Alle Anträge ohne Gegenstimmen angenommen – dieses Fazit an der GV einer Schweizer Firma ist definitiv passé. Zu spüren bekam dies vorab der Verwaltungsrat der Credit Suisse, der nur mit Ach und Krach wiedergewählt wurde. Präsident Axel Lehmann brachte es gerade mal auf 56 Prozent der Stimmen. Auch anderswo müssen Verwaltungsräte mittlerweile mit dem Widerspruch der Aktionärinnen und Aktionäre rechnen, zeigt eine Untersuchung zur GV-Saison 2023 durch Swipra. Die Expertin für Corporate Governance hat die Abstimmungsergebnisse von börsenkotierten Firmen unter die Lupe genommen.

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Aktionäre, aber auch Stimmrechtsberaterinnen seien ungleich kritischer und würden den Strategiegremien zunehmend ins Steuer greifen, lautet der Befund. Besonders stark werden Entscheide der VR-Präsidentinnen oder der Präsidenten von Kompensations- oder Nominierungsausschüssen hinterfragt. So weckte etwa die Vergütung der Geschäftsleitung lautstarken Widerstand an den Generalversammlungen aus. Aus gutem Grund: 2022 stieg die Honorierung der CEO in den SMI-Firmen um stolze 13,5 Prozent an. Das führte zu Konflikten an den GV: Bei 10 Prozent der Wahlen stimmen im Schnitt 44 Prozent der institutionellen Investoren gegen die Anträge des Verwaltungsrates – ein neues Allzeithoch. In Zeiten von steigenden Lebenshaltungskosten der Mitarbeitenden setzt diese Schere Gesprächsstoff an den GV ab. Zu spüren bekamen dies die Präsidenten der Kompensationsausschüsse, sie wurden im Schnitt mit 17 Prozent weniger Ja-Stimmen gewählt. 

Stefan Barmettler HZ
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