Wegen der Corona-Krise sind weltweit die Airlines in Not, viele bauen auf Staatshilfe. Auch die Lufthansa-Tochergesellschaft Swiss hofft auf Hilfe vom Staat. Eine Stützung durch Steuergelder der Eidgenossenschaft wird diskutiert.

Jetzt schaltet sich die SVP ein und knüpft harte Bedingungen an eine solche Aktion. «Der Bund darf die Swiss retten, aber nur wenn er oder Schweizer Investoren die Firma zurückkaufen können», sagt SVP-Nationalrat Thomas Matter (ZH) gegenüber der «Handelszeitung».

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Diese Strategie habe die SVP-Spitze am Montagabend unter anderen Themen in einer Telefonkonferenz einhellig bejaht. Matter ist Mitglied der Wirtschaftskommission und Teil der SVP-Parteispitze.

Der deutsche Lufthansa-Konzern hatte die Swiss im Jahr 2005 für 310 Millionen Euro von der Eidgenossenschaft, dem Kanton Zürich und Schweizer Grossbanken gekauft. Der Deal wurde damals monatelang im Geheimen verhandelt.

Forderung an Bundesrat

«Der Mutterkonzern Lufthansa hat seit der Übernahme mit der Swiss-Tochtergesellschaft mehrere Milliarden Franken verdient», so Matter. Deshalb stehe die Lufthansa jetzt auch finanziell in der vollen Verantwortung: «Wäre die Lufthansa nicht zum Verkauf bereit, so kommt eine Rettung mit Schweizer Staatsgeldern nicht in Frage.» Die Swiss dürfte von der Schweiz nur dann gerettet werden, wenn die Aktienmehrheit an der Airline an den Bund und allenfalls private Schweizer Investoren übergehe.

«Airlines sind systemrelevant»

Für Branchenexperten wie Max Oldorf vom Aviatik-Analyseunternehmen ch-aviation in Chur spreche derzeit viel dafür, Airlines zur Not mit Staatshilfe zu retten. «Auch wenn es viele Menschen nicht hören wollen: Airlines sind systemrelevant, sie stellen den öffentlichen Transport sicher, national und international. Sie sind elementar wichtig für die Gesellschaft und die Wirtschaft, die kann man nicht pleite gehen lassen, sonst bricht das Verkehrssystem zusammen.» Und: «Die Swiss ist ein Garant für den Wohlstand der Schweiz

Nach Meinung von Oldorf könne Swiss allerdings niemals alleine – ohne die Einbindung in ein weltumspannendes Netz wie das der Lufthansa – finanziell stark genug sein, um profitabel bestehen zu können. «Swissair und auch Swiss in der Anfangszeit haben es nie geschafft, eine kritische Masse zu erreichen, um zu überleben.» Falscher Patriotismus führe oft dazu, dass kleinere Airlines vom Staat ständig unterstützt werden müssten, sagt Oldorf. Ein anschauliches, negatives Beispiel dafür sei die polnische LOT.

Vorteil, zur Lufthansa zu gehören

Nun dränge die Zeit: Das Geschäft der Airlines sei extrem Cash-Flow-abhängig. «Jetzt im Frühjahr zieht das Airline-Business wieder etwas an. Wenn da wochen- oder sogar monatelang das Geschäft ausfällt, weil es keine Buchungen gibt, dann sind die meisten Airlines finanziell sofort am Ende. Es ist generell ein Geschäft mit extrem niedrigen Margen.»

Auch die Swiss, die bisher immer sehr profitabel unterwegs war, werde Hilfe benötigen, sonst sei der wirtschaftliche Schaden für die Schweiz enorm. Es gebe nur wenige kleine Länder, die wie die Schweiz so gut in Sachen Aviatik verbunden seien. Diesen Wettbewerbsvorteil würde die Schweiz verspielen, wenn nun die Swiss auf einen Mini-Anbieter reduziert werde.

Die Swiss haben den grossen Vorteil, dass sie Teil der Lufhansa-Gruppe sei. Der Konzern sei zwar wegen Covid-19 in der Krise, grundsätzlich aber solide aufgestellt. «Um die Lufthansa-Gruppe mache ich mir weniger Sorgen als etwa Alitalia oder Air-France-KLM.»

Swiss stellt Geschäftsleitung neu auf

Markus Binkert, der langjährig Geschäftsleitungsmitglied bei Swiss war und nun als CCO für den Lufthansa-Hub München verantwortlich ist, kehrt nach Zürich zurück und übernimmt den vakanten CFO-Posten bei Swiss.

Thomas Frick, Accountable Manager und Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung von Swiss, übernimmt die wieder eingeführte Funktion des COO.

Die neue Geschäftsleitung setzt sich so zusammen: Thomas Klühr (CEO), Tamur Goudarzi-Pour (CCO) sowie neu Markus Binkert (CFO) und Thomas Frick (COO). Infolge dieser neuen Konstellation wird die erweiterte Geschäftsleitung aufgelöst. Die Verantwortung für den Bereich Human Resources übernimmt Thomas Klühr.