Rolex bleibt einsame Spitze, Cartier wird die Nummer zwei

Das Jahr 2021 wird als hervorragendes Jahr in die Geschichte der Schweizer Uhrenindustrie eingehen. Noch nie hat die Branche mehr Umsatz gemacht: 31,2 Prozent mehr als 2020 und 2,7 Prozent mehr als 2019, also vor dem Corona-Einbruch. Konkret sind im letzten Jahr Uhren im Wert von 22,3 Milliarden Franken exportiert worden. Die Stückzahlen der exportierten Uhren liegen allerdings noch immer fast fünf Millionen Stück hinter 2019 zurück. Der Erfolg der Branche als Ganzes wird allerdings nicht von allen Marken gleichermassen getragen. Die Branche polarisiert sich immer deutlicher in klare Gewinner und ebenso klare Verlierer. Aktuell setzt sich die Industrie aus rund 350 Marken zusammen, wobei die allermeisten von ihnen quasi bedeutungslos sind, wie die jüngsten Zahlen zur Industrie von Morgan Stanley und Luxeconsult zeigen. So teilen sich 25 Marken 90 Prozent des Marktes für Schweizer Uhren, 13 Marken sorgen für drei Viertel des Umsatzes – und die Top 5 der grössten Uhrenmarken (siehe Tabelle unten) stehen für mehr als die Hälfte, konkret 53 Prozent, des Marktes. Das Ranking der grössten Schweizer Uhrenmarken zeigt für das Jahr 2021 verglichen mit dem Vorjahr diverse bemerkenswerte Verschiebungen: Mit einem Umsatz von 2,39 Milliarden Franken hat die Richemont-Marke Cartier die Swatch-Group-Marke Omega vom zweiten Platz hinter Rolex verdrängt. Zwar konnte Omega die Verkäufe verglichen mit 2020 um 25 Prozent auf 2,2 Milliarden Franken steigern, Cartier aber legte um fast 47 Prozent zu. Vom sechsten auf den vierten Platz verbesserte sich Audemars Piguet (AP) mit einem letztjährigen Umsatz von 1,58 Milliarden Franken. AP hat mit Erzrivale Patek Philippe die Plätze getauscht und auch die zweitgrösste Marke der Swatch Group, Longines, überholt. Der Aufstieg von Richard Mille scheint unaufhaltsam. 2017 lag die junge Marke mit einem Umsatz von 180 Millionen Franken noch ausserhalb der Top 30, letztes Jahr mit Verkäufen von 1,13 Milliarden Franken auf Platz sieben. Die Marke der Superreichen, deren Uhren im Schnitt 226’000 Franken kosten und damit so viel wie bei keiner anderen Marke, ergänzt den sogenannten Milliardärs-Club wieder auf sieben Brands. Bis 2019 gehörte der siebte Platz im Milliardärs-Club der drittgrössten Swatch-Group-Marke Tissot. Diese liegt mit 850 Millionen Franken nun auf Platz acht. Mit einem Umsatz von 8,05 Milliarden Franken ist und bleibt Rolex die unangefochtene Spitzenreiterin im Markt. Rolex allein macht rund 1 Milliarden Franken mehr Umsatz als die 17 Marken der Swatch Group zusammen – und Rolex kommt auf den gleichen Marktanteil wie die fünf nachfolgenden Wettbewerber zusammen. Keine andere Luxusmarke in keinem anderen Segment des Luxusmarktes von Mode über Handtaschen bis hin zu Schmuck hat eine derart dominante Rolle wie Rolex im Uhrengeschäft. Neben der Richemont-Marke Cartier hat auch die Richemont-Marke Vacheron Constantin mit einem Plus von 53 Prozent ein hervorragendes Wachstum hingelegt. Die Uhren-Division von Hermès hat die Verkäufe um fast drei Viertel gesteigert. Verkäufe sind das eine, Gewinne das andere. Und die sind im Uhrengeschäft gemäss den Daten von Morgan Stanley und Luxeconsult noch ungleicher verteilt als die Umsätze. So schätzen die Analysten, dass die vier grössten, privat gehaltenen Marken (Rolex, Audemars Piguet, Patek Philippe, Richard Mille) für 43 Prozent des Umsatzes verantwortlich sind, damit aber 61 Prozent der Gewinne der gesamten Branche einfahren.