Die Zeit der Ölmultis schien abgelaufen, doch seit dem Ukraine-Krieg erleben sie ein Comeback an den Börsen. Die Aktien von Technologie-Konzernen leiden dagegen besonders deutlich.

Der Kurssturz an den Aktienmärkten seit Beginn des Ukraine-Krieges wirbelt das Ranking der 100 wertvollsten börsennotierten Unternehmen durcheinander. Der saudische Ölkonzern Saudi Aramco verdrängte im ersten Halbjahr Apple auf Platz zwei, wie aus einer Untersuchung des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY hervorgeht.

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Die Börsenturbulenzen trafen vor allem die Technologiekonzerne hart, Energieunternehmen erlebten dagegen eine Renaissance. Deutsche Konzerne sind erstmals seit Beginn der EY-Erhebungen im Jahr 2006 nicht mehr unter den Top 100 vertreten.

Apple ist nur noch auf Platz zwei rangiert

Mit einem Börsenwert von 2,3 Billionen Dollar (rund 2,2 Billionen Euro) zum Stichtag 30. Juni 2022 war Saudi Aramco den Angaben zufolge das teuerste Unternehmen der Welt. Der Tech-Gigant Apple, der Ende 2021 noch an der Spitze der Top 100 stand, landete mit 2,2 Billionen Dollar auf Rang zwei.

Der Kursrutsch an den Weltbörsen vernichtete im ersten Halbjahr 2022 Billionen-Werte. Allein die Marktkapitalisierung - also der Wert der an der Börse gehandelten Aktien - der 100 teuersten Unternehmen sank den Angaben zufolge im Verlauf der ersten sechs Monate um 17 Prozent oder 6,1 Billionen Dollar auf rund 29,8 Billionen Dollar.

Der Börsenwert der lange favorisierten Technologiekonzerne brach dabei gegenüber dem Jahresende 2021 (Stichtag: 31.12.2021) um 28 Prozent ein. Die Öl- und Gasunternehmen unter den Top 100 steigerten ihren Börsenwert gegen den Trend um 19 Prozent.

Konzerne gewichten die Profitabilität neu stärker

«Zuletzt setzten Investoren eher auf Profitabilität als auf Wachstum», erläuterte Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY Deutschland. «Das Geld sitzt nicht mehr so locker, die Anforderungen an Zielunternehmen und ihre Finanzkennzahlen steigen.»

Weiterhin dominieren den Angaben zufolge US-Konzerne das Ranking. Unter den Top 10 finden sich zum Stichtag Microsoft, die Google-Muttergesellschaft Alphabet, Amazon, Tesla, die Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway, der Krankenversicherer Unitedhealth, der Pharma- und Konsumgüterkonzern Johnson & Johnson sowie der Facebook-Konzern Meta.

Das wertvollste europäische Unternehmen war Ende des ersten Halbjahres der Westschweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé auf Rang 20. Als der am höchsten bewertete deutsche Konzern kam der Software-Anbieter SAP auf Platz 113, die Deutsche Telekom lag auf Rang 120.

Bei Tech ist Europa im Hintertreffen

Ahlers rechnet damit, dass der Digitalisierungsschub, den die Corona-Pandemie ausgelöst hat, die Wirtschaft und die Börsen in den kommenden Jahren entscheidend prägen dürfte. Hier seien Europa und Deutschland schwach aufgestellt. Von den aktuell 23 Technologieunternehmen im Top-100-Ranking haben demnach 17 ihren Hauptsitz in Nordamerika, vier in Asien und nur zwei in Europa.

Insbesondere der Digitalisierungstrend liess das Gewicht Europas an den Weltbörsen den Angaben zufolge in den letzten Jahren schrumpfen. Vor der Finanzkrise Ende 2007 kamen demnach noch 46 der 100 wertvollsten Unternehmen rund um den Globus aus Europa. Inzwischen sind es nur noch 16. 

(sda/mbü)