Klimaforscher Reto Knutti über den CO2-Ausstoss in China, das Konsumverhalten Fast Fashion und Einsprachen bei Photovoltaik

Der Streit ums Klima wird immer hitziger. Überrascht? Nein, er wird seit Jahren hitziger, aber er hat sich wegverlagert von der fundamentalen Debatte mit solcherlei Fragen: Gibts den Klimawandel überhaupt? Trägt der Mensch daran Schuld? Jetzt wird darüber diskutiert, wie die Netto-Null zu erreichen ist, wie viel es kostet und wer es bezahlt. Von Stufe eins zu Stufe zwei? Richtig, allerdings gibt es immer noch ein paar Leute, die auf Stufe eins sind. (lacht) Umfragen zeigen, dass das Lager der Gegnerinnen und Gegner aufholt; nun steht es noch ungefähr 55 zu 45 Prozent für das Klimagesetz. Das ergibt eine der Umfragen, allerdings sind die Differenzen zwischen den verschiedenen Umfragen sehr gross. Ähnliches erlebten wir bei der Abstimmung vor zwei Jahren über das CO2-Gesetz. Damals war der Pro-Anteil lange gross, am Schluss reichte es doch nicht. Ein Muster, das sich wiederholt? Es wird sehr viel über Meinungen ausgefochten. Aktuell geht es nur um Kosten, Kosten, Kosten. Wollen wir etwas gegen den Klimawandel tun – oder kostet es zu viel? Wenn ja, kaufen wir uns einen neuen Planeten. Nur: Es gibt keinen zweiten Planeten. Es wird vergessen, was auf dem Spiel steht, nämlich unsere Existenzgrundlage. Viele Leute sehen ihren Wohlstand gefährdet und fürchten scharf steigende Energiepreise, weil sich unter dem Gesetz fossile Brennstoffe nicht mehr rechnen; der Ausstieg aus der Kernenergie würde die Energiesicherheit weiter infrage stellen. Diese Ängste bewirtschaftet die SVP mit dem Slogan «Stromfresser-Gesetz». Machen wir uns nichts vor: Der Umbau der Infrastruktur und der Energieversorgung wird etwas kosten. Mittlerweile gibt es ein halbes Dutzend Studien, die letzte von der EPFL, und alle kommen zum gleichen Schluss. Erstens: Die Mehrkosten sind relativ moderat gegenüber den Kosten, die ohnehin anfallen. Zweitens: Der Grossteil der Kosten sind Unterhaltskosten, vom Stromnetz, vom Fahrzeugpark, da jedes Fahrzeug eine Lebensdauer von 15 Jahren hat. Das sind keine Zusatzkosten, sie fallen sowieso an. Und die Kosten für den Ausstieg aus der Kernkraft? Wir stimmen nicht über Kernkraftwerke ab, sondern über ein Netto-null-Ziel. Nochmals: Die Zusatzkosten sind relativ moderat. Der Umbau ist technisch machbar und bezahlbar. Es fallen Zusatzkosten von 500 Franken an, wie eine ETH-Studie besagt. Nein, es seien bis 6600 Franken pro Person und Jahr an, schreibt die SVP. Die 6600 Franken haben keinen Realitätsbezug. Das wäre für eine Strominsel Schweiz, bei der fossile durch synthetische Treibstoffe aus der Schweiz ersetzt werden. Niemand will das. Der Autor dieser Studie wie auch seine Arbeitgeber haben sich deutlich von dieser Interpretation distanziert. Und was hier total untergeht, ist die Frage, was es uns kostet, wenn wir am Status quo festhalten. Der ungebremste Klimawandel würde uns unter dem Strich teurer kommen. Dieser Vorteil geht in der Kosten-Nutzen-Überlegung völlig unter. Dabei erhalten wir eine bessere Luftqualität, mehr Gesundheit, höhere Lebensqualität, weniger Lärm, weniger Schäden in der Landwirtschaft, im Tourismus, weniger Extremwetterereignisse. Wir reden hier von den Social Costs of Carbon. Die konsumbasierten Emissionen pro Kopf betragen in der Schweiz etwa 14 Tonnen, daraus entstehen heute globale Kosten von mehreren tausend Franken pro Kopf und Jahr. Plus der Import der fossilen Energien von über 1000 Franken pro Kopf. Und dann sieht man, dass es sogar günstiger kommt, die Probleme jetzt anzupacken. Der Grossteil der Wirtschaft tut nicht nichts. Tausende Firmen haben sich verpflichtet, den CO2-Ausstoss bis 2050 auf netto null abzubauen. Das gilt auch für Konzerne wie Nestlé, UBS, Swiss Re, Migros oder Coop. Absolut, die Wirtschaft ist schneller unterwegs als die Politik. Deshalb steht ja auch der Dachverband Economiesuisse hinter der Vorlage. Und so verstehe ich nicht, weshalb die Wirtschaftspartei FDP in dieser Frage gespalten ist. Dabei führen die Wirtschaft und all die Firmen drei Argumente ins Spiel: Wir wollen gleich lange Spiesse, Planungssicherheit für Investitionen und nicht jedes Jahr neue Regulierungen. Planungssicherheit: Gemäss Gesetz kann der Bund Richtwerte für Sektoren, für Treibhausgase und für Emissionen aus fossilen Energieträgern festlegen. Das tönt eher nach Regulierungen. In Umweltfragen geht es nicht ganz ohne Regeln, aber diese können durchaus technologieoffen sein, sodass der Markt spielt. Wichtig ist, dass man sie nicht dauernd ändert, sonst wird nicht investiert. Gleich lange Spiesse: Das Pariser Klimaabkommen wurde von 190 Ländern ratifiziert, dabei ist es sehr zweifelhaft, ob sich andere Länder an die Vorgaben – netto null bis 2050 – halten oder einfach nur ein weiteres Papier ohne Konsequenzen unterschrieben haben. Das ist eine Behauptung, die nicht untermauert ist. Tatsache ist, dass die EU ein Emissionsziel hat, das aggressiver ist als jenes der Schweiz. Und die USA haben eine Netto-null-Emissionsziel bis 2050, China bis 2060. Die EU wie die USA haben obendrein milliardenschwere Infrastrukturprojekte verabschiedet. Mit dem Inflation Reduction Act (IRA) geht es auch um die Schaffung von Arbeitsplätzen, nur ein Teil geht in die Transformation. Mir ist schon klar, dass Joe Biden nicht die Welt retten will. Aber er hat verstanden, dass er mit diesen Investitionen in Innovation, Technologie und Energieinfrastruktur die USA weiterbringt. Deshalb haben sich Republikaner wie Demokraten auf das Paket einigen können. Die EU macht dasselbe mit «Fit for 55». Und die Chinesen bauen Dutzende Kohlekraftwerke und überschwemmen die Welt mit Billigware. Da gilt es zu differenzieren. Gleichzeitig investieren die Chinesen in Technologie, haben faktisch die Solarindustrie weltweit übernommen, werden führend in der E-Mobilität, bei der Herstellung von Batterien, bei den Rohstoffen für E-Mobilität. Sie haben verstanden, dass in der Innovation und Infrastrukturänderung extrem viel Potenzial steckt. Wir sollten sehen, dass wir den Anschluss nicht verlieren. Reto Knutti (48) ist Professor für Klimaphysik an der ETH Zürich und dort Leiter des Center for Climate Systems Modeling. Einige sehen die Schweiz als Innovationsvorbild, weil sie ohne staatliche Anreize oder Subventionen auskommt – wie im Klimagesetz vorgeschlagen. Die Vorstellung, wir seien so vorbildlich im Klimaschutz und die anderen Länder würden nichts machen, ist leider falsch. Die Schweiz ist in den Klimaschutz-Rankings zurückgefallen, auch gegenüber der EU. Die EU rollt unter «Fit for 55» ein Paket von Regulatorien aus. Wäre es nicht vernünftiger, sich an der EU zu orientieren, statt ein eigenes nationales Regelwerk aufzubauen, das dann doch an die EU angepasst werden muss? Als Klimaforscher will ich keine EU-Politik in der Schweiz führen. Aber ich habe persönlich schon den Eindruck, dass sich die Schweiz in den letzten Jahren von Europa teilweise abkoppelt. Für eine international tätige Firma ist heute schon klar, dass sie sich mit Regulatorien aus verschiedenen Ländern oder der EU auseinandersetzen muss. Das gilt für Transparenzanforderungen, Nachhaltigkeit-Reportings oder Normen rund um den CO2-Ausstoss. Wenn in der EU keine Verbrennungsmotoren mehr gebaut werden, gibt es auch in der Schweiz keine Verbrenner mehr. Also versuchen wir doch, diese Veränderung, die angelaufen ist, aktiv mitzugestalten; an der Vergangenheit festzuhalten, wenn im Ausland netto null angepeilt wird, halte ich nicht für eine kluge Strategie. Es erinnert mich an der Kodak-Effekt. Die Firma ging unter, weil sie an einer überlebten Strategie festhielt. Die Firmen sind auf einer Net-zero-Reise, doch das gilt nicht für die Mehrheit der Konsumentinnen und Konsumenten. Man gönnt sich einen Weekend-Trip nach Barcelona, Wein aus Australien, Kiwis aus Chile und immer mehr Wohnfläche. Ich würde nicht pauschalisieren. Bei der Elektromobilität sind die Konsumenten und Konsumentinnen sehr innovationsfreudig, in anderen Bereichen, etwa beim Flugverkehr, ist das nicht der Fall. Wie wollen Sie dieses Dilemma lösen? Wir haben grosse Probleme noch nie mit individueller Verantwortung allein gelöst. Nehmen wir Abwasser, Luft, Asbest, Phosphat, Pestizid bis Pandemie – jedes dieser Probleme wurde durch einen politischen Rahmen gelöst, durch Vorschriften, Subvention, Lenkungsabgaben. Den Konsumentinnen und Konsumenten zu sagen, spart doch einfach einmal bei den Plastiksäckli, das funktioniert nicht. Deshalb stehen 250 Wissenschafterinnen und Wissenschafter hin und sagen, jetzt ist der Moment für einen politischen Rahmen, für das Klimaschutzgesetz. Das Gesetz löst Ängste und Fragezeichen aus: Werden wir genügend erneuerbare Energie haben, wird der Stromimport im Winter funktionieren, wie entwickeln sich die Energiepreise? Wenn gleichzeitig auch die AKW abgeschaltet werden, müssen 70 Prozent der Energiequellen von heute ersetzt werden. Schaffen wir das? Wir verleugnen nicht, dass einige Fragen noch offen sind. Wir wissen selber, dass es noch nicht abschliessende Lösungen für den Flugverkehr gibt, für die Landwirtschaft, für den Finanzsektor, in der Technologie – da muss noch vieles untersucht und gelöst werden. Aber wir stehen jetzt an einer Weiche, wo wir uns entscheiden: Steigen wir ein, wollen wir die Probleme der Zukunft lösen? Ich bin überzeugt, dass die Konsumentinnen und Konsumenten mitziehen werden. Die Fliegerei hofft auf synthetischen Treibstoff, doch dieser ist kaum verfügbar und teuer. Diese synthetischen Treibstoffe werden aus Sonnenlicht oder Strom gewonnen, verbrennen wesentlich sauberer und sind CO2-neutral. Man muss sie skalieren, dafür braucht es einen politischen Rahmen. Es dauert womöglich Jahrzehnte bis zur Marktreife und zum breiten Angebot. Das bestreite ich nicht. Jede Transformation eines Systems – erneuerbare Energie, Elektromobilität, synthetischer Treibstoff – braucht zwanzig Jahre. So lange hat auch die Entwicklung von Lithiumbatterien gedauert oder von Photovoltaik. Das gilt ebenfalls für Negativemissionstechnologien oder die CO2-Sequestrierung, die CO2 im Boden einlagert. Heute müssen wir damit anfangen, damit wir diese Technologien 2050 zur Verfügung haben, und zwar in grossen Mengen. Schädlich sind die Kondensstreifen am Himmel. Die kurzlebigen Substanzen, die diese Flugstreifen verursachen – Russ und Wasserdampf – verstärken den CO2-Ausstoss am Himmel im Vergleich zum Boden ums Zwei- bis Dreifache, es ist also ein substanzieller Verstärkungsfaktor. Man könnte den Anteil an den Flugstreifen bereits heute minimieren, indem man in anderen Luftschichten fliegt und andere Flugrouten wählt. Das tut aber niemand, weil es sich nicht rechnet. Allerdings wissen die meisten Airlines, dass sie keine Zukunft haben, wenn sie nichts unternehmen. Deshalb soll in Zukunft die Beimischquote für synthetischen Treibstoff erhöht werden. Die Tarife werden sie dafür kurzfristig kaum und langfristig nur moderat erhöhen müssen. Wie gesagt, wir haben kein Technologie- oder Geldproblem, sondern wir haben ein gesellschaftspolitisches Problem und liefern uns unnötige Grabenkämpfe. Und die Sequestrierung? Wird es brauchen, das ist quasi unsere Lebensversicherung für die Restemissionen, die wir nicht verhindern können. Aber die Sequestrierung liegt heute bei 800 Franken pro Tonne. Und dürfte über die Jahre billiger werden. 90 Prozent des Problems lösen wir, indem wir das CO2 gar nicht ausstossen, weil das billiger ist, als es wieder einzufangen. Eine Tonne vermeiden, indem man eine Ölheizung durch eine Wärmepumpe ersetzt oder einen Benzinmotor durch einen Elektromotor – das kostet einen Bruchteil. Es ist ein ökonomischer Schwachsinn, zu verschmutzen und CO2 dann wieder mit hohem Aufwand rauszufiltern. Und für die restlichen 10 Prozent – etwa aus Teilen der Landwirtschaft, aus Zement oder aus Hochtemperaturanwendungen – wird es diese Technologie brauchen. Was liegt bei der Landwirtschaft drin, von 15 auf 5 Prozent des CO2-Ausstosses? Bei der Landwirtschaft kommen wir zu einem Knackpunkt. Ich gehe davon aus, dass es aufgrund des Angebotes an vegetarischen und veganen Nahrungsmitteln Veränderungen beim Konsum geben wird. Dann gibts Futterzusätze, die den Methanausstoss von Tieren reduzieren, und Biogas. Und was man aus der Landwirtschaft nicht eliminieren kann, ist ein Fall für die Sequestrierung. Der Hauseigentümerverband (HEV) spricht sich mit grosser Mehrheit gegen das Gesetz aus. Gebäudesanierungen hätten bereits 40 Prozent Einsparungen gebracht, jetzt würden nochmals über 40 Prozent verlangt – mit einer Überregulierung namens Klimaschutzgesetz. Das Gebäudeprogramm beweist, dass ein politisches Regelwerk mit Anreizen funktioniert; es gibt Standards bei Renovationen und Neubauten. Ich bedaure den Widerstand des HEV. Die unsägliche Idee, wonach die Welt ohne Vorschriften eine bessere wäre, teile ich nicht. Abgesehen davon: Das Klimagesetz schreibt gar nichts vor, und die Gebäudebesitzerinnen und -besitzer profitieren, weil sie finanzielle Anreize erhalten, wenn sie alte Heizungen ersetzen. Fossile Energieträger sind passé mit dem Gesetz. Solange wir fossile Energieträger verbrennen, wird der Klimawandel weitergehen, also müssen wir von Öl, Gas und Kohle weg. Punkt. Es ist der einzige Weg, um auf netto null zu kommen. Wer glaubt, Fossile seien noch zukunftsfähig, irrt. Mit dem Gesetz sind sie nicht verboten, werden aber sehr unattraktiv. Es geht nicht nur um den klimapolitischen Aspekt, sondern auch um den geopolitischen. Der Grossteil von Öl und Gas stammt aus den dubiosesten Ländern, von denen möchte man nicht beliebig abhängig sein. Auch der Krieg in der Ukraine zeigt, dass diese Abhängigkeit aus geopolitischer Sicht nicht gewünscht ist. Mit der Transformation vom Verbrenner zur E-Mobilität wechselt die Abhängigkeit der Schweiz von den Ölstaaten zu China, das bei den Rohstoffen und der Produktion von Batterien eine Monopolstellung hat – von einem Übel zum nächsten. Das kann man ändern. Die Schweiz war mal führend im Bereich Photovoltaik. Mehr Versorgungssicherheit, sei es bei Strom, Medikamenten oder Technologie, kostet uns etwas, aber angesichts der Weltlage sollte es uns das wert sein. Die Energiealternative in der Schweiz sind Solar- oder Windparks – nur: Wo sie gebaut werden sollen, hagelt es Einsprachen. Dasselbe bei der Grimselstaumauer, die seit Jahrzehnten erhöht werden sollte. Ich habe Mühe mit jenen Kreisen, die sich gegen alles stemmen. Jede Energieform hat einen Fussabdruck, es gibt nichts, was keine Folgen hat, das gilt auch für Solar, für Wasser, für Kernkraft, für Wind. Umzustimmen sind die wenigsten. Ich plädiere für einen pragmatischen Weg, der sich daran orientiert, welches der am wenigsten einschneidende Weg mit den tiefsten Kosten ist – und dann sind wir bei Photovoltaik, primär auf Dächer und wenig auf Freiflächen, Wind und Wasser. Zur Erinnerung: Wir haben in den Bergen überall Strassen, Lawinenverbauungen, Bergbahnen, Bergrestaurants. Ich sehe das Problem nicht, wenn wir an gewissen Orten Photovoltaikanlagen bauen. Eine sorgfältige Prüfung, wo wir bauen, ist aber natürlich zwingend. Sie sehen das Problem nicht, andere schon. Ja, leider. Ich verweise einfach darauf, dass ein unkontrollierter Blackout die Schweiz 100 Milliarden Franken pro Woche kostet. Wenn wir Energiesicherheit haben wollen, dann brauchen wir zusätzliche Kapazitäten. Abgesehen davon zeigen Studien, dass wir mit mehr Effizienz 30 Prozent Energie sparen könnten, ohne Verzicht. Es gibt linke Kreise, die mit dem Schlagwort «Degrowth» argumentieren, also Umweltschutz auf Kosten von Wachstum – Besinnung auf Bescheidenheit? Es gibt Entwicklungen, die fragwürdig sind, etwa Fast Fashion. Salopp gesagt: Es ist nicht sinnvoll, ein T-Shirt für 3 Franken zu kaufen und es nach dreimal tragen wegzuwerfen. Oder dass Textilretouren direkt auf der Deponie landen. Das ist absurd. Es gibt ein Konsumverhalten, das wir hinterfragen müssen. Diesen Umgang mit Ressourcen können wir nicht mehr länger aufrechterhalten. Und das Wachstum drosseln oder gar ein Minuswachstum respektive ein Schrumpfen? Schrumpfen halte ich für gefährlich, denn es ist das Wachstum, das uns in vielen Bereichen durch Innovationen extrem viele Möglichkeiten eröffnet; Zugang zu Bildung, zu Energie, zu Medizin, zu Einkommen. Die Wirtschaft und deren Wachstum haben für Hunderte Millionen von Menschen zu einer Lebensverbesserung geführt. Das sind alles Nachhaltigkeitsziele, die wir nicht fahrlässig aufs Spiel setzen dürfen. Das heisst, wir müssen ein vernünftiges Mass an Wachstum aufrechterhalten, weil es einen grossen Nutzen abwirft – ohne die Lebensgrundlage unseres Planeten zu zerstören. Der Pro-Kopf-CO2-Ausstoss in der Schweiz ist gesunken, mit der Einwanderung steigt er wieder an. Ob in Italien CO2 produziert wird oder in der Schweiz, macht keinen Unterschied beim Klima. In der Klimabilanz der Schweiz schon, aber sie erhöht auch die Schärfe der Massnahmen. Wir wollen ja nicht die Klimabilanz der Schweiz beschönigen. Mit diesem Argument müsste man alle wirtschaftlichen Aktivitäten aus der Schweiz ins Ausland transferieren. Es geht doch darum, was die Schweiz mit ihren gut ausgebildeten Leuten zur Problemlösung beitragen kann. Die Zuwanderungsdiskussion ist ein weitere Scheindebatte, um von den wirklichen Fragen abzulenken.

Klimaforscher Reto Knutti über den CO2-Ausstoss in China, das Konsumverhalten Fast Fashion und Einsprachen bei Photovoltaik

«Auf dem Spiel steht unsere Existenzgrundlage»

Der Streit ums Klima wird immer hitziger. Überrascht?

Von Stufe eins zu Stufe zwei?