Warum Bucherer und Sotheby's zusammenarbeiten

Das Luzerner Familienunternehmen Bucherer und das seit 2019 dem in Zermatt lebenden Milliardär Patrick Drahi gehörende Auktionshaus Sotheby's wollen künftig zusammenarbeiten. Das ist erstaunlich – und erfreulich. Erstaunlich, weil die beiden Traditionshäuser – Sotheby's ist seit 1744 aktiv, Bucherer seit 1888 – seit Jahrhunderten um das gleiche Geld von vermögenden Kunden buhlen und im Geschäft mit Luxusuhren durch den Einstieg von Bucherer in den Secondhand-Markt zu Rivalen geworden sind. Erfreulich, weil es zeigt, dass das älteste Auktionshaus der Welt und einer der ältesten Uhren- und Schmuckhändler überhaupt die Zeichen der Zeit trotz einer geballten Ladung an Tradition durchaus lesen können – und sich entsprechend anpassen. Traditionshäuser, die mit der Zeit gehen So ist Sotheby's nicht mehr bloss ein Auktionshaus, sondern auch ein Online-Anbieter von Secondhand-Luxusgütern, der Ölgemälde von alten Meistern neben Uhren edler Manufakturen und Sneakers von Nike oder Converse verkauft, ohne Versteigerung. Auch Bucherer verkauft heute Uhren online, neue und gebrauchte. Zudem arbeiten die Luzerner mit vielen wichtigen Marken zusammen, um an Modelle zu kommen, die es unter dem Label «Bucherer Blue» exklusiv bei Bucherer verkauft werden; so bindet man Sammler an sich. Nun gehen beide Unternehmen noch einen Schritt weiter – und überwinden ihre Rivalität, indem sie zusammenarbeiten. Den Anfang der Partnerschaft markiert eine Ausstellung von Auktionsware in den Räumen der Genfer Vorzeige-Filiale. Ab Samstag zeigt Sotheby's eine Auswahl an Uhren, Sneakers, Schmuck und Taschen, die später in Genf und Online versteigert werden (siehe Bildergalerie). Und Bucherer bestückt die Sotheby's Uhren-Auktion vom 11. Mai mit Zeitmessern aus dem eigenen Secondhand-Bestand. Klingt simpel, ist aber in dieser Form bislang einzigartig. Und Erfolg versprechend. In erster Linie deshalb, weil es beiden Unternehmen die Chance gibt, mit den Kunden des jeweils anderen Partners in Kontakt zu kommen und den Kunden die eigene Kompetenz vorzuführen. Bucherer-Geschäftsleitungsmitglied Patrick Graf sagt es so: «Wir wollen beide unsere herausragende Expertise bei der Kuration einer Luxus-Lifestyle-Kollektion feiern.» Die neuen Partner wollen – je nach Erfolg des Auftakts in Genf – weiter zusammenarbeiten, möglicherweise auch in erweiterter Form. Mit Kunst, Oldtimern und Luxusuhren lässt sich gutes Geld verdienen