Wer Aktionär des Schweizer Unternehmens Quitt.ch sein will, kann dies ab sofort werden. Das KMU, spezialisiert für die Abrechnung und Organisation von Haushaltshilfen, verkauft seine Aktien seit dieser Woche direkt auf seiner Webseite an Interessierte.

Möglich macht dies der sogenannte Aktienautomat, der vom Start-up Alethena entwickelt wurde. Der Aktienautomat kann in jede Firmen-Webseite eingebaut werden und ermöglicht es der Firma dann, ihre Aktien potentiell Interessierten anzubieten und diese ebenso automatisiert auch zurückzukaufen. Damit entsteht quasi ein Marktplatz für bisher schwer handelbare Aktien ausserhalb der klassischen Bankeninfrastruktur.

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Grösseres Angebot

«Die Liquidität wird grösser», sagt Alethena-Mitgründer Markus Hartmann. «Das hilft bestehenden Aktionären, der Firma und neuen Investoren gleichermassen.» Schon bisher konnten KMU ihre Aktien natürlich verkaufen. Einige bieten das auf ihrer Homepage auch an. Allerdings ist der bisherige Weg oft umständlich: PDF ausdrucken, Antrag unterschreiben, Brief einschicken, Geld überweisen, Warten. Was der komplett digitalisierte Prozess über den Aktienautomaten bringen soll, ist Effizienz. Und eine Erleichterung, wenn beispielsweise Mitarbeiter-Aktien an Angestellte verteilt werden sollen.

Die Neuerung funktioniert einwandfrei, ist vorderhand allerdings nur etwas für Technikbegeisterte. Das hängt mit der im Hintergrund verwendeten Blockchain-Technologie Ethereum zusammen, die zwar sicher und zuverlässig ist, aber in der Anwendung für den Endkonsumenten noch umständlich.

20 Sekunden, 21 Rappen Gebühren

An der Live-Demonstration diese Woche in Zürich ging allerdings alles reibungslos über die Bühne. Quitt.ch-Chefin Marie-Christin Kamann rang die Glocke (ein wenig Börsennostalgie musste schliesslich ja sein). Dann kaufte Verwaltungsratspräsident Luzius Meisser für 915 Franken drei Aktien erstmals über den Aktienautomaten. 20 Sekunden später war der Kauf bestätigt. Die Gebühren für die Transaktion beliefen sich auf 21 Rappen.

Die angebotenen Aktien stammen vom Unternehmen selber. Der Verkaufspreis verändert sich mit der Nachfrage. Bei jeder zusätzlich von Investoren gekauften Aktie erhöht sich der Preis automatisch um einen bestimmten Betrag – im Falle von Quitt.ch um einen Franken. Bei jedem Verkauf reduziert sich der Preis ebenso. Damit entsteht so etwas wie ein Marktpreis. Die Beteiligten sehen Vorteile: Luzius Meisser spricht vom «wertvollen, zuverlässigen Preissignal».

Rechtlich abgesichert

Rechtlich sind Aktien aus dem Aktienautomaten den klassischen Aktien gleichgestellt. Das besagen Gutachten von Juristen. Letzte Klarheit dürfte das bei der Bundesverwaltung in Arbeit befindliche Gesetz bringen, das den digitalen Wertrechtetransfer neu regelt. Quitt.ch ist das erste KMU, das den Aktienautomaten einsetzt. Mit anderen Firmen ist Alethena allerdings bereits im Gespräch.

Aktienautomat QUitt

Aktien-Bestell-Seite auf quitt.ch

Quelle: Screenshot quitt.ch