Mehr Schmach geht nicht. Vor exakt einem Jahr, da kürte Paul Bulcke seinen Kollegen Laurent Freixe zum Nestlé-Konzernchef; nun, gerade mal zwölf Monate später, stellte er ihn fristlos vor die Tür. Ein bitteres Ende für Freixe und ein grober Nackenschlag für den Nestlé-Präsidenten. Bulcke und Freixe, bis vor wenigen Tagen das Spitzenduo beim grössten Schweizer Konzern, verbindet viel: Insgesamt 85 Jahre verbrachten sie beim selben Arbeitgeber. Beim Rausschmiss seines alten Kumpels brachte Bulcke nur noch ein paar knappe Worte des Dankes über die Lippen. Freixe – ein Kapitel, das man schnell abhaken will.
Eine Liebesbeziehung mit einer untergebenen Kaderfrau, die er leugnete, kostete den CEO die Karriere; die Geliebte, die er protegierte und beförderte, schmiss er selber Mitte Juni raus, der US-Chef, der den Big Boss offen kritisierte, ging schon früher. Es bleiben nur Verlierer. Zu ihnen gehört auch Bulcke. Gerne wäre er bis 2027 auf dem prestigeträchtigen Präsidentenstuhl geblieben. Im Verwaltungsrat fand er in den letzten Monaten immer weniger Zuspruch, auch die Investoren zweifelten: Das Resultat seiner Wiederwahl war 84,8 Prozent, weniger als mau. Nun geht er 2026, einen vorzeitigen Rücktritt zieht er offenbar auch nach dem Fiasko mit Freixe nicht in Betracht.