Geschlossene Lifte und Pisten – der Sturm brachte gestern in Andermatt UR den Betrieb durcheinander. Nur wenige Skifahrer dürften sich auf die Pisten verirrt haben. Der Start ins 2019 ist aber gelungen: Am 1. Januar zählte das Skigebiet 12'000 Wintersportler, so viele wie noch nie zuvor.

Andermatt-Investor Samih Sawiris (61) zeigte sich gestern in Zürich denn auch in bester Laune. Alle wichtigen Indikatoren entwickelten sich positiv, freute er sich zusammen mit dem Orascom-CEO Khaled Bichara (47). Sie präsentierten ihren Plan, mit dem Sawiris' Konzern Orascom in den nächsten zwei Jahren wieder die knappe Mehrheit – 50 Prozent plus eine Aktie – von Andermatt Swiss Alps (ASA) übernehmen soll.

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«Andermatt hat die kritische Grösse erreicht»

«Ich sehe Andermatt nun nicht mehr als Projekt, sondern als Destination, welche die kritische Grösse erreicht hat», sagt Sawiris. Jetzt gehe es darum, gesund zu wachsen. Dafür brauche es mehr Effizienz, aber weniger Vision. Seine Stärke sei das nicht, jetzt seien Profis und Zahlenmenschen an der Reihe, wie der Orascom-CEO einer sei. In Zukunft müsse sich alles lohnen. «Wenn wir aus einem Franken nicht zehn machen können, dann behalten wir lieber den Boden.»

Sawiris sieht Andermatt auf einem guten Weg, vielen Schweizer Skigebieten stellt er aber ein schlechtes Zeugnis aus. Ihr Problem: fehlende Koordination. «Wenn Lifte schliessen, dann haben Hotels keine Chance, ihre Betten zu füllen. Die Saison wird unnötigerweise immer kürzer. Das ist ein Fehler.»

«Zusammenarbeit lohnt sich»

Das habe er auch in Andermatt und mit dem Chedi erlebt. Denn: «Wenn die Bahnen pro Tag 2000 Franken Verlust machen, die Hotels aber 20'000 Franken vorwärts, dann lohnt sich die Zusammenarbeit.» Unter kurzen Saisons leide auch die lokale Bevölkerung. Dann fehlen Jobs für die Einheimischen. Zudem würden die Orte ständig zwischen «Stau und Geisterstadt hin und her pendeln». Andermatt soll deshalb eine Ganzjahresdestination sein.

Mehrere Ausländer investieren Geld in Schweizer Skigebiete. In Saas-Fee VS schiesst der österreichische Schröcknadel-Clan – Vollprofis im Bau und Unterhalt von Skianlagen – dringend benötigte Millionen ein. In Crans-Montana verhinderte der tschechische Investor Rodovan Vitek, dass die Skiliftbügel für immer abmontiert wurden.

Schweizer Investoren fehlt es an Geduld

Sind Ausländer also die Retter in Not? «Nicht unbedingt», so Sawiris. «Das Problem bei einheimischen Investoren ist, dass sie nicht bereit sind, 10 bis 12 Jahre zu warten, bis sich nur schon erste, kleine Erfolge einstellen.» Er meint: Schweizer Investoren fehlt es nicht an Geld, aber an Geduld und Weitsicht.

Noch schlechter steht es um kleine Skigebiete, die zusätzlich mit dem Klimawandel zu kämpfen haben. «Kleine Skigebiete brauchen einen wie mich!», sagt er selbstbewusst. Und er meint es ernst. Die Orte sollten über die Bücher gehen, Pläne ausarbeiten und dann mutig auf Investoren zugehen. Dass Kleine aber sterben werden, glaubt auch Sawiris. «Small is beautiful – leider stimmt das nicht mehr», sagt er. «Alleine waren Sedrun und auch Andermatt holprig unterwegs. Zusammen geht es aufwärts.»

Dieser Artikel wurde zuerst im Wirtschaftsressort des «Blick» veröffentlicht.