Sonos, der amerikanische Hersteller von Streaming-Lautsprechern und Multiroom-Musiksystemen, will an die Börse. Das Unternehmen will mit dem IPO Geld einsammeln, um weiteres Wachstum zu finanzieren. Das jedenfalls ist der Plan von Konzernchef Patrick Spence und dem Sonos-Hauptaktionär KKR, einer Private-Equity-Firma. Die Rede ist von zwei bis drei Milliarden Dollar, die dem Unternehmen zufliessen könnten.

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Der Plan wird nicht aufgehen – zumindest nicht auf mittlere Sicht. Vielmehr ist der Börsengang eine Verzweiflungstat im Kampf gegen Smart-Speker-Konkurrenten wie Apple, Google und vor allem Amazon. Anleger sollten sich nicht darauf einlassen.

Firmenchef Spence hat keine reale Chance, dem Unternehmen eine nachhaltige Zukunft zu geben, es sei denn, er kremple das Geschäftsmodell komplett um, wofür es bislang allerdings keine Anzeichen gibt. Der Kern der Sonos-Produkte ist seit der Gründung des Unternehmen im Jahr 2002 immer der gleiche: Das Unternehmen produziert Hardware für Musik-Streaming.

Damit hat Sonos eine ganz neue Kategorie von Musik-Komponenten und Lautsprechern geschaffen. Eine Innovation, die Heerscharen von Konkurrenten auf den Plan gerufen hat. Sicher: Noch dominiert Sonos diesen Markt mit grossem Abstand auf die Rivalen. Aber mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht mehr lange.

Sonos kann nicht mithalten

Denn die Produkte von Sonos sprechen zwei Kundengruppen an. Und für beide Kundengruppen gibt es bessere Alternativen.

Erstens die Musik-Fans, die ihre digitale Musik in der ganzen Wohnung abspielen möchten. Um diese auf lange Sicht wirklich zu befriedigen, sind die Sonos-Lautsprecher schlicht nicht gut genug. Sie klingen okay, mehr aber nicht. Mittlerweile gibt es zig Hersteller, die schlicht bessere Streaming-Lautsprecher bauen. Notabene zum Teil gar zu günstigeren Preisen.

Zweitens Leute, die über einen smarten Lautsprecher und mit ihrer Stimme ins Internet gehen möchten. Um diese Kundengruppe zu befriedigen, ist Sonos auf die Rivalen wie Amazon, Google oder Apple und vor allem deren Sprachassistenten angewiesen. Ohne Amazons Alexa ist kann ein Sonos-Lautsprecher nichts als Musik abspielen. Sonos selbst weist im IPO-Prospekt darauf hin, dass der laufende Vertrag mit Amazon jederzeit geändert oder gekündigt werden könnten – ein gigantisches Risiko. Hinzu kommt: Die Tech-Giganten können ihre eigenen Smartspeaker mit Kampfpreisen so günstig in den Markt drücken, dass ein Hardware-Spezialist wie Sonos niemals mithalten kann. Denn sie refinanzieren ihre Hardware mit Kundendaten, Werbung und E-Commerce-Anwendungen. Was Sonos verwehrt bleibt.

Kurz: Hände weg von Sonos-Aktien!

Marcel Speiser Handelszeitung
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