Nach Kritik am Einstieg: Saudi National Bank spielt Bedeutung von CS-Beteiligung herunter

Der Präsident der Saudi National Bank (SNB), Ammar Al Khudairy, hat sich gegenüber der «Financial Times» verwundert gezeigt, welches Medienecho der Einstieg der saudischen Staatsbank ins Kapital der Credit Suisse (CS) ausgelöst hat. Dies beruhe offenbar auf einem Missverständnis, so der SNB-Präsident. «Dass die Presse so viel darüber berichtet hat, ist auf eine Reihe von Gründen zurückzuführen, unter anderem darauf, dass die Leute sagten: ‹Ach, die ziehen nach Europa?›», erklärte er. Aber «wir unterschreiben Schecks von dieser Grösse regelmässig, ich kann Ihnen versichern, das ist nur ein weiterer Scheck in dieser Grössenordnung». Im Zuge der Kapitalerhöhung der CS war die SNB mit knapp 10 Prozent ins Kapital der Grossbank eingestiegen und hatte rund 1,5 Milliarden Dollar dafür ausgegeben. Dies hatte in der Schweiz für massive Kritik gesorgt. So wurde die Sorge laut, dass die SNB, die mehrheitlich dem saudischen Staat gehört, Einfluss auf die Geschicke der zweitgrössten Schweizer Bank nehmen könnte. CS-Beteiligung entspricht 2 Prozent des Portfolios Al Khudairy betonte dagegen, dass die Beteiligung nur eines von vielen Finanzinvestments sei. Das zeige sich allein an der Dimension: Die Kapitalspritze für die CS entspreche lediglich 2,2 Prozent des Investmentportfolios der SNB, so ihr Präsident, umgerechnet wären das «nur rund drei Monate unseres Gewinns». Das Investment sei auch kein Startschuss dafür, dass seine Bank nun in Europa expandieren wolle. «Über 95 Prozent dessen, worauf wir fokussieren, dreht sich darum, wie wir unsere dominante Postion in Saudi-Arabien ausbauen können», erklärte der SNB-Präsident. Die CS könne mit ihrer Erfahrung in der Vermögensverwaltung helfen, dass die Staatsbank ihren Rückstand gegenüber europäischen und US-Banken aufholen könne. Seine Bank wolle die CS-Beteiligung einige Jahre oder länge halten, diese hänge von den Marktbedingungen ab, so Al Khudairy. Die SNB ist mit einem Marktanteil von 30 Prozent Marktführer in ihrer Heimat. Das Institut ging 2021 aus der Fusion der Samba Financial Group und der National Commercial Bank hervor und beschäftigt rund 4500 Menschen. Sorge vor dem langen Arm des Prinzen Die Kapitalmehrheit der SNB gehört dem Staat, wie zum Beispiel dem saudischen Staatsfonds, der von Kronprinz Mohammed bin Salman präsidiert wird. Er ist der starke Mann des Landes. Ihm wird vorgeworfen, für die Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi verantwortlich zu sein. Daher sorgte der Einstieg der saudischen Staatsbank für einen Aufschrei in der Schweiz. Die Aktionärsvereinigung Ethos wollte ihn verhindern. Auch die Compliance-Expertin Monika Roth übte scharfe Kritik daran. «Vom mutmasslichen Mörder zum begehrten Geschäftspartner – das nennt man Opportunismus», sagte sie der NZZ dazu, dass die Geschicke der SNB am Ende von bin Salman gelenkt würden. «Zudem sollte man sich die Frage stellen, weshalb die Saudis überhaupt in die CS investieren wollen. Als reines Finanzinvestment sehe ich das nicht. Offenbar geht es ihnen vor allem um die sozialwirtschaftliche Geltung in Europa», sagte Roth. Auch der Vertreter der US-Nicht-Regierungsorganisation Dawn, Abdullah Alaoudh, warnte davor, mit dem Prinzen bin Salman Geschäfte zu machen. Mit den Investments im Ausland gehe es den Machthabern nur darum, die eigene Weste weisszuwaschen, so Alaoudh in der «Sonntagszeitung». Einen Sitz im Verwaltungsrat der CS strebt die SNB dem Vernehmen nach nicht an. Das entspricht der Haltung, dass die SNB ihre CS-Beteiligung nur als Finanzinvestment sieht. Die Äusserungen des Präsidenten der SNB werden vermutlich nichts daran ändern, dass die Rolle der Bank vom Golf als Grossaktionärin weiterhin mit Argusaugen verfolgt werden wird.