Umgekehrt dürfte der Anteil der Versicherten mit einem alternativen Angebot mittlerweile auf mehr als 75 Prozent angestiegen sein. Bei der Concordia erhöhte er sich im vergangenen Jahr um ein halbes Prozent auf mehr als 84 Prozent. Das entspricht schon beinahe dem von Gesundheitsminister Alain Berset angestrebten Obligatorium für die Wahl einer Erstberatungsstelle.