«Ab Sommer 2019 finden Sie die komplette Produktvielfalt von Otto auch in der Schweiz.» So stand es bis vor Kurzem auf der Schweizer Website des deutschen Versandhändlers, der mit einem Umsatz von 7,7 Milliarden Euro zu den Grossen im E-Commerce zählt.

Doch der Termin ist nicht zu halten: «Wir können in der Schweiz frühestens 2020, eher aber 2021 starten», sagt Harald Gutschi, Geschäftsführer der österreichischen Otto-Tochter Unito, die für die Otto-Geschäfte in Österreich und der Schweiz zuständig ist.

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Causa Otto versus Otto's lähmt den deutschen Giganten

Grund dafür ist der Namensstreit, den sich die Deutschen mit dem hiesigen Discounter Otto’s liefern. Als das Bundesgericht im Juni eine Beschwerde von Otto’s in Teilen guthiess und das Verfahren ans Kantonsgericht Luzern zurückschob, zeichnete sich die Verschiebung ab.

Für Otto ist das ärgerlich. Die Dachmarke verfüge hierzulande über grosse Bekanntheit, sagt Gutschi. Schweizer Kunden würden die Marke Otto kennen und bestellten online im Ausland: «Uns erreichen in Deutschland und Österreich jährlich Millionen von Web-Visits aus der Schweiz.» Beim Abholmodus spiele der übliche Grenzverkehr: «Die Schweizer lassen ihre Einkäufe auf Otto.de und Ottoversand. at in der Regel in eine grenznahe Poststelle liefern und holen sie dort ab.»

Otto-Gruppe macht mit Versandhandel heute 400 Millionen Umsatz in der Schweiz

Bis sich die Causa «Otto versus Otto’s» klärt, muss sich der deutsche Riese mit dem Versandgeschäft begnügen, das er hierzulande betreibt. Gutschi: «Heute sind wir in der Schweiz mit Versandmarken wie Bonprix, Ackermann, Quelle, Heine und dem Jelmoli-Versand aktiv. Wir erreichen Kunden in 1,5 Millionen Schweizer Haushalten. Zu 80 Prozent sind die Kunden weiblich.»

Experten schätzen, dass die Otto-Gruppe damit in der Schweiz rund 400 Millionen Franken umsetzt, was gemäss Gutschi «im realistischen Bereich» liegt. Bis es zum geplanten Otto-Vorstoss kommen kann, müssen nun zunächst wieder Gerichtsmühlen mahlen.

«Scharren seit zwei Jahren mit den Hufen»

Wie es im positiven Fall hierzulande laufen soll, ist für Gutschi klar: Geplant ist ein reiner Online-Auftritt. Dieser soll sich über das bisherige Hauptfeld Mode hinaus zusätzlich mit den Themen Einrichtung, Elektronik und Elementen aus dem Baumarkt profilieren. «Wir scharren seit zwei Jahren mit den Hufen. Aber bevor wir starten können, muss die Rechtslage geklärt sein.» Auf der Otto-Site ist das terminlich schon eingepreist. «Sommer 2019» wurde ersetzt. Neues Wording: «In Zukunft»

Andreas Güntert
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