Nach Corona-Lockerungen: So regeln Schweizer Arbeitgeber Homeoffice in Zukunft

Jetzt heisst es: «Zurück ins Büro!». Oder doch nicht? Mit dem Ende der offiziellen Corona-Massnahmen sind auch die Homeoffice-Anordnungen grundsätzlich nicht mehr in Kraft. Viele Unternehmen werden aber dennoch nicht in den Modus «vor Corona» zurückkehren, wie eine Umfrage der «Handelszeitung» zeigt. Das Fazit: Das erzwungene Homeoffice hat vielerorts die Vorteile – und Nachteile – der Arbeit von zu Hause aus aufgezeigt, und damit auch Wünsche bei der Belegschaft generiert. Diesen wollen die Arbeitgeber nun nachkommen. Einige haben bereits konkrete Vorgaben zur Präsenz im Büro gemacht. So will die Swisscom bloss noch einen Tag pro Woche als Mindestpräsenz vorschreiben und die ABB erlaubt ihren Mitarbeitenden bis zu 80 Prozent Homeoffice (mehr siehe unten). Gleichzeitig wollen viele Unternehmen die Mitarbeitenden aber auch zurück in die Büros holen, um den Austausch zu fördern, der in den letzten zwei Jahren oft auf der Strecke blieb. Unklar ist denn auch, ob die neuen Arbeitsmodelle zu einem Abbau von Büroflächen führen werden oder ob diese bloss anders genutzt werden sollen. Die meisten Unternehmen geben an, ihre Arbeitsplätze mit Blick auf das flexible Arbeiten anders gestalten zu wollen. UBS Credit Suisse Zürcher Kantonalbank Roche Novartis Swiss Re Swiss Life Swisscom ABB Nestlé Bundesverwaltung Die Post SBB UBS Während der Pandemie arbeiteten bei der UBS rund 80 Prozent der Angestellten von zu Hause aus. Umfragen hätten gezeigt, dass sich das Personal auch künftig ein «hybrides» Modell wünsche, das «mehr Flexibilität und Empowerment» gebe. Die UBS will sich so auch als fortschrittliche Arbeitgeberin positionieren. «Damit werden wir für ein breiteres Spektrum an Bewerberinnen und Bewerbern interessant, zum Beispiel für berufstätige Eltern oder Personen in Aus- und Weiterbildung.» «Effizientere Arbeitsweisen» wie Desk Sharing oder das agile Arbeiten hätten bei der UBS zu einem veränderten Flächenbedarf geführt, schreibt die Bank. Daher habe man in den letzten Jahren Liegenschaften verkauft oder Mietverträge beendet. Generell bewege man sich weg von einzelnen Arbeitsplätzen hin zu Räumen, die agiles Arbeiten und bessere Zusammenarbeit ermöglichen. Credit Suisse Im vergangenen Jahr lancierte die Credit Suisse das Programm «The way we work». Basis dafür bildete eine Befragung von 4000 Angestellten zum hybriden Arbeiten. Darauf basierend, will die Bank ihrer Belegschaft Entscheidungsfreiheit gewähren, wie die Medienstelle mitteilt. «Das bedeutet konkret, dass Mitarbeitende selbst wählen dürfen, wie sie ihre Arbeitszeit gestalten und wo sie arbeiten möchten» - immer unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorschriften. Bis Ende März hält die CS noch eine Masken-Pflicht aufrecht für Situationen, wo ein Abstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann. Zürcher Kantonalbank Die Zürcher Kantonalbank führt für ihre Angestellten eine Quote von maximal 40 Prozent Homeoffice ein, wie die Bank auf Anfrage mitteilt. Dies für alle Angestellten mit einem Pensum von mindestens 50 Prozent. Die Details dazu seien derzeit in Ausarbeitung. Die Bank betont, dass sie als «nahe Bank» von der Interaktion zwischen den Mitarbeitenden, aber auch zwischen Angestellten und Kunden lebe. «Wir stellen nun den Zustand von vor der Pandemie wieder her, als die Mehrheit der Mitarbeitenden im Büro war.» Damit positioniert sich die ZKB eher auf der konservativen Seite der befragten Unternehmen. Roche «Die letzten zwei Jahre haben gezeigt, dass die Arbeit aus dem Homeoffice auch im grösseren Umfang gut funktioniert», schreibt das Pharmaunternehmen Roche. Gleichzeitig sei man der Überzeugung, «dass Innovation vor allem dann entsteht, wenn Menschen vor Ort zusammentreffen und ihre Ideen austauschen». Damit strebe man ein hybrides Modell an, bei dem die Angestellten mit ihren Vorgesetzten individuell ausmachten, wie viel Präsenz erwartet wird. Roche hat sich bereits weitgehend von fixen Arbeitsplätzen verabschiedet. «Fest zugewiesene Einzelarbeitsplätze werden zum grossen Teil von flexiblen Arbeitsplätzen abgelöst und in Bürolandschaften umgewandelt.» Diese enthalten mehr Bereiche für den Austausch wie Sitzecken oder Workshop-Räume. «Die Arbeitsplatzflächen werden also nicht reduziert, sondern anders ausgestaltet», schreibt Roche. Ihr neues Hochhaus, der Bau 2, werde komplett nach diesem neuen Konzept eingerichtet sein. Novartis Bei Novartis heisst das Programm «Choice with Responsibility». Nach Aufhebung der Empfehlungen des Bundes habe man festgelegt, wie die Erkenntnisse der Pandemie in flexible Arbeitsmodelle eingebaut werden können, schreibt Novartis. Die Mitarbeitenden sollen in den Teams «selbstverantwortlich entscheiden, wo, wann und wie sie am besten arbeiten, um die anstehenden Aufgaben zu erledigen». Bei Novartis sei das «aktivitätsbasierte Arbeiten» Standard für neue Arbeitsplätze in den Büros. In vielen Gebäuden auf dem Hauptsitz-Campus in Basel sei dieses Konzept bereits umgesetzt. Der Bedarf an «herkömmlichen Arbeitsplätzen» werde sich ändern, schreibt Novartis, die Bedeutung von Begegnungszonen nehme zu. Der Pharmakonzern nennt dabei auch «Kaffeeküchen», Restaurants oder «Library-Zonen». «Wir werden keine übereilten Entscheidungen treffen, da sich erst in den kommenden Monaten zeigen wird, wie die Teams miteinander neue Arbeitsweisen definieren und die Möglichkeiten, die sich aus Choice with Responsibility ergeben, umsetzen werden», hält Novartis ferner fest. Swiss Re «On the Way You Work» heisst ein Programm, das der Rückversicherer Swiss Re bereits seit längerem fährt. Dieses sei bereits vor der Pandemie «so gut verankert gewesen, dass wir uns schnell und erfolgreich anpassen konnten», schreibt Swiss Re. Die Mitarbeitenden könnten «flexibel wählen» wie, wann und wo sie arbeiten möchten. «Wir werden an diesem hybriden Gesamtkonzept festhalten und haben dieses bereits im Jahr 2021 an die gewonnenen Erkenntnisse angepasst.» Das habe auch Auswirkungen auf die Büroräume, schreibt Swiss Re. Verschiedene Konzepte würden nun in einem «Living Lab» getestet. Global werde man die Konzepte zudem an die jeweiligen lokalen Gegebenheiten anpassen. Swiss Life Beim Lebensversicherer Swiss Life gebe es schon seit «einigen Jahren» Konzepte für Mobile Office, schreibt das Unternehmen. Dabei setze man auf Eigenverantwortung. Die Swiss Life warnt jedoch auch: «Der direkte Austausch mit den Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen kann jedoch nicht vollständig ersetzt werden und die persönliche Interaktion fehlt.» Dieser Austausch sei ein wichtiger Teil der Firmenkultur Auch künftig seien es deshalb die Vorgesetzten, die für ihre Teams «unter Einbezug der Mitarbeitenden» festlegten, in welchem Ausmass von ausserhalb aus gearbeitet werden könne. «Wir gehen davon aus, dass der überwiegende Teil der Arbeiten weiterhin vor Ort stattfinden wird», konstatiert Swiss Life. An der Gestaltung der Arbeitsplätze soll offenbar wenig geändert werden. «Unseren Mitarbeitenden stehen unverändert voll ausgerüstete Arbeitsplätze in unseren Büros zur Verfügung», schreibt Swiss Life bloss. Swisscom Die Swisscom setzt relativ tiefe Anforderungen an die Präsenz im Büro: «Eine wöchentliche Präsenz von zumindest einem Tag vor Ort ist erforderlich», so das Telekom-Unternehmen. In den Teams sollen «klare Abmachungen zu Office- und Homeoffice-Tagen getroffen werden.» Man gehe aktuell davon aus, dass die Mitarbeitenden nach der Pandemie «vermehrt im Homeoffice arbeiten möchten», schreibt die Swisscom. Man prüfe laufend, welche Anpassungen das an die Bürolandschaft stelle. ABB Arbeit von zu Hause aus bleibe grundsätzlich möglich, schreibt die ABB. In Abhängigkeit von Rolle und Team «können bis zu 80 Prozent der jährlichen Gesamtarbeitszeit von zu Hause aus geleistet werden». Gleichzeitig betont ABB die Wichtigkeit von persönlichen Sitzungen «zur Förderung von Teamzusammenhalt, Innovation und Kreativität oder beim Onboarding von neuen Mitarbeitern». Bundesverwaltung Auch in der Bundesverwaltung wird Homeoffice Bestand haben. Eine entsprechende Anpassung des Personalrechts sei im Juni 2021 in Kraft gesetzt worden, schreibt das Personalamt. Gleichzeitig führt auch der Bund zunehmend geteilte Arbeitsplätze ein. Bereits im Dezember 2020 sei ein Konzept für Desk-Sharing gutgeheissen worden. Der Bedarf an klassischen Büroflächen werde zurückgehen, erwartet man beim Bund. «Die Mitarbeitenden werden künftig vermehrt nicht nur im Büro, sondern auch im Homeoffice, in Co-Working-Spaces, Hub-Arbeitsplätzen und unterwegs arbeiten.» Nestlé Die Pandemie habe zu keinen grossen Veränderungen geführt, teilt Nestlé Schweiz mit. Schon vor der Pandemie sei flexibles Arbeiten möglich gewesen und bleibe das auch weiterhin. Zu den Auswirkungen auf die Arbeitsplatzgestaltung macht Nestlé keine Angaben. Die Post Wir seien «grad noch etwas zu früh» mit unserer Anfrage, schreibt die Post, die derzeit prüfe, wie die Entscheide des Bundesrats umgesetzt werden sollen. Entscheide sollen «in diesen Tagen gefällt werden». SBB Mit «lustvolle Mobilität» warb die SBB einst für ihre Bahnreisen. Für die Mitarbeitenden gilt nun aber: «Schrittweise Rückkehr ins Büro», wie der Bundesbetrieb mitteilt. Zudem sei beim Transportunternehmen in vielen Bereichen Homeoffice sowieso nicht möglich. Allerdings sei das Bahnunternehmen seit langem Mitglied die Initiative Work Smart, die sich für flexibles Arbeiten einsetze. Mitarbeitende in entsprechenden Programmen seien seit 2015 so ausgerüstet, dass sie von unterwegs aus arbeiten können. Die SBB rechnen nicht damit, die Arbeitsplätze aufgrund von neuen Arbeitsmodellen anpassen zu müssen und haben – verglichen mit vor der Pandemie – keine Flächen reduziert.

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