Drogeriekette DM erwägt Markteintritt in der Schweiz

Balea und Babylove, Sundance, Saubär und Visiomax: Viele eingefleischte Schweizer Einkaufstouristinnen und -touristen können die Eigenmarken des deutschen Drogeriemarktes DM im Schlaf herunterbeten. Drogerieartikel gehörten beim (vor der Pandemie) üblichen Gang nach Konstanz zu den meisterbeuteten Produkten der Eidgenossen. Gerade in der Bodenseemetropole führt kaum ein Weg vorbei an DM. Ein halbes Dutzend Läden des Händlers mit dem Logo in Rot-Gelb-Blau ballt sich im Städtchen mit seinen 85'000 Einwohnern und Einwohnerinnen. In der süddeutschen Grenzregion hat DM über die Jahre einen ganzen Riegel an Läden aufgezogen, in vielen Fällen liegen die Shops der umsatzstärksten deutschen Drogeriemarktkette nur wenige Autominuten von der Schweizer Zollschranke entfernt. Jetzt berichten Kenner des Schweizer Detailhandels, dass DM offenbar eine Ausweitung der Kaufzone in die Schweiz prüft. Sinkende Ladenmieten von Vorteil Einer der Gründe dürfte sein, dass sich Schweizer Mietflächen – bisher aufgrund der hohen Preise eine Hürde für ausländische Retailer – verbilligen. So sagt es Rageth Clavadetscher, Geschäftsleiter des Zentrums Glatt in Wallisellen: «Ein Corona-Folgeeffekt ist, dass es vermehrt zu Ladenschliessungen und Portfoliobereinigungen kommen wird. Covid-19 wirkt hier als eine Art Brandbeschleuniger. Bei uns melden sich immer wieder internationale Expansionsmanager und Makler. Wie man hört, soll sich aktuell die deutsche Drogeriemarktkette DM in der Schweiz für Flächen interessieren.» DM hält den Ball bezüglich einer allfälligen Schweiz-Expansion allerdings flach: «Wir freuen uns sehr, dass der gute Ruf des Unternehmens DM in der Öffentlichkeit dazu führt, dass uns täglich Anfragen und Mitwirkungsangebote für die Expansion in andere Länder, Regionen und Kontinente erreichen», sagt Markus Trojanski, als DM-Geschäftsführer verantwortlich für das Ressort Expansion. Und fügt an: «Derzeit konzentrieren wir uns aber weiterhin auf die Expansion in den von uns bereits belegten Ländern. Daher sind aktuell keine Aktivitäten in andere Länder, auch nicht in die Schweiz, geplant.» Wenn Unternehmen eine Auslandexpansion andenken oder vorbereiten, sind sie in der Regel darauf bedacht, vorab keine grossen Wellen zu werfen. Werden Vorstossabsichten früh bekannt, kann das Lagen verteuern und die Konkurrenz auf den Plan rufen. Dieser Tage aber meldet ein weiterer Retail-Kenner Schweiz-Signale von DM. Michael Dressen, Senior Director und zuständig für Detailhandel beim Immobilienberatungsunternehmen CBRE, sagt: «Solche Absichten hört man im Markt. Sinn machen würde es definitiv, weil Drogeriemärkte und das gesamte Near-Food-Segment auch während der Pandemie sehr gut funktioniert haben und auch weiterhin steigende Umsätze verzeichnen.» Sinkende Mieten in der Schweiz seien dabei nur ein Faktor, sagt Dressen: «Fast noch wichtiger: Dadurch, dass Händler mit grossen Ladenflächen, namentlich im Fashionbereich, ihre Netze straffen, werden nun auch attraktive Innenstadtstandorte verfügbar, die vorher so nicht frei waren.» Ähnlich sieht es Gabriela Brandenberg, Head Office and Retail Services bei der Zürcher Liegenschaftenvermittlung SPG Intercity: «Während die Mieten an absoluten Toplagen stabil bleiben, sinken sie an weniger attraktiven Standorten. Das ist ein wichtiger Punkt für ausländische Retailer, die sich die Schweiz anschauen. Die Schweiz wird so attraktiver als Expansionsziel.» Obacht bei den Preisen für den Schweizer Markt Für einen allfälligen Schweizer Markteinstieg von DM sieht Brandenberg «grundsätzlich gute Chancen», wenn auch mit einem Vorbehalt: «Ein erfolgreicher Markteintritt ist auch von den geplanten Verkaufspreisen abhängig.» Was Brandenberg damit meint: «Werden die Produkte in der Schweiz viel teurer verkauft als im angrenzenden Deutschland – weil davon ausgegangen wird, dass der Schweizer Kunde eine grössere Kaufkraft hat –, dann dürfte die Schweizer Kundschaft verärgert reagieren und nach wie vor die viel günstigeren Produkte aus dem Ausland beziehen. Und dann ist auch noch die Lage der Geschäfte entscheidend.» DM-Gründer Götz Werner: Er schuf den soften Discounter. Ein Porträt Letzteres ist ein wichtiger Punkt. DM droht einen Kampf um gute Lagen. Gegen einen Konkurrenten, der bereits in der Schweiz aktiv ist: Drogeriemarkt Müller. Dieser Tage annoncierte Müller in Schweizer Medien: «Wir suchen neue Standorte.» Gesucht seien Flächen mit Innenstadtlage, in Einkaufszentren und in Fachmärkten. Wohl jene Jagdgründe, die auch DM auf dem Radar hat. An Feuerkraft für einen allfälligen Schweizer Markteintritt aber sollte es DM nicht mangeln. Im Geschäftsjahr 2019/2020 (Abschluss Ende September 2020) erreichte das Unternehmen in Deutschland einen Umsatz von 8,5 Milliarden Euro; international kam DM, 1973 von Götz Werner in Karlsruhe gegründet, mit 3700 Filialen auf 11,5 Milliarden Euro Gesamtumsatz. Der Firmenname steht dabei nicht – wie hierzulande oft vermutet – für die Abkürzung der einstigen Währung Deutschlands, D-Mark. Sondern ganz simpel für jenen Sektor, den DM wie kein anderer Player von Deutschland über Österreich und Ungarn bis nach Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina und Nordmazedonien in 13 Ländern beherrscht: den Drogeriemarkt.Deutsche Drogeriemärkte in der Schweiz Von den vier deutschen Drogeriemärkten ist hierzulande bisher erst Müller physisch präsent (57 Filialen, 2019). Rossmann vertreibt Produkte auf Brack.ch und steht mit Bio- und Körperpflege-Produkten in Denner-Filialen. Budnikowsky (Budni): nicht präsent. DM: noch nicht.

Drogeriekette DM erwägt Markteintritt in der Schweiz

DM erwägt den Markteintritt in der Schweiz