Milliardenwert: Die Immobilien der Grossbank Credit Suisse am Zürcher Paradeplatz und in der ganzen Schweiz

Am Paradeplatz in Zürich ist die frühere Rangordnung unter den Schweizer Banken schön zu sehen. Prächtig auf der einen Seite der Hauptsitz der Credit Suisse: Der Prunkbau mit der eleganten Ladenpassage Lichthof und vier Obergeschossen, 1877 von der ehemaligen Schweizerischen Kreditanstalt (SKA) bezogen, steht für Macht, Grösse, Glanz – es ist das in Sandstein gefasste Erbe des SKA-Gründers Alfred Escher. Geradezu kümmerlich im Vergleich wirkt der Flaggschiffbau der UBS auf der anderen Seite des Platzes. Hier residieren die 1998 fusionierten Emporkömmlinge mit Vorfahren aus Basel (Bankverein) und Winterthur (Bankgesellschaft). Dabei ist das frühere Bankverein-Gebäude noch nicht einmal der UBS-Hauptsitz. Dieser liegt, etwas diskreter, an der Bahnhofstrasse 45. Aus zwei Filialnetzen wird eines Doch der Eindruck täuscht. Längst hat die UBS die Credit Suisse überrundet, diese Woche auch noch geschluckt. Und die Wachablösung könnte nun auch physisch erfolgen, indem die UBS den CS-Hauptsitz verkauft oder sich selber darin einquartiert. Der Untergang des einst stolzen Instituts wäre auch symbolisch an seinem Machtzentrum vollzogen. Ähnliche Dramen könnten sich im ganzen Land abspielen. Denn die zwei Banken besitzen und mieten viele Geschäftsliegenschaften – von Genf bis Romanshorn. Nur schon das Filialnetz der Credit Suisse, obwohl in den letzten Jahren stark geschrumpft, ist 95 Standorte gross. Laut dem aktuellen Geschäftsbericht besitzt die Credit Suisse noch Gebäude im Wert von 859 Millionen Franken – 500 Millionen weniger als ein Jahr davor. Auf einen Teil dieser Flächen wird die UBS verzichten, wenn sie in den nächsten Jahren Milliarden Franken einsparen muss. Es bietet sich an, den Hebel bei den Immobilien der CS anzusetzen. Allein schon das Filetstück im Portfolio, der Hauptsitz, dürfte mehrere 100 Millionen Franken Wert haben. Der Wert des gesamten Gebäudekomplexes, der mehrere Häuser umfasst, beläuft sich nach Schätzung des Zürcher Unternehmensberaters Urs Hausmann gar auf deutlich über 1 Milliarde Franken. Den Uetlihof gab die CS 2012 auf Viel vom Tafelsilber hat die Credit Suisse allerdings bereits verkauft, darunter Dutzende Geschäftsstellen, aber auch Prestigebauten wie den Uetlihof oder den Leuenhof in Zürich. Und der Verkauf des Hotels Savoy, ebenfalls beim Paradeplatz, ist angestossen. Auch Mietverträge hat die CS viele aufgelöst, gerade letzte Woche gab sie ihren Auszug aus dem markanten Sunrise-Tower in Zürich-Oerlikon bekannt. Allein im Grossraum Zürich sprach die Bank in den letzten Monaten für 50’000 Quadratmeter Fläche Kündigungen aus – das schätzt Robert Hauri vom Immobilienberatungsunternehmen SPGI. «Wir sprechen von einer Prestigeadresse» Den Geschäftssitz soll Ex-Präsident Urs Rohner einst noch als unverkäuflich bezeichnet haben, doch solche Tabus sind jetzt Vergangenheit. «Am Stammhaus werden viele Player interessiert sein, falls dies nicht der neue Hauptsitz der Bank wird», sagt Donato Scognamiglio vom Immobilienberatungsunternehmen Iazi. «Wir sprechen von einer Prestigeadresse, es ist ein Topstandort für alle Firmen in der Schweiz.» Die Zukunft des Gebäudes ist auch in der städtischen Politik ein Thema. Finanzdirektor Daniel Leupi hofft auf eine «adäquate Lösung für den Traditionsbau», wie in der «Neuen Zürcher Zeitung» zu lesen ist. Tatsächlich lässt sich mit Büros und Ladenflächen bei der Bahnhofstrasse viel Geld verdienen, pro Quadratmeter werden hier jährlich Büromieten von bis zu 1000 Franken bezahlt. Wie lukrativ die Flächen sind, zeigt auch der Entscheid der Immobilienfirma Swiss Prime Site, das Warenhaus Jelmoli zu schliessen und das Gebäude anderweitig zu vermieten. Und Manor musste sein Warenhaus aufgeben, weil Swiss Life für das Gebäude mehr Miete verlangte. Ein rascher Abbau drängt sich nicht auf Was passiert mit den Geschäftsstellen schweizweit? Dort, wo UBS und CS in nächster Nähe Filialen unterhalten, ergibt eine Bereinigung Sinn. Auch bei der Bürofläche wird künftig gespart – schliesslich wird die Bank auch in der Schweiz voraussichtlich viele Stellen streichen. Die Rechnung ist schnell gemacht: 15 bis 20 Quadratmeter belegen Büroangestellte im Schnitt, wie es in der Immobilienbranche heisst. Über Nacht werden aber keine Filialen geräumt und Büros geschlossen. Schliesslich ist die Bank an zum Teil langjährige Mietverträge gebunden. Und ein schneller Abbau drängt sich auch nicht auf, weil die UBS das – sehr profitable – Schweizer Geschäft der Credit Suisse ausgliedern oder gar verkaufen könnte. Ein dritter Punkt: Geschäftsstellen zu verkaufen, ist aufwendig. «Eine Bankfiliale ist kein normales Gebäude, der Innenausbau ist teuer», sagt Donato Scognamiglio. «Wer die Liegenschaft übernimmt, muss viel investieren, um sie einem neuen Zweck zuzuführen.» «Der aktuelle Markt für Geschäftsimmobilien ist allerdings so stark, dass jede Liegenschaft einen Käufer findet. Die Frage ist nur, zu welchem Preis», sagt Scognamiglio weiter. Am ehesten kämen solche Gebäude für andere Banken infrage, glaubt der Immobilienexperte. Und hier sei schweizweit durchaus viel Interesse vorhanden. «Das Filialensterben bei den Banken ist eine Mär, es werden schweizweit auch neue Bankstandorte eröffnet.»

Milliardenwert: Die Immobilien der Grossbank Credit Suisse am Zürcher Paradeplatz und in der ganzen Schweiz

Was mit dem Prestigebau der Credit Suisse am Paradeplatz passiert