Nach der Übernahme: Das hat der VRP der Graubündner Kantonalbank Peter Fanconi mit der BZ Bank von Martin Ebner vor

Wer in diesen Tagen die frisch renovierte Kundenhalle der Graubündner Kantonalbank in Chur betritt, dürfte sich verwundert die Augen reiben. Denn hinter dem Empfangsschalter streckt sich ein sieben Meter hoher Holzturm in die Höhe. Holz stehe symbolisch für Graubünden, ebenso wie Licht, Heu oder Steine, erklärt Designer Rolf Sachs, der den 8 Millionen Franken teuren Umbau entworfen hat. «Ich hätte daher auch einen grossen Stein in die Halle stellen können, aber das wäre weniger zweckmässig», sagt der Designer beim Rundgang und lacht. Denn das Innere des Turms dient als Beratungsraum. Die Graubündner gehen auch geschäftspolitisch ungewöhnliche Wege: So verfolgt die Kantonalbank eine aktive Beteiligungspolitik, integriert ihre Zukäufe aber nicht. Der letzte Move der GKB sorgte in diesem Sommer schweizweit für Schlagzeilen, denn die Graubündner kauften 70 Prozent von Martin Ebners BZ Bank. Mit elf Vollzeitstellen und einem verwalteten Vermögen von knapp 14 Milliarden Franken ist die BZ Bank zwar ein Nischenplayer. Doch die Bank zehrt bis heute vom Mythos ihres Gründers. Martin Ebner hatte in den 1990er Jahren als aktivistischer Investor für Schlagzeilen gesorgt. Legendär sind seine Schlachten, die er mit dem Management von UBS, Roche und ABB austrug. Anfang des Jahrtausends verlor er beim Börsencrash fast alles, baute aber danach wieder ein Beteiligungsportfolio auf, das er über seine Investmentgesellschaft Patinex managt, der unter anderem die Fluggesellschaft Helvetic gehört. «Die BZ Bank bleibt als eigenständiges Institut erhalten und wird nicht integriert», sagt GKB-Präsident Peter Fanconi im Gespräch. «Und wir setzen auf eine noch hoffentlich lange Zusammenarbeit mit Martin Ebner.» Bisher habe die BZ Bank weder Kunden noch Mitarbeitende verloren, nachdem die GKB die Mehrheit übernommen hatte, so Fanconi. Seit Anfang November leitet nun mit Adrian Schneider ausgerechnet ein ehemaliger GKB-Manager die BZ Bank. Der 37-Jährige hatte zuvor das Investment Center der Kantonalbank geleitet. Die Graubündner übernehmen also die Macht bei der BZ? Fanconi entgegnet: «Der neue CEO wurde vom Verwaltungsrat der BZ Bank ausgesucht.» Und in dem Gremium bestehend aus drei Personen stellt die GKB derzeit nur ein Mitglied: Es ist Christoph Caviezel, der auch bei der GKB im Bankrat amtet und daher als Vertreter der Kantonalbank gilt. «Die Tatsache, dass die GKB im Verwaltungsrat keine Mehrheit stellt, ist ein weiteres Indiz für die Unabhängigkeit der BZ», sagt Fanconi. Veränderungen im Verwaltungsrat seien «irgendwann» einmal denkbar, derzeit sei hier aber nichts spruchreif. Zwischen der GKB und der BZ Bank soll es zudem kein forciertes Cross-Selling geben, versichert der Bank-Präsident. So bekämen Kundinnen und Kunden der GKB Zugang zu den Beteiligungsgeschäften der BZ Bank im Bereich Private Equity – solch ein Angebot fehlte bisher den Graubündnern. Umgekehrt steht den Kundinnen und Kunden der BZ Bank das ganze Finanzierungsangebot der GKB zur Verfügung. «Aber kein Berater bekommt eine Kommission dafür, dass er Geschäfte an die BZ Bank vermittelt», so Fanconi. Was soll das Ganze dann? Die Beteiligungsstrategie der GKB folgt einer Portfolio-Logik: Jedes zugekaufte Unternehmen soll aus sich heraus prosperieren, ohne zu einer forcierten Kooperation mit der Eignerin gezwungen zu werden. Neben der BZ Bank besitzen die Graubündner eine Mehrheitsbeteiligung an der Privatbank Bellerive, dem Vermögensverwalter Albin Kistler sowie eine Minderheitsbeteiligung am Versicherungs-Assetmanager Twelve Capital. Die Beteiligungen sollen der GKB Erlös-Quellen erschliessen, die weder am Zinsgeschäft noch an der wirtschaftlichen Entwicklung des Heimatkantons Graubünden hängen – denn die ist tendenziell rückläufig. Laut Bank-Präsident Fanconi erwirtschaftet die GKB bereits gut 40 Prozent ihrer Einnahmen ausserhalb des Zinsgeschäftes, also aus anderen Produkten als Krediten, Hypotheken und Spareinlagen. «Über die Hälfte davon stammt aus den Beteiligungen», erklärt er. Mittelfristig will die GKB rund die Hälfte ihrer Einnahmen abseits des Kredit- und Einlagegeschäftes erzielen. Dafür seien auch weitere Zukäufe denkbar, «etwa im Bereich Assetmanagement oder Nachhaltigkeit», so Fanconi. «Weitere Zukäufe hängen aber davon ab, ob es Opportunitäten gibt, wir haben keinen Kaufdruck», betont er. Zukäufe im Ausland schliesst er aus. Zudem will die GKB keine Filialen ausserhalb der Kantonsgrenzen eröffnen, so wie das zum Beispiel die St. Galler oder die Luzerner Kantonalbank tun. Die Heimatverbundenheit der GKB ist damit nicht nur bei der Gestaltung der neuen Kundenhalle zu sehen. Und Martin Ebner selbst? Der Investor wollte sich auf Anfrage nicht zum Verkauf seiner Bank äussern.

Nach der Übernahme: Das hat der VRP der Graubündner Kantonalbank Peter Fanconi mit der BZ Bank von Martin Ebner vor

Was die Graubündner Kantonalbank mit Ebners BZ Bank vor hat