Sieg fast auf der ganzen Linie. So lautet das Fazit für den Amag-Erben Martin Haefner im monatelangen Kampf um die Übernahme des Stahlkonzerns Schmolz + Bickenbach (S+B). Gut 49 Prozent hält Haefner nun am Stahlproduzenten mit Sitz im luzernischen Emmenbrücke. Eine solide Mehrheit ist das. Jetzt kann eigentlich fast nichts mehr schief gehen, nachdem Haefner – wie er heute bekannt gab – auch noch die zehn Prozent Anteile der ursprünglichen Besitzer von S + B, einer weitverzweigten Familie in Deutschland, aufgekauft hatte.

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Dieser letzte Schritt war nötig, drohte die Familie doch, mit einem Rekurs vor Gericht die bisherige, vor Weihnachten gezimmerte Lösung wieder zu kippen. Die Familie störte sich daran, dass Haefner kein öffentliches Übernahmeangebot machte, obschon er mehr als einen Drittel der Gesellschaft kontrollieren wollte. Eigentlich sieht das Gesetz eine solche Angebotspflicht vor. Doch die Finanzmarktaufsicht Finma segnete Haefners Durchmarsch mit Verweis auf die prekäre finanzielle Lage bei S + B ab. Eine Ausnahmeregelung. Im Sinne von Haefner, der damit kein teures Übernahmeangebot machen musste.

Aktionäre können nicht profitieren

Mit dem Auskauf der Familie ist der Rekurs gegen den Finma-Entscheid nun vom Tisch. Aus finanzieller Sicht ist das der bestmögliche Ausgang nach all den Irrungen der letzten Monate. Mission erfüllt, sagen sich seine Berater und Anwälte.

Unschön bleibt dabei, dass sich all die kleinen Aktionäre dumm vorkommen müssen. Für sie gab es kein lukratives Übernahmeangebot. Sie konnten nicht vom ansprechenden Preis von 45 Rappen pro Aktie profitieren, den Haefner nun der Familie zahlt. Und die kleinen Aktionäre haben auch kaum die Mittel, in Eigeninitiative den juristischen Weg zu beschreiten und vor Bundesgericht ein öffentliches Übernahmeangebot durchzuboxen.

Deshalb hat Haefner nur fast gewonnen. Es bleibt der Makel der Ungleichbehandlung der Aktionäre. Juristisch ist das offensichtlich möglich. Aber besser macht es die Sache nicht. Die faktische Ungleichbehandlung dürfte Haefner noch eine Weile vorgehalten werden.