Von einem Supermarkt hat man in der Regel eine gewisse Vorstellung: grossflächig angelegt, mit hoher Decke und breiten Laufwegen für Mensch und Einkaufswagen ausgestattet. Bestückt mit Tausenden Produkten, raffiniert arrondiert mit Aktionsinseln, Degustations-Cornern und Quengelzone. Sonntags geschlossen.  

Teo ist anders aufgebaut: eine Holzröhre mit Gründach, an allen sieben Wochentagen rund um die Uhr geöffnet – und nicht mit Personal ausgestattet. Ein Warenautomat quasi, den die Konsumentinnen und Konsumenten Tag und Nacht per App betreten, dort einkaufen und zum Schluss per Karte oder App bezahlen können.  

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An diesem Donnerstag, dem 13. Oktober, ist es um 9 Uhr morgens losgegangen: Seitdem können Kundinnen und Kunden in der schweizweit ersten Teo-Filiale im thurgauischen Bürglen einkaufen. Auf einer Fläche von 50 Quadratmetern können sie rund um die Uhr aus einem Basissortiment aus ungefähr 800 Artikeln auswählen. 

Eine zweite Pilotfiliale wird die Migros in zwei Wochen in Winterthur Neuhegi eröffnen.

Bereits andere Anbieter im Markt    

In letzter Zeit sind in der Schweiz bereits einige solche Automatikläden an den Start gegangen. Dazu zählen die Formate Avec Box und Avec 24/7 von Valora, die Hightech-Läden von Rüedu sowie die bisher zwei VOI-Cube-Läden der Migros Aare. Genau wie Teo funktionieren diese Formate zu jeder Tageszeit unbemannt; als Ausnahme gelten die Avec-24/7-Läden von Valora: Bei der hiesigen Hybridlösung sind die Shops tagsüber bedient – in der Nacht wird auf autonomen Betrieb umgeschaltet.    

Ob Teo, Avec Box und Co. Erfolg haben werden in der Schweiz, werde stark von einem Faktor dominiert, sagt Matthias Schu, Dozent für E-Commerce und Handel an der Hochschule Luzern und Autor des Fachwerks «E-Food Fulfillment Report»: «Für solche Automatenformate gibt es eine Nische in der Schweiz. Der Erfolg hängt dabei stark vom Standort ab – und ob die Konsumenten und Konsumentinnen diesen Dienst akzeptieren.» In der Regel, sagt Schu, böten sich eher ländliche Lagen an, wo sich ein konventioneller Laden nicht lohne – «und wo Tante Emma und Valora nicht oder nicht mehr präsent sind. Es braucht aber dennoch eine gewisse Frequenz, damit sich das lohnt.»

«Migros Teo» und Co: «200 Standorte realistisch»  

Wenn ein Laden keine Angestellten benötigt und autonom funktioniert, mag das prima vista als kostensparender und gewinnbringender Faktor gelten. So einfach sei es aber nicht, sagt Schu: «Auch wenn kein Personal im Laden steht – es braucht auch hier Menschen, welche die Gestelle – wohl zweimal täglich – auffüllen.»

Eine gewisse Verbreitung traut der E-Commerce-Profi solchen neuartigen Konzepten aber durchaus zu: «Wenn Standorte, Angebot und Kosten stimmen, wären für Teo, VOI Cube, Avec Box, Rüedu und andere Anbieter auf mittlere Frist wohl etwa 200 Schweizer Standorte realistisch.»  

Während das Format Teo, das kürzlich mit dem deutschen Design-Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet wurde, in Deutschland mit rund 950 Produkten ausgestattet ist, plant die Migros hierzulande etwas kleiner: «Es werden rund 800 Produkte des täglichen Grundbedarfs angeboten», heisst es bei der Migros Zürich. Alkohol soll im neuen Ladenformat dabei kein Thema sein: «Weil in der Schweiz ein Auftritt unter der Marke ‹Migros Teo›  geplant ist, werden keine alkoholhaltigen Produkte angeboten.»  

Business-Schubumkehr  

Speziell an der Einschweizerung von Teo ist eine gewisse Schubumkehr im geschäftlichen Verhalten. Seit die Migros 2013 das deutsche Unternehmen Tegut übernommen hat, ist eine Menge Blut, Schweiss, Tränen und Geld von Zürich nach Fulda geflossen. Nun ist es für einmal umgekehrt – eine Tegut-Errungenschaft ist nun in die Schweiz gekommen.

Dieser Artikel ist bereits Ende Mai 2022 erschienen. Aus aktuellem Anlass publizieren wir ihn in einer angepassten Version nochmals.