Was die «Handelszeitung» schon Ende Januar ankündigte, ist nun Realität: Die traditionsreiche Warenhausgruppe Globus wird in einem 50:50 Joint-Venture von der österreichischen Signa und der thailändischen Central Group übernommen. 

Was dieser Deal für die Schweizer Warenhaus-Welt bedeutet, wer hinter der Übernahme steckt, wie es jetzt weitergeht und was noch unklar ist: Globi global: die nüchterne Übersicht zum Deal und die Fakten hinter den Schlagzeilen. 

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Wie kam Migros überhaupt zu Globus?

1997 übernahm die Migros die Globus-Warenhausgruppe inklusive der damaligen Töchter Herren Globus,  ABM (Günstig-Warenhaus), Interio (Möbel) und Office World (Bürobedarf). Kaufpreis: 700 Millionen Franken. Die Übernahme war motiviert vom damaligen Migros-Drang zur Diversifizierung. Die Welt war 1997 eine komplett andere als heute. Online spielte noch fast keine Rolle. Verunsicherten Konsumenten versicherte der orange Riese damals: «Globus bleibt Globus. Migros bleibt Migros.» Nun ist es tatsächlich so. Aber anders als damals gedacht.

Warum verkauft Migros Globus?

Weil der orange Riese nie richtig glücklich wurde damit. Und glücklos agierte. ABM wurde nach verschiedenen Versuchen der Neupositionierung beerdigt. Office World ging 2017 an die österreichische MTH Retail Group, ein Grossteil von Interio wurde jüngst an die österreichische XXXLutz weitergereicht.  

Globus richtete sich in der Positionierung stetig höher aus, was letztlich nicht zur Migros-DNA passte. Kommt dazu: Um Globus erfolgreich für die Zukunft zu rüsten, wären hohe Investitionen nötig geworden. Diese wollte die Migros nicht mehr stemmen, zumal sie im Kerngeschäft aktuell selber mit einem Rentabilitätsproblem zu kämpfen hat.

Wer ist Signa?

Hinter der Gruppe steckt der österreichische Investor René Benko. Ein Unternehmer, der seine Karriere mit Immobilien begann und auch heute noch auf Kraft und Wertbeständigkeit von Handelshäusern an bester Lage setzt. «Forbes» schätzt sein Vermögen auf 4,9 Milliarden Dollar.

Zusammen mit der thailändischen Central Group (51 Prozent) gehört Signa die Kadewe-Group, welche Luxus-Warenhäuser in Berlin (Kadewe), Hamburg (Altershaus) und München  (Oberpollinger) betreibt. Dabei gibt es auch eine starke Swiss-Connection: Als Chef der Kadewe-Group amtet André Maeder, der vormals versucht hatte, Charles Voegele in die Zukunft zu überführen. Ohne Erfolg. 

KaDeWe_Globus

Gruss über die Rhein-Grenze: Homepage der Warenhaus-Gruppe KaDeWe am 4. Februar 2020.

Quelle: Screenshot KaDeWe
Wer ist die Central Group?

Die Central Group ist eine Grossmacht in Detailhandel und Gastronomie. Das thailändische Unternehmen beschäftigt über 80'000 Angestellte und schreibt einen Umsatz von über zehn Milliarden Franken.

Die Inhaberfamilie Chirathivat gilt als eine der reichsten Familien Thailands. «Forbes» taxiert die Familie auf ein Vermögen von 21 Milliarden Dollar. An der Spitze des Unternehmens steht Tos Chirathivat, selber auch milliardenschwer. Zur Central Group gehören unter anderen die Rinascente-Warenhäuser in Italien und das Warenhaus Illum in Kopenhagen

Website Central Group Thailand

Website der Central Group, Bangkok

Quelle: Screenshot Central Group
Wieviel Geld erhält Migros für Globus?

Offiziell wird das nicht mitgeteilt. Eigentlich erstaunlich: Wenn die genossenschaftlich organisierte Migros schon «den Leuten gehört», wie sie gerne sagt, dann sollte sie «den Leuten» auch sagen, was sie mit dem Verkauf löst. Und wie viel sie seit 1997 in die ganze Globus-Gruppe investiert hat. 

Während es also offiziell keine Zahl gibt zum Deal, wird vermutet, dass Signa und Central Group rund eine Milliarde Franken bezahlen für die Globus-Gruppe. Den Löwenanteil machen dabei die acht Immobilien aus, die zum Portfolio gehören.

Wer hat jetzt das Sagen bei Globus?

Neuer Verwaltungsratspräsident von Globus wird Vittorio Radice. Er ist der Europa-Chef der thailändischen Central Group. Der bisherige Globus-Chef Thomas Herbert, der sich auch für den Erwerb von Globus interessierte, allerdings mit einer tieferen Offerte unterlag, kommt in den Verwaltungsrat von Globus. 

Als neuer CEO von Globus wird Franco Savastano eingesetzt, der letzten Herbst seinen Job als Chef von Jelmoli aufgab und zu Globus wechselte. 

Wie zeigt sich Globus künftig?

Die neuen Eigentümer wollen, wie sie sagen, Globus zur «führenden Luxuswarenhaus-Gruppe der Schweiz» entwickeln. Der Positionierungskurs von Globus soll also fortgesetzt und sogar auf ein noch höheres Niveau gehoben werden. 

Dem neuen Eigner-Duo ist dabei einiges zuzutrauen. Durch die Erfahrungen mit der Kadewe-Gruppe haben sie das Know-how und die Kontakte, um Globus in die oberste Liga zu bringen. Und wohl auch das Kapital, das es dazu braucht. 

Was ist unklar?

Es ist ein offenes Geheimnis, dass es dem Duo Signa-Central Group vor allem um die acht Immobilien der Globus-Gruppe ging. An der Globus-Gruppe aber hängt einiges mehr: Total sind es 48 Filialen in der ganzen Schweiz

Ob alle davon erhalten bleiben, ist heute noch nicht klar. Es ist aber nicht so, dass Signa und Central Group immer nur in den grössten Städten an den allerbesten Lagen spielen wollen. Mit Rinascente verfügt die Central Group über ein Warenhaus-Format, das auch in kleineren Städten funktioniert. Möglich, dass dies eine Blaupause für Globus in kleineren Schweizer Städten sein könnte. 

Wäre es den neuen Eignern wichtig, auf Swissness zu setzen und Zweifel bezüglich der Situation aller 48 Filialen auszuräumen, würden sie öffentlich auftreten und ihre Strategie darlegen. Weshalb sie es nicht tun, bleibt ihr Geheimnis.

Wie schweizerisch ist die Schweizer Warenhaus-Szene?

Bisher war die hiesige Warenhaus-Welt fest in Schweizer Hand. Manor als grösste Warenhausgruppe gehört der Genfer Maus-Familie, Globus war bis vor kurzem im Besitz der Migros. Die Coop-City-Warenhäuser sind Teil der Basler Coop; die Loeb-Häuser gehören der gleichnamigen Berner Firma und Jelmoli ist im Besitz der Immobilien-Firma Swiss Prime Site

Jelmoli Zürich

Neu im Visier? Traditions-Warenhaus Jelmoli in Zürich.

Quelle: Keystone
Ist ein ausländischer Besitzer gut oder schlecht für Globus?

Wichtiger als eine nationale Betrachtung ist zuerst einmal, ob der neue Besitzer Globus stärken und weiterentwickeln kann. Das scheint angesichts der Power von Signa und der Central Group gegeben.  Was es für das gesamte Globus-Filialnetz bedeutet, kann heute noch nicht abgeschätzt werden. 

Was hat der geplante Glatt-Verkauf mit dem Globus-Deal zu tun?

Auf den ersten Blick scheint ein Zusammenhang zu bestehen zwischen dem Globus-Deal und der fast zeitgleich kommunizierten Absicht der Migros, das Einkaufszentrum Glatt in Wallisellen zu verkaufen. Das eine dürfte mit dem anderen aber nicht in direkter Abhängigkeit stehen. Globus galt lange als Sorgenkind der Migros; das Zentrum Glatt hingegen läuft gut und verfügt über eine Warteliste von Mietern.

Wenn es eine Gemeinsamkeit gibt, dann diese: Die Migros will und muss ihre Kasse aufbessern, künftig stärker in die digitale Transformation ihrer Formate im Kerngeschäft zu investieren.  

Andreas Güntert
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